Sonntag9. November 2025

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LandwirtschaftDigitales Heu für Luxemburg: So funktioniert „hee.lu“

Landwirtschaft / Digitales Heu für Luxemburg: So funktioniert „hee.lu“
Für die Qualität des Heus ist es wichtig, dass die Mischung aus getrockneten Gräsern, Kräutern und Blumen besteht Foto: Editpress/Alain Rischard

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Eine neue digitale Plattform bringt frischen Wind in die Landwirtschaft: Über „hee.lu“ können Landwirte Heu einfach und effizient verkaufen – und dabei neue Kundengruppen erreichen. Das Naturschutzsyndikat Sicona hat die Initiative gemeinsam mit Landwirt Pit Bosseler vorgestellt.

Seit Februar können Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter ihre Heu-Produktion auf der Plattform „hee.lu“ anbieten. Hinter der Verwaltung der Internetseite steckt das Sicona – ein Naturschutzsyndikat, das sich seit über 30 Jahren für den Erhalt der Biodiversität in Luxemburger Gemeinden einsetzt. Als Teil der nationalen Biodiversitätsprogramme soll die vom Umweltministerium finanzierte Plattform „hee.lu“ aktiv zum Naturschutz beisteuern. „Die Plattform richtet sich nicht nur an Landwirte, sondern auch an Privatpersonen, Kleintierhalter oder Tierparks“, so Vanessa Duprez, Mitarbeiterin der wissenschaftlichen Abteilung beim Sicona. „Das Ziel ist es, Menschen miteinander zu vernetzen, die Heu anbieten oder kaufen möchten, und dies so lokal wie möglich.“ 

Vanessa Duprez ist Mitarbeiterin des wissenschaftlichen Teams des Sicona
Vanessa Duprez ist Mitarbeiterin des wissenschaftlichen Teams des Sicona Foto: Editpress/Alain Rischard

Bei „hee.lu“ handelt es sich dementsprechend um eine Initiative, welche den Naturschutz mit der Landwirtschaft verbindet. Das Angebot konzentriert sich zunächst auf Luxemburg und das Aufgeben von Anzeigen erfolgt in Formularform. Neben der Ortschaft werden auch Kontaktinformationen der Bauernhöfe, die Anzahl, Qualität und Herkunft, Beschreibung, Größe und optional auch die Lagerung der Heuballen mitgeteilt. „Die Kunden können angeben, ob sie loses Heu abholen möchten oder gepresste Ballen – hier stehen Rund- und Quaderballen zur Auswahl, jeweils klein oder groß“, erklärt Vanessa Duprez. Anzeigen können ebenfalls von Tierbesitzern geschaltet werden, die auf der Suche nach Heuballen sind. Auch hier können die Nutzer spezifische Angaben machen. Zu der Kundschaft zählt beispielsweise der „Parc merveilleux“ in Bettemburg.

Neue Möglichkeiten

Beim Schnitt der Heuwiesen fällt meist mehr Heu an, als die Landwirte selbst benötigen. Für sie biete die Plattform deshalb neue Möglichkeiten: „Bevor ‚hee.lu’ ins Leben gerufen wurde, boten wir unsere Ballen in sozialen Netzwerken an, stützten uns auf Mund-zu-Mund-Propaganda, tauschten uns mit anderen Bauern aus oder schalteten Anzeigen in Bauernzeitungen“, erzählt Pit Bosseler, Bewirtschafter des „Holstein-Zuchtbetrieb Bosseler“ in Limpach. „Unser Angebot auf der eigens dafür vorgesehenen Webseite zur Verfügung zu stellen, öffnet uns neue Türen und vereinfacht den Vorgang.“ Die Initiative sei vor allem wichtig, um den Erhalt der artenreichen Wiesen zu fördern und die Landwirte in ihrer Bewirtschaftung zu unterstützen. 

Pit Bosseler betreibt den Hof in Limpach bereits in der vierten Generation: „Die nächste Generation ist auch schon bereit, die ist allerdings erst zwei Jahre alt“, sagt der Bewirtschafter lachend. Insgesamt 60 Kühe werden hier jeden Tag gemolken und rund 100 Hektar Grünland bewirtschaftet, davon 60 Hektar extensiv (nachhaltiger Anbau, ohne Düngung oder Pestizide). „Wir modernisierten uns im Laufe der Zeit – vor zehn Jahren renovierten wir den Kuhstall und nahmen Melk- und Fütterungsroboter in Betrieb.“ Der Betrieb ist mittlerweile komplett autonom, auch was das Pressen der Heuballen angeht. „Unsere Rinder werden größtenteils mit eigenem Grünland gefüttert: mit Silage, Heu oder Grummet – das ist der zweite und dritte Grasschnitt der Heuwiese im Jahr“, so Pit Bosseler.

Wetterbedingungen bestimmen Heuquantität

Der 35-jährige Pit Bosseler betreibt den „Holstein-Zuchtbetrieb Bosseler“ in Limpach bereits in der vierten Generation 
Der 35-jährige Pit Bosseler betreibt den „Holstein-Zuchtbetrieb Bosseler“ in Limpach bereits in der vierten Generation  Foto: Editpress/Alain Rischard

Die Plattform bietet unterschiedliche Suchkriterien und Qualitätsansprüche: Kundinnen und Kunden können unter anderem nach Heu von Vertragsnaturschutz-Flächen suchen – artenreiche Wiesen, die nach den Vorgaben der Biodiversitäts-Verordnung extensiv genutzt werden können. Hier ist der Einsatz von Dünger oder Pestiziden untersagt und Mähzeitpunkt meist ab Mitte Juni. Der Zuchtbetrieb von Pit Bosseler bietet hauptsächlich den Ertrag der Biodiversitätsflächen über „hee.lu“ an.

Quantität sowie Qualität des Heus hängen dabei stark von den Wettereinflüssen ab: „Im vergangenen Jahr war der Ertrag sehr groß, deswegen ist das Angebot jetzt so hoch“, so Pit Bosseler. „Wenn es in diesem Jahr so weitergeht wie aktuell, wird es im kommenden Jahr deutlich weniger Heu geben.“ Zu feucht sei der Anfang des Jahres gewesen, das Frühjahr sei bisher zu trocken.

Bisher wurden 50 Anzeigen geschaltet und rund 130 Nutzerinnen und Nutzer registriert. Derzeit überwiegt das Angebot die Nachfrage, was an der großen Menge an produziertem Heu liege und daran, dass Suchende oftmals die Verkäuferinnen und Verkäufer direkt kontaktieren, ohne selbst eine Anzeige ins Netz zu stellen.

Vom Gras zum Heuballen:

1. Dauergrünland vorbereiten
Die Heuflächen bestehen dauerhaft aus Gras – andere Pflanzen werden hier nicht angebaut.
2. Nachsaat im Herbst (wenn nötig) 
Wenn es kahle Stellen gibt und das Wetter mitspielt, wird im Herbst neues Gras nachgesät.
3. Düngen im Frühling (ab 15. Februar)
Organischer Dünger wie Gülle wird auf den Wiesen verteilt – ausgenommen sind Biodiversitätsflächen, auf denen kein Dünger erlaubt ist.
4. Bodenpflege mit der Wiesenschleppe
Um zu verhindern, dass Gülle an den Grashalmen klebt, wird die Fläche mit einem Schleppgerät bearbeitet – das glättet den Boden, entfernt Staub und bereitet ihn auf die nächsten Schritte vor.
5. Tierschutz per Drohne
Vor dem Mähen werden die Wiesen mit Drohnen abgesucht, um Tiere (z. B. Rehkitze) rechtzeitig zu entdecken und zu schützen.
6. Schonendes Mähen mit Tellermähwerk
Diese Geräte beschädigen die Gräser kaum und knicken sie nicht – das schont Insekten und sorgt dafür, dass viele Halme und Blumen im Heu erhalten bleiben.
7. Wenden des Heus (2-3 Mal)
Nach dem Mähen wird das Gras mit einer Kehrmaschine mehrmals gewendet, damit es gut trocknet.
8. Nachtschwaden – Streifenbildung fürs Trocknen
Das Heu wird in breite Streifen (etwa 5 Meter) gelegt, damit auch der Boden dazwischen abtrocknen kann.
9. Letztes Wenden und Schwaden formen
Das Heu wird erneut gewendet und in Schwaden – also schmale, längliche Haufen – zusammengelegt.
10. Pressen der Heuballen
Zum Schluss wird das getrocknete Heu zu Ballen gepresst.