Mit seiner Antrittsrede setzte der 78-Jährige den aggressiven Ton für seine zweite Amtszeit. Zugleich präsentierte sich der Immobilienmilliardär als Heilsbringer und sagte mit Blick auf das Attentat im Juli, das ihn um Haaresbreite verfehlte: „Ich wurde von Gott gerettet, um Amerika wieder großartig zu machen.“
Trump sprach von einer „korrupten und radikalen Elite“, die unter seinem Vorgänger Joe Biden die US-Bürger „verraten“ habe. Mit ihm werde nun ein „goldenes Zeitalter Amerikas“ anbrechen. „Amerikas Niedergang ist vorbei“, sagte Trump – zeitgleich kam aus dem Weißen Haus der erste Paukenschlag: „Präsident Trump wird sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen.“
Dann folgte die bekannte Tirade gegen „Millionen und Abermillionen krimineller Ausländer“, die abgeschoben würden. Zur Außenpolitik sagte Trump zunächst, er wolle als „Friedensstifter und Einiger“ auftreten – um nur wenige Minuten später ohne Umschweife Gebietsanspruch auf den Panamakanal zu erheben, den sich die USA „zurückholen“ würden. Er erhob den Vorwurf, dass die einst von den USA gebaute und für den Welthandel wichtige Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik inzwischen nicht mehr vom zentralamerikanischen Staat Panama, sondern von China kontrolliert werde. Und in einer Reverenz an seinen Hightech-Verbündeten Elon Musk: Die US-Flagge solle bald auf dem Mars wehen.
Schließlich kündigte er eine aggressive Zollpolitik an. „Ich werde sofort mit der Überarbeitung unseres Handelssystems beginnen, um amerikanische Arbeiter und Familien zu schützen“, sagte er. Statt US-Bürger zu besteuern, würden nun Zölle und Steuern gegen andere Länder erhoben, „um unsere Bürger reicher zu machen“.
Trump verfügt in seiner zweiten Amtszeit über mehr Macht als je zuvor: Beide Kammern des Kongresses werden von den Republikanern beherrscht, der Oberste Gerichtshof ist in seinem Sinne besetzt und er hat das Mandat eines überzeugenden Wahlsieges am 5. November im Rücken.
Viele der geladenen Gäste sprangen während seiner Antrittsrede immer wieder von ihren Sitzen auf und feuerten den Republikaner in seinen „America-First“-Ankündigungen mit Standing Ovations an. Unter den Ehrengästen waren alle lebenden ehemaligen US-Präsidenten, Trumps Familie, aber auch die Tech-Elite des Landes mit den Unternehmern Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Musk, deren Nähe zu Trump dessen Vorgänger Biden dazu veranlasste, vor dem Aufstieg einer Oligarchie in den Vereinigten Staaten zu warnen.
Melania Trump sorgt für Aufsehen
Wegen der Eiseskälte in Washington hatte Trump die Vereidigungszeremonie, die normalerweise auf den Stufen des Kapitols stattfindet, in die Rotunde des Kongressgebäudes verlegt. Zum Trost für seine Anhänger, die der Vereidigung nicht auf der National Mall beiwohnen konnten, wurde die Zeremonie live in Washingtons Capitol One Arena übertragen, die allerdings nur 20.000 Plätze hat. Dort wurde jede seiner Ankündigungen mit „USA! USA“-Rufen frenetisch bejubelt.
Es war ein zorniger Auftritt Trumps im Kapitol, jenem Ort, den fanatische Anhänger des Rechtspopulisten vor vier Jahren gestürmt hatten. Trump hatte damals seine Niederlage gegen Biden nicht akzeptiert, Chaos gestiftet und war Bidens Vereidigung ferngeblieben. Nur weil ihm mit seinem Wahlsieg das Comeback ins Weiße Haus gelang, entging der Rechtspopulist einem schwerwiegenden Strafprozess.
Seinen politischen Widersachern, die er für die zahlreichen Strafverfahren gegen ihn verantwortlich macht, hat Trump Vergeltung angekündigt – allerdings machte ihm der 82-jährige Biden, der Trumps Vereidigung mit versteinerter Miene verfolgte, in letzter Sekunde einen Strich durch die Rechnung (Siehe Seite 6).
Für Aufsehen bei der Vereidigung sorgte auch die neue First Lady Melania mit ihrem dunkelblauen Mantel mit weißem Kragen und einem großen dunklen Hut mit weißer Banderole. Der saß so tief, dass ihre Augen kaum zu sehen waren. Als Trump beim Einzug ins Kapitol seiner Frau einen Kuss geben wollte, erreichte er die Wange der First Lady nicht, sondern stieß sich an der Krempe ihres Hutes. Im Onlinedienst X schrieb jemand: „Ich weiß jetzt, warum Melania diesen breitkrempigen Hut trägt.“ (AFP)

Tech-Milliardäre in erster Reihe
Die Milliardäre der US-Technologie-Industrie haben bei der Vereidigung von Donald Trump zum US-Präsidenten besonders gute Plätze zugewiesen bekommen: Unternehmer Elon Musk, Meta-Chef Mark Zuckerberg und Amazon-Chef Jeff Bezos waren besser zu sehen als viele Mitglieder der neuen Regierung – eine beispiellose Demonstration ihrer Macht und ihres Einflusses im Weißen Haus. Auch Apple-Chef Tim Cook, Google-Chef Sundar Pichai und der Mitgründer der Suchmaschine, Sergey Brin, hatten prominente Plätze. Tiktok-Chef Shou Chew musste sich mit einem der hinteren Plätze begnügen, während das Schicksal seiner Videoplattform in den USA derzeit ungewiss ist. Obwohl die Plätze in der Rotunde des Kapitols begrenzt waren, durfte Zuckerberg in Begleitung seiner Ehefrau Priscilla Chan kommen und Bezos mit seiner Verlobten Lauren Sanchez. (AFP)

De Maart
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