Donnerstag18. Dezember 2025

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Gemeindepolitik Dippach: Streit im Gemeinderat geht in die nächste Runde 

Gemeindepolitik  / Dippach: Streit im Gemeinderat geht in die nächste Runde 
In der rund 4.600 Einwohner zählenden Gemeinde geht es zurzeit hoch her. Alain Rischard

Nach der Erklärung der Sektionspräsidenten von DP, LSAP und CSV vor wenigen Tagen legt Sven Schaul jetzt nach. Der Oppositionsrat von der „Biergerinitiativ Gemeng Dippech“ unterstellt den handelnden Personen „Rufschädigung“ und „Ablenkungsmanöver“ und stellt nicht nur klar, sondern bringt weitere Fakten ins Spiel.

In ihrem Schreiben an die Medien vom 15. Dezember hatten die Sektionspräsidenten der LSAP, DP und CSV der Opposition im Gemeinderat, namentlich dem Vertreter der „Biergerinitiativ Gemeng Dippech“ Sven Schaul, Befangenheit unterstellt. Sie verwiesen darin auf seine Funktion als Präsident der Kulturkommission und brachten seine Mutter als Kulturschöffin ins Spiel – und somit eine gewisse Mitwisserschaft.

Dabei geht es um die Zeit des Vorgängers der aktuell in der Kritik stehenden ASBL „Vivre ensemble dans la commune de Dippach“, die bis 2023 „Promotion culturelle de la commune de Dippach“ hieß. Sven Schaul hat jetzt reagiert. In seinem Schreiben an die Redaktion des Tageblatt vom 17. Dezember 2025 stellt er klar, dass er von 2005 bis 2011 Präsident der Kulturkommission der Gemeinde war, und zwar als unabhängiges „Mitglied der Zivilgesellschaft“, wie es in dem Schreiben heißt.

Sven Schaul von der „Biergerinitiativ Gemeng Dippech“, die mit zwei Vertretern in der Opposition des Gemeinderates von Dippach vertreten ist 
Sven Schaul von der „Biergerinitiativ Gemeng Dippech“, die mit zwei Vertretern in der Opposition des Gemeinderates von Dippach vertreten ist  Foto: Editpress/Alain Rischard

Damals habe das Budget 20.000 Euro jährlich betragen und nicht, wie heute bei der Nachfolgeorganisation, 215.000 Euro jährlich. Schaul bekräftigt, weder Mitglied im Vorläufer der „Promotion culturelle“ noch beim 2023 gegründeten Nachfolger „Vivre ensemble“ gewesen zu sein. Etwaige Zusammenhänge zwischen seiner Person und den beiden ASBLs seien „haltlos“ und dienten „offenkundig der Ablenkung“ sowie der Rufschädigung, heißt es in Schauls Schreiben.

CSV-Gemeinderäte sind und waren involviert

.Viel mehr seien seine Oppositionskollegen von der CSV in die Belange beider ASBLs eingebunden. Schaul erwähnt namentlich den langjährigen und aktuellen CSV-Gemeinderat Carlo Neu sowie dessen Parteikollegen Patrick Gesellchen, ebenfalls aktuell Gemeinderatsmitglied. CSV-Rat Neu hatte nach Angaben Schauls jahrelang die Funktion des Schatzmeisters bei der „Promotion culturelle“ inne, CSV-Rat Gesellchen ist aktuell Schatzmeister beim Nachfolger „Vivre ensemble“.

CSV-Rat Patrick Gesellchen ist der Schatzmeister der ASBL „Vivre ensemble“, um die sich der Eklat in Dippach dreht
CSV-Rat Patrick Gesellchen ist der Schatzmeister der ASBL „Vivre ensemble“, um die sich der Eklat in Dippach dreht Foto: Editpress/Alain Rischard

Beide sitzen im Gemeinderat von Dippach. Er, Schaul, stelle nicht die Gesetzeskonformität der aktuellen ASBL „Vivre Ensemble“ infrage, sondern deren Existenzberechtigung. Deren Geschäftsgebaren werfe Fragen der Zweckbindung der zur Verfügung stehenden Mittel auf und zur Transparenz, heißt es in seinem Schreiben. Trainer und Coaches von Sportkursen, die von der Gemeinde angeboten werden, würden über die ASBL bezahlt, heißt es in dem Schreiben weiter.

Rückkehr zur alten Praxis

Er fordert weiterhin, zur alten Praxis zurückzukehren, indem alle Ausgaben für Gemeindezwecke wieder im Budget vorgesehen sein und direkt von der Gemeinde bezahlt werden sollen. Das hat er schon in seinem Schreiben an das Innenministerium am 28. November, das den Eklat ausgelöst hat, anklingen lassen. Das ermögliche Transparenz und eine Kontrollfunktion von allen Mitgliedern des Gemeinderates, heißt es weiter in seinem Schreiben vom 17. Dezember 2025 an die Redaktion.

CSV-Rat Patrick Gesellchen ist der Schatzmeister der ASBL „Vivre ensemble“, um die sich der Eklat in Dippach dreht
CSV-Rat Patrick Gesellchen ist der Schatzmeister der ASBL „Vivre ensemble“, um die sich der Eklat in Dippach dreht Foto: Editpress/Alain Rischard

Eine Pikanterie an den Vorgängen ist, dass der aktuelle Familienminister Max Hahn (DP) 2023 die Konvention zwischen der Gemeinde und der ASBL „Vivre ensemble“ ursprünglich unterschreiben sollte. Er war zwischen 2011 und 2023 Erster Schöffe in der Gemeinde Dippach. Entsprechende Dokumente liegen der Redaktion vor. Als er Familienminister wurde, ist DP-Parteikollege Luc Emering, heute Zweiter Schöffe in der Gemeinde Dippach, eingesprungen und hat die Konvention am 18. Dezember 2023 unterschrieben.

In dieser Konvention beauftragt die Gemeinde die ASBL zur Organisation und Finanzierung aller „Aktivitäten in den Bereichen Kultur, Kunst, Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung und Sport zu fördern“ gemäß den Statuten der ASBL. Eine weitere Pikanterie ist, dass am 16. Dezember 2025 die Ergebnisse der letzten „Assemblée génerale“ vom 13. November beim Luxemburg Business Register eingereicht wurden. Da schwelte die jüngste Krise in Dippach schon. Daraus geht hervor, dass Marc Ralinger als Sekretär der ASBL zurückgetreten ist.