Drei Monate nach dem Brand: Bei „Tutti-Frutti Alimentar“ in Esch gammeln die Lebensmittel

Drei Monate nach dem Brand: Bei „Tutti-Frutti Alimentar“ in Esch gammeln die Lebensmittel

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Dort wo früher einmal ein Tante-Emma-Laden mit großem Lager war, liegen jetzt nur noch angekokelte Chipstüten, kaputte Weinflaschen und undefinierbare Kohlenreste auf dem Boden verteilt. Am 12. Mai 2019 brannte es im „Tutti-Frutti Alimentar“ in der Escher Joseph-Kieffer-Straße, direkt neben der Kontrollstation des SNCT. Die Feuerwehr brauchte mehrere Stunden, um den Großbrand zu löschen. Den Laden des 33-jährigen Nuno Sabugueiro konnten sie jedoch nicht mehr retten.

Beim Betreten des Geländes, direkt gegenüber den „Nonnewisen“, schlägt einem der süßlich-saure Geruch von vergammeltem Fleisch entgegen. Mücken und anderes Ungeziefer haben die verbrannten Überreste des Tante-Emma-Ladens eingenommen. Nuno Sabugueiro sitzt nebenan auf der Terrasse seines Restaurants „Tutti Churrasco“. Das Innere des Restaurants wurde von den Flammen zwar nicht verschont, konnte aber bereits wieder instand gesetzt werden. Der 33-Jährige trägt einen Verband am rechten Fuß, neben ihm stehen Krücken – er hat in diesem Jahr kein Glück. „Ich verstehe das nicht“, sagt er. „Niemand will uns helfen.“ Seine Frau Maryline steht neben ihm, den zwei Monate alten Sohn auf dem Arm. Sie war hochschwanger, als das Unglück geschah. 25.000 Euro kostet die Räumung seinen Aussagen zufolge.

Die soll er erst einmal aus eigener Tasche zahlen. Bis die Ermittlungen der Kriminalpolizei abgeschlossen sind, zahlt die Versicherung nicht. Wie das Feuer ausgebrochen ist, weiß Sabugueiro nicht. „Vielleicht war es ein Kurzschluss von einem der Kühlschränke“, vermutet er. Am 12. Mai war der junge Vater gerade nebenan im Restaurant angekommen und dabei, mit der Köchin Hähnchen zuzubereiten, als er plötzlich eine Explosion hört. „Wir sind sofort weggerannt“, sagt Sabugueiro. Danach kann er nur noch zusehen, wie sein Laden vor seinen Augen in Flammen aufgeht.

Explosion im Nebengebäude

Übrig bleiben ein Haufen Asche und ein beißender Gestank. Das schreckt die Restaurantgäste ab. „Unter den Planen sind die kaputten Tiefkühlschränke. Die sind immer noch voller Fleisch. Das vergammelt dort“, erklärt er. Selbst aufräumen kann er nicht, vor ein paar Wochen hat er sich die Sehne am Fuß durchgerissen. Weil der 33-jährige Diabetiker ist, heilt die Wunde nur sehr langsam. „Der ganze Stress hier macht es noch schlimmer“, sagt er. Im Hintergrund spielt seine fünfjährige Tochter mit Familienhund Baba, ein junger Frenchie. Seine dreijährige Tochter ist gerade bei ihrer Oma in Portugal im Urlaub.

Foto: Editpress/Alain Rischard

Der 33-jährige Ladenbesitzer fühlt sich von der Gemeinde und der Versicherung im Stich gelassen

„Ich muss meine Familie ernähren, ich kann die Räumung nicht aus eigener Tasche bezahlen. Das wenige Geld, das wir gespart haben, brauchen wir zum Leben“, sagt er. Den Vorwurf, er habe das Feuer selbst gelegt, um das Geld der Versicherung zu kassieren, will er sich nicht gefallen lassen. Die maximale Summe, die die Versicherung zahlt, sei lange nicht genug, um so ein Geschäft noch einmal genauso aufzubauen. In den vergangenen drei Monaten hat Sabugueiro bereits Unmengen an Verlusten gemacht. Vier Mitarbeiter musste er entlassen, weil für sie schlagartig keine Arbeit mehr da war. Bis August musste er ihnen noch ein Gehalt zahlen.

Foto: Editpress/Alain Rischard

Nuno Sabugueiro und seine Familie müssen tatenlos zusehen, wie die Lebensmittel vor sich hingammeln

„Tutti-Frutti Alimentar“ hat seit Dezember 2017 geöffnet. Laut eigenen Aussagen nahm der Geschäftsmann monatlich zwischen 40.000 und 50.000 Euro ein. Fast alle Escher Cafés haben ihre Getränke und Snacks bei ihm bestellt. Daneben hatte er Kunden im ganzen Land, von Petingen und Rodange über die Hauptstadt bis nach Ettelbrück, Diekirch und Wiltz. Diese sind inzwischen alle bei anderen Lieferanten. Ob sie zurückkommen, weiß Sabugueiro nicht. Er schätzt, dass er auch an Weihnachten noch nicht wieder aufmachen kann. Dabei ist das die umsatzstärkste Zeit im Jahr. Zahlreiche portugiesische Familien bestellen bei ihm Lebensmittel aus der Heimat für das Festessen.

Gemeinde sind die Hände gebunden

Seine drei anderen Lokale halten die Familie über Wasser. Nuno Sabugueiro gehört neben dem Restaurant noch das Café „The Bridge“ in der Kanalstraße sowie die „Tutti Sport“-Bar in der rue Zénon Bernard. Die wurde gerade renoviert, als das Feuer den anderen Laden zerstörte. Zuvor befand sich dort ebenfalls ein kleiner Tante-Emma-Laden. Aufgrund von Problemen mit Angestellten hat Sabugueiro beschlossen, das Lokal in eine Sportbar umzufunktionieren – mit Billard-Tischen, Kicker und Darts. „Das läuft zum Glück gut“, sagt der junge Geschäftsmann, „aber es reicht nicht, um alle Mieten zu zahlen.“ Die Zukunft ist für ihn ungewiss. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sind, weiß er nicht. „Niemand redet mit mir.“ Wieso die Gemeinde nicht hilft, versteht er nicht. „Sie müssten doch nur mit einem ihrer Lastwagen hier anfahren und alles aufladen“, sagt Sabugueiro.

So einfach scheint es jedoch nicht zu sein. Auf Nachfrage des Tageblatt sagt Bürgermeister Georges Mischo: „Uns sind die Hände gebunden.“ Die Verantwortung liege beim Mieter, dann beim Vermieter. „Wir können zudem nicht in laufende Ermittlungen eingreifen.“ Sollten diese erst einmal abgeschlossen sein, wird die Gemeinde bei Bedarf Hilfe anbieten, so Mischo.

Das Gesundheitsministerium war inzwischen mehrmals vor Ort. Im Falle eines Brandes sei es Standard, dass ein Vertreter sich einen Überblick über die Situation verschafft. „Hier war sofort klar, dass die Lebensmittel nicht mehr konsumiert werden dürfen und vernichtet werden müssen“, heißt es aus dem Ministerium. Darüber wären die Betroffenen informiert worden.

Bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, muss die Familie tatenlos das Chaos am Unglücksort mit ansehen. Eigentlich wollten sie die Sommermonate nutzen, um ein Haus in Esch zu kaufen. Dieses Projekt wurde vorerst auf Eis gelegt.

Nomi
16. August 2019 - 13.44

Wann, fir een Brandstefter ze identifizei'eren, net innerhalb vun 2-3 Wochen all Fakten zesummen gesicht ginn ass et so'u wei' so'u fir d'Kaatz !

Jacques Zeyen
16. August 2019 - 9.27

An där Sauerei fannen se deen bestëmmt net.

L.Marx
15. August 2019 - 21.14

Tja, bei esou engem Tornado-Schued brauch en och nët no engem eventuellen Täter ze sichen ...

Nomi
15. August 2019 - 16.46

Firwaat kann do net obgeraumt ginn ? Firwaat kann zu Hamm net obgeraumt ginn ? Setzt hei d'Justiz rem ob den Dossier'en fir se iwert 5 Johr auszebrei'en , oder ? Zu Petange/Bascharage wessen se wei' obraumen geht, vlaicht dei' fro'en ?