Sonntag19. Oktober 2025

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Betrug beim Online-BankingDrei BIL-Kundinnen aus Luxemburg berichten von hohen Verlusten – und beklagen mangelnden Schutz

Betrug beim Online-Banking / Drei BIL-Kundinnen aus Luxemburg berichten von hohen Verlusten – und beklagen mangelnden Schutz
Einige Kunden der BIL sind Opfer einer Online-Betrugsmasche geworden und haben Tausende Euro verloren Foto: Editpress/Julien Garroy

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Eine Online-Betrugsmasche hat BIL-Kunden aus Luxemburg erhebliche Geldsummen gekostet. Drei Frauen berichten, wie ihnen Tausende Euro abgebucht wurden – und warum sie sich von ihrer Bank im Stich gelassen fühlen.

Eine 66-jährige BIL-Kundin wurde am Montag beim Online-Banking um 8.800 Euro betrogen – und kritisiert, dass die Bank trotz Kenntnis der Betrugsmasche nicht rechtzeitig gewarnt hat (das Tageblatt berichtete). Die Täter erstellen dabei täuschend echte Fälschungen von Webbanking-Portalen – die Opfer gelangen zumeist über eine Suchmaschine darauf. Inzwischen haben sich weitere Opfer beim Tageblatt gemeldet.

Eine der Betroffenen hatte das Problem bereits im Mai. Sie ist Ende 60 und möchte anonym bleiben. „Ich habe das Online-Banking erst vor Kurzem angefangen“, sagt sie. „Ich war immer misstrauisch und habe es deswegen bis jetzt nicht gemacht – man hört immer wieder, dass etwas passiert.“ Nach langem Zögern habe sie es sich doch einrichten lassen. An einem Abend habe sie die Webseite der Bank aufgerufen – um zu üben, denn sie sei nicht mit Computern aufgewachsen. „Ich wollte mich nur einloggen, mein Konto ansehen und wieder herausgehen. Ich mache von diesem Konto keine Überweisungen“, sagt sie. Nach Eingabe ihrer Daten habe sie eine Meldung in Rot gesehen: 8.800 Euro seien abgebucht worden.

Sie habe sofort die Hotline des Bankenverbands (ABBL) und Luxtrust kontaktiert, um den Zugang zum Konto zu sperren. Alles sei innerhalb von 20 Minuten passiert. Dennoch sei das Geld am Morgen abgebucht worden, wie sie am darauffolgenden Tag in der Filiale in Düdelingen erfuhr. Ihr Fall sei nicht der einzige: „Als ich dort war, um den Vorfall zu melden, haben sie untereinander geredet – schon wieder eine Frau, der das passiert ist“, sagt sie. Ihr Konto sei seit dem 20. Mai gesperrt – „aus Sicherheitsgründen“. Würde sie es regelmäßig nutzen, stünde sie vor großen Problemen.

Mangelhafte Kommunikation

Die Betroffene kritisiert vor allem die mangelhafte Kommunikation der Bank. In Notfällen stünde kein Ansprechpartner rund um die Uhr zur Verfügung. Zwei von ihr verfasste Einschreiben an den CEO der BIL blieben bis dato ohne Antwort. „Ich werfe der Bank vor, dass sie nicht mit uns kommuniziert und dass sie ihre Systeme nicht verbessert“, sagt sie. „Sie müssten Verantwortung übernehmen.“

Der 56-jährigen Alice erging es ähnlich. Als sie am vergangenen Samstag eine Überweisung tätigen wollte, rief sie über Google die Website der BIL auf. Die ungewöhnlich lange Ladezeit beim Einloggen fand sie zunächst nicht verdächtig: „Anfangs dachte ich, es liegt am Wi-Fi, das ist hier normal“, sagt sie. Nach einer Weile habe sie ihr Telefon neu gestartet und das Konto erneut aufgerufen – und eine beunruhigende Entdeckung gemacht. Ihr Kontostand habe nur noch vier Euro betragen – 6.500 Euro seien abgebucht worden. 

Ich persönlich fühle mich nicht genug geschützt gegen solche Betrugsmaschen

Alice, betroffene BIL-Kundin

„Ich habe mich schrecklich erschrocken und sofort ausgeloggt“, sagt Alice. Danach sei ihr Konto nicht mehr zugänglich gewesen. Sie habe sich sofort mit der Polizei und Luxtrust in Verbindung gesetzt, um die nötigen Schritte einzuleiten. „Am Wochenende ist bei der Bank niemand zu erreichen, wir sind dann direkt am Montagmorgen zum Schalter und haben alle Konten und Karten sperren lassen“, sagt Alice. Die Bank habe zwar ein Protokoll aufgenommen, sie aber auch darüber informiert, dass sie für den Schaden nicht aufkäme – Alice habe ihre Daten freiwillig eingegeben. Die Verantwortung liege dadurch nicht bei der Bank.

„Man fühlt sich alleingelassen, die Bank zieht sich komplett aus der Verantwortung“, sagt Alice. Der kleine Mann werde im Regen stehen gelassen. Die Sicherheitsmaßnahmen der BIL reichen ihrer Ansicht nach nicht aus: „Ich persönlich fühle mich nicht genug geschützt gegen solche Betrugsmaschen.“ Erst am Montagabend habe das Finanzinstitut seine Kunden per Pressemitteilung gewarnt. „Sie haben kein Interesse daran, dass die Kunden ihr Geld zurückbekommen“, sagt Alice.  

Ich habe mich wie immer bei der BIL eingeloggt und vor meinen Augen gesehen, dass 4.200 Euro abgebucht wurden, und gleich darauf noch einmal 1.200 Euro

Josée, betroffene BIL-Kundin

Bei Josée wurden im Mai gleich zwei betrügerische Abbuchungen durchgeführt. „Ich habe mich wie immer bei der BIL eingeloggt und vor meinen Augen gesehen, dass 4.200 Euro abgebucht wurden, und gleich darauf noch einmal 1.200 Euro“, sagt die 59-Jährige. Während der zweiten Transaktion habe sie sich ausgeloggt, wodurch diese nicht durchgegangen sei. Die Täter hätten das Geld zuerst vom Sparkonto auf das Girokonto überwiesen und dann gestohlen.

„Vergangene Woche habe ich 1,57 Euro zurückerstattet bekommen, mehr konnten sie leider nicht finden“, sagt Josée. Die BIL habe ihr geraten, sich an den Verbraucherschutz zu wenden. Es sei traurig, dass vonseiten der Bank nichts geschehe. „Sie sagen einfach ‚Sie haben etwas gedrückt‘. Ich habe aber nichts anders gemacht als sonst.“ Sie habe die BIL-Website nicht über Google aufgerufen, sondern über den im Browser gespeicherten Link. Für die Bank habe sich der Fall jedoch erledigt – Josée habe ihre Luxtrust-Daten weitergegeben.

Schutzmaßnahmen der BIL

Die BIL gab am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage vom Tageblatt an, dass sie am Wochenende über die Betrugsmasche informiert wurde. Daraufhin seien „Analysen durchgeführt und Maßnahmen zur Eindämmung“ ergriffen worden. So würden Transaktionen auf bekannte Konten der Betrüger blockiert und bekannte Betrugsseiten umgehend gemeldet, damit sie schnellstmöglich entfernt werden. Darüber hinaus investiere die Bank kontinuierlich in die Sicherheit ihrer IT-Systeme, „um der ständigen Weiterentwicklung der Betrugsmethoden gerecht zu werden“. Die BIL betreibe seit Jahren eine Kampagne zur Sensibilisierung für digitale Sicherheit und biete eine rund um die Uhr zugängliche Präventions-Website, die über Betrugsarten und sicheres Online-Verhalten informiere.

Für die vom Betrug betroffenen Kunden sei eine spezielle Hotline (4590-7070) eingerichtet worden. Die Berater der BIL stünden den Kunden bei der Erstellung eines Betrugsdossiers für Überweisungen zur Seite. Auch ältere Menschen, denen der Umgang mit digitalen Werkzeugen schwerfällt, könnten spezielle Unterstützung erhalten.

Schwierig für beide Seiten

Die Rechtsabteilung des Verbraucherschutzes (ULC) bestätigt die Komplexität von Online-Betrugsfällen. „Natürlich haben Banken eine Beratungs- und Informationspflicht, aber ein Nullrisiko gibt es nicht“, heißt es auf Nachfrage vom Tageblatt. Im Allgemeinen werde es für die Bank ab dem Zeitpunkt, an dem der Kunde freiwillig seine persönlichen Daten im Netz eingibt, kompliziert. Natürlich seien da Pflichten, allerdings könne die Bank nicht für alles verantwortlich gemacht werden. Es komme schnell zu einem Punkt, an dem jeder dem anderen die Verantwortung zuschiebe. Deswegen müsse von Fall zu Fall unterschieden werden. Je raffinierter der Betrug, desto schwieriger sei es für beide Seiten. 


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Michaux Merle
12. Juli 2025 - 15.44

Das sind alles Leute die noch nie in ihrem Leben eine URL in die Addressbar eigegeben haben und offensichtlich schon gar nicht diese gebookmarkt haben.

Die benutzen für ALLES Google, das hier ist der Preis, Lehrgeld, nennt man das.

JUNG LUC
12. Juli 2025 - 10.34

"BIL bid net vill", wenn ich dieses lese.

Jemp
11. Juli 2025 - 21.13

d'Bank huet net de geringsten Interesse drun, fake-Iwerweisungen vun <10000 € reckgaengeg ze machen, well se secher sinn, datt de Client hinne kee Prozess mecht. Dat ging de Client mei deier ginn. Eis Justiz ass net gratis a ka weinst kompletter Ennerbesetzung keng Bagatelle verfollegen. A scho guer net geint Banken, dei ganz Armeien vun Affekoten beschaeftegen.

JJ
11. Juli 2025 - 19.52

Ech geheie meng Rechnungen emmer ewech
Do spuers de immens Suen

Grober J-P.
11. Juli 2025 - 17.30

Omi von nebenan macht es richtig, sammelt alle Rechnungen und fährt, solange die Knie noch mithalten, mit dem ÖT zur Filiale, leider nicht mehr im Ort, und bezahlt am Schalter. Die Leute hinter dem Schalter seien nicht amused, wenn ich mit dem ÖT zum Termin zu spät komme. Früher war trotzdem alles besser, die Leute hinter dem Schalter wechselten zu oft und das Pläuschchen wäre auch nicht mehr drin.
Gott sei Dank muss ich dieses Briborium nicht mehr lange mitmachen, bedauere die Jungen.

E Letzeboier
11. Juli 2025 - 17.22

Bank ass net Schold drun, wann Leit net virsichteg genuch sin.