BasketballDiederichs X-Faktor: Joé Kalmes ist in den Reihen der Nationalmannschaft der wichtige Auswechselspieler

Basketball / Diederichs X-Faktor: Joé Kalmes ist in den Reihen der Nationalmannschaft der wichtige Auswechselspieler
Joé Kalmes war in der Nationalmannschaft bei allen Siegen unter Trainer Ken Diederich dabei Foto: Jeff Lahr

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Er steht zwar nicht in der Starting Five, und doch hat Joé Kalmes unter Ken Diederich nur ein einziges Spiel verpasst, war bei allen sechs Erfolgen der FLBB-Herren seit 2016 dabei. Für den Nationaltrainer ist er der X-Faktor, wie er in der laufenden Vorqualifikation zur EM 2025, die am Donnerstag mit dem Auswärtsspiel in Rumänien endet, einmal mehr unter Beweis stellte.

Es war eine lange Saison für Joé Kalmes mit dem T71 Düdelingen, die erst mit der Niederlage im fünften und alles entscheidenden Meisterschaftsfinale gegen die Amicale Steinsel endete. Kein Happy End also für den 26-Jährigen in seiner ersten Saison in der „Forge du Sud“. Dass die Finalniederlage Kalmes ziemlich mitnahm, war am Abend des letzten Saisonspiels in Steinsel nicht zu übersehen. Inzwischen ist diese aber verdaut, wie Kalmes betont: „Die erste Woche war schon ganz schön hart, doch ich hatte das Glück, dass ich sofort montags in Urlaub gefahren bin und ein bisschen abgelenkt wurde. Ich war nicht auf Social Media, habe keine Zeitungen gelesen, das hat dann schon sehr geholfen“, erklärt er schon wieder mit einem Lachen.

Ich fühle mich körperlich so gut wie noch nie

Joé Kalmes

Letzten Endes kann Joé Kalmes inzwischen ein positives Fazit der Spielzeit 2021/22 ziehen: „Wir waren ein komplett neues Team, haben es bis ins Finale geschafft, obwohl ganz viele Steine im Weg lagen. Die Finalserie haben wir erst im fünften Spiel verloren, hatten sogar zwei richtig gute Kassen für den Verein. Wenn man das Ganze mit etwas Abstand betrachtet, war es eine gelungene Saison.“ Vor allem, wenn man bedenkt, dass der T71 zu Beginn des Kalenderjahres schon mit einem Bein in der Abstiegsgruppe stand und es erst in der letzten Partie der regulären Saison mit Schützenhilfe von Contern in die Titelgruppe geschafft hatte: „Wenn man das Finale verliert, ist man natürlich enttäuscht, doch nüchtern betrachtet, wenn man sieht, von wo wir kamen, dass wir einen neuen Trainer und insgesamt sieben Amis hatten, dann kann man absolut zufrieden sein.“ 

Großer Leistungssprung

Auch persönlich hat der ehemalige Moselaner gezeigt, dass er bei einem der großen Klubs der Liga eine wichtige Rolle spielen kann. In Düdelingen erhielt er nicht nur wesentlich mehr Einsatzzeit, sondern war häufiger als sonst gegen die gegnerischen Profis gefordert und war in den entscheidenden Saisonspielen zur Stelle. So war es der 26-Jährige, der seinem Team etwa im entscheidenden Halbfinale gegen Esch mit 37 Punkten und 15 Rebounds den Einzug in die Finalserie sicherte, auch wenn der Anfang alles andere als optimal war. „Ich wusste, dass ich in Düdelingen eine andere Rolle bekommen würde als zuvor bei den Musel Pikes. Am Anfang habe ich mich, ehrlich gesagt, sehr schwergetan. Dann kamen die Corona-Demonstrationen hinzu, durch die ich auch nicht richtig meinen Rhythmus finden konnte und noch mehr als sonst arbeiten musste. Ich konnte nicht viermal pro Woche im Training sein, benötigte damit noch mehr Zeit. Dann die vielen Ami-Wechsel und ein neuer Trainer“, blickt der hauptberufliche Polizist auf die anfänglichen Probleme zurück, auf die er traf.

Doch mit dem Beginn des neuen Kalenderjahres steigerte er sich kontinuierlich: „Das Team hat mir vertraut. Ich hatte den Rückhalt von Trainer und Vorstand und schließlich lief es immer besser. Ich fühle mich körperlich so gut wie noch nie. Ich musste zwar viel einstecken, hatte vorher noch nicht so viel gespielt. Aber insgesamt war es für mich eine erfolgreiche Saison“, so sein persönliches Fazit. Für Kalmes war rückblickend somit auch der Wechsel zum derzeitigen Vizemeister die absolut richtige Entscheidung.

Nicht mehr wegzudenken

Und nun steht nach einer langen Saison, nach der der 26-Jährige gerade einmal knapp drei Wochen Pause hatte, bereits die nächste Herausforderung auf dem Programm, wenn die FLBB-Herren im letzten Spiel der Vorqualifikation für die EM 2025 am Donnerstagabend in Rumänien antreten. Während im Kader von Nationaltrainer Ken Diederich Spieler wie die Auslands-Profis Alex Laurent, Ben Kovac und Thomas Grün – der bekanntlich ab Herbst wieder in Luxemburg beim Basket Esch auflaufen wird – oder der gebürtige US-Amerikaner Clancy Rugg im Vordergrund stehen, gibt es auch Spieler, die nicht unbedingt jedem auf Anhieb auffallen, jedoch aus dem Nationalteam derzeit ebenfalls nicht wegzudenken sind. Einer von ihnen ist Joé Kalmes. Seit Diederich im Jahr 2016 die FLBB-Herren übernahm, ist er im Kader fest gesetzt. Was kaum jemand weiß, ist übrigens, dass der 26-Jährige neben Alex Laurent der einzige luxemburgische Spieler ist, der bei allen sechs Siegen der letzten Jahre auf dem Parkett stand. Und auch in der bisherigen Kampagne bezeichnete ihn Trainer Ken Diederich schon als X-Faktor. „Wie kein anderer Auswechselspieler kann er die Intensität wechseln, geht in die Zweikämpfe rein und räumt auf“, erklärte der Nationalcoach nach dem Sieg im Februar in der heimischen Coque gegen Albanien. 

Und auch Kalmes freut sich darüber, dass er auf diesem Level auch schon mal physisch mehr „reinhauen“ darf: „Ich komme rein und kann wirklich den Körper mehr einsetzen und dagegen gehen. Das sind wir in Luxemburg ja nicht so gewohnt. Ich versuche vor allem, den Gegner im Rebound unter Druck zu setzen. Offensiv habe ich derweil keine so große Verantwortung, das können hier andere Leute gut genug“, gibt er mit einem großen Lachen zu. 

Ich bin immer wieder froh, wenn Ken uns die Liste der Spieler schickt und ich sehe, dass ich dabei bin

Joé Kalmes

Dass es ihm großen Spaß macht, in dieser Gruppe dabei sein zu dürfen, sieht man Joé Kalmes an: „Zu Beginn war ich auch immer sehr nervös, um zu den Nationalmannschaftstrainings zu geben. Ich habe mich für diese quasi so vorbereitet wie auf Spiele, damit ich hier meine beste Leistung abrufen kann und Ken mich mitnehmen muss.“ Inzwischen ist er hier absolut nicht mehr wegzudenken: „Jetzt merke ich, dass ich das Vertrauen von ihm habe, dass er mich auch braucht, dass ich gerne im Team bin. Da kann ich auch anders spielen, bin lockerer. Ich bin immer wieder froh, wenn Ken uns die Liste der Spieler schickt und ich sehe, dass ich dabei bin.“ Da macht es Kalmes auch nichts aus, aufgrund seines Jobs, bei dem er eben auch viele Schichten arbeiten muss, alles bereits Monate im Voraus akribisch zu planen, wie er schmunzelnd zugibt: „Ich schreibe Ken immer schon lange im Voraus und frage, wann wir spielen, um wie viel Uhr wir trainieren, damit ich rechtzeitig alles organisieren kann. Ich möchte nämlich nicht bereuen, wenn ich deswegen einmal nicht dabei wäre. Denn wer weiß, wie lange das überhaupt noch geht?“

Und so nahm Joé Kalmes auch die rund 13-stündige Reise am Dienstag nach Timisoara gerne in Kauf und hofft, dass sich die FLBB-Herren am Ende, im Gegensatz zum Hinspiel in der Coque, das im November auf drei Punkte verloren wurde, selbst belohnen und die Chance auf den Einzug in die nächste Runde aufrechterhalten können.