EditorialDiskussionsbedarf bei der Kulturpolitik

Editorial / Diskussionsbedarf bei der Kulturpolitik
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Taina Bofferding (LSAP), Claude Meisch (DP), Meris Sehovic („déi gréng“), Georges Mischo (CSV), Marc Baum („déi Lénk“), Fred Keup (ADR), Chris Bernard (Piraten) und Luc Majerus (Fokus). Das Tageblatt-Rundtischgespräch zum Wahlbezirk Süden (heute um 19.00 Uhr im Escher Theater) verspricht, interessant zu werden. Bofferding und Mischo, zum Beispiel, sind nicht das, was man Freunde nennen würde, und auch zwischen Marc Baum und Fred Keup gab es schon so manchen rhetorischen Schlagabtausch.

Unvergessen bleiben die Worte des Linken-Politikers in Richtung des jetzigen Spitzenkandidaten der ADR im Süden. Im Corona-Ausweichquartier des Parlaments, im „Cercle Cité“, sagte Baum 2021 wortwörtlich: „Den Här Keup denkt bei Kultur un den Hämmelsmarsch, u Kierchen a Kathedralen. Ech hunn him nogelauschtert, seng Ried erënnert mech u Brach, al ofgestane Mëllech, déi just gutt dofir ass, d’Daarmflora unzereegen.“ Besonders ärgerte sich Baum damals über die, wie er es nannte, „Bigotterie“ Keups. Der hatte zuvor von politisch unkorrekter Kultur als spannender Kulturform gesprochen, obwohl er den Sänger Turnup Tun wegen Beleidigung in dessen Lied „FCK LXB“ vor Gericht gebracht hatte.

Bis jetzt war die Kultur, genau wie der Sport, kaum Wahlkampfthema. Dabei hätte sie eine stärkere Thematisierung durchaus verdient, vor allem im Post-Kulturjahr 2023 und demnach vor allem im Süden Luxemburgs. Die Escher LSAP möchte zum Beispiel einen Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung vom kommenden Freitag hinzufügen lassen, in dem es um die Verwaltung der Kulturinstitutionen der Stadt Esch geht. In erster Linie die FrEsch asbl., die eine Reihe der neuen Kulturhäuser betreut und auch für Veranstaltungen wie die „Nuit de la culture“ oder die „Francofolies“ verantwortlich zeichnet. Die Sozialisten verlangen konkrete Zahlen über die Kosten der Veranstaltungen und fragen nach der Implikation der lokalen und regionalen Akteure in die Projekte. Zudem möchte man Details zum von Reporter.lu thematisierten Streit rund um die Konschthal.

Interessant ist auch die Frage nach dem, was von Esch2022 übrig geblieben ist. Wie sieht die Bilanz des Kulturjahrs, abseits der Aussagen der Verantwortlichen (à la „ein voller Erfolg“), aus, und wurde überhaupt eine solche gezogen? Welchen Impakt hatte das Jahr auf die Bevölkerung, auf die Gastronomie, die Hotellerie oder die Geschäftswelt? Haben sich durch Esch2022 neue Zukunftschancen in diesen Bereichen eröffnet?

Unter dem Strich könnte mehr Transparenz in Sachen Kulturpolitik in Esch nicht schaden. Ob es das von den Escher Sozialisten geforderte externe Audit über die Finanzen und die Verwaltung der kommunalen Kulturpolitik geben wird, wird sich noch zeigen. Diskussionsstoff bietet die Aufarbeitung von Esch2022 und die Frage, wohin es in Zukunft mit der Kultur im Süden des Landes gehen wird, aber allemal.

liah1elin2
28. September 2023 - 14.35

Richtig Herr Müller, Kultur muss leben und gelebt werden. In Luxemburg fehlt dieses Verständnis und Engagement. Man vergnügt sich andersweitig bei Festen und Messen, was ok ist. Das Kulturjahr Esch 22 fühlte sich wie an wie nie dagewesen, leider.

Emile Müller
28. September 2023 - 8.57

Was wir heute in Luxemburg alles als "Kultur" feiern wollen/müssen, füllen eher kleine Nichen. Die Kultur und Kulturschaffenden blühen vorallem in lebendigen Städten auf, dort wo sie anhand von Publikum wachsen können, nicht bei uns, wo die Städte ab 17h leer sind und mit einigen Gelegenheitsbesuchen am Wochenende ist es halt nicht getan. Esch-2022 hat dies gezeigt, ein unübersichtliches Chaos dass grössenteils an den Leuten vorbeigezogen ist, kaum lokales Interesse ausserhalb der betroffenen Gemeinde schüren konnte und von dem aber auch gar nichts zurückgeblieben ist.