Samstag1. November 2025

Demaart De Maart

Ski alpin„Die Woche hat toll geklappt“: Gilles Osch, Teamchef der FLS, blickt auf die WM zurück

Ski alpin / „Die Woche hat toll geklappt“: Gilles Osch, Teamchef der FLS, blickt auf die WM zurück
Die Delegation der FLS um Gilles Osch (3.v.l.) Foto: FLS

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Noch zu Zeiten eines Marc Girardelli nahm Gilles Osch selber an einer Weltmeisterschaft teil und war seither bei etlichen Großereignissen als Teamchef dabei. Auf dem langen Rückweg von der WM in Österreich stellte sich der Vater von Matthieu den Fragen des Tageblatt.

Tageblatt: Gilles Osch, die 48. Alpin-WM wurde viel gelobt. Wie fanden Sie es?

Gilles Osch: Von allen Weltmeisterschaften, bei denen ich war, war hier sicher die beste Stimmung. Auch die Pisten waren bestens, wir hatten sehr gute Bedingungen. Es war eine Top-WM.

Wie lautet Ihr Fazit zum luxemburgischen Team?

Wie auch 1991 war es die größte luxemburgische Delegation bei einer Alpin-WM und ich muss sagen, dass wir eine tolle Frauen- und Männermannschaft hatten. Die sportlichen Leistungen waren gut und die intensive gemeinsame Woche hat richtig toll geklappt. Im Gegensatz zu Courchevel, wo man sich nur zwischen Tür und Angel begegnete, waren wir hier am gleichen Ort, haben zusammen trainiert und gelebt. Sogar bei den gleichzeitigen Quali- und Hauptrennen waren wir am gleichen Berg, nur eben an verschiedenen Seiten.

Wie schwierig waren diese parallelen Rennen mit einem begrenzten Staff?

Wir hatten das bereits im Vorfeld vorgesehen und uns entsprechend organisiert und aufgeteilt. Das heißt, wir hatten auch zwei Trainer vor Ort, mit Roger ten Raa war ein Servicemann bei den Frauen und der Servicemann von Matthieu kümmerte sich natürlich auch um Joachim (Keghian) und Nikolaj (Lindfors). Nur Geoffrey (Osch) war als einziger Physiotherapeut dann immer bei den Hauptrennen, aber auch das hat so gepasst.

Auf dem Papier sehen vier Platzierungen in den Top 50 nicht schlecht aus, aber die Rückstände waren ziemlich hoch. Kann man sich von luxemburgischen Skifahrern realistischerweise nicht mehr erwarten?

Einerseits ist die Leistungsdichte der Fahrer enorm gestiegen. Gwyneth (ten Raa) startete mit 27 Punkten als 174. der Welt mit der Nummer 49. Matthieu (Osch) mit 39 Punkten in der Qualifikation als 39. und im Hauptrennen als 80. Bei so hohen Startnummern hat die Piste natürlich bereits gelitten und es ist sehr schwierig, gute Zeiten zu fahren und die Top 30 für einen guten Startplatz im zweiten Lauf zu erreichen. Wenn sie ihre Weltranglistenpunkte nicht weiter senken, ist das mittlerweile fast unmöglich. Wenn man sich die Statistiken näher anschaut, brauchte man beim Herrenslalom im ersten Lauf 13 Punkte für einen Startplatz in den ersten 30 und auch im Riesenslalom der Frauen waren es unter 20 Punkte. Dafür muss man aber regelmäßig in den Europacup und dort gute Punkte machen, was eine große Hürde ist.

In einer Schweizer Zeitung entstand Kritik, dass manche der Exoten einer WM unwürdig seien. Was denken Sie darüber?

Die Schweizer! Es ist eine WM. Was wäre eine Medaille wert, wenn nur die Alpenländer antreten würden? Dafür gibt es den Weltcup. Und wenn man schaut, mit welchem überwältigenden Jubel Matthieu als letzter Starter im zweiten Durchgang vom Riesenslalom empfangen wurde, sehe ich nicht, dass das Publikum damit ein Problem hat. Was stört einen Schweizer, wenn am Ende vom Starterfeld auch ein Haitianer die Strecke runterfährt?

Bei den Frauen waren allerdings mehrere Fahrerinnen mehr als doppelt so lange unterwegs. Darf Ihrer Ansicht nach jeder starten?

Bei den Männern werden solche Exoten über das Qualifikationsrennen rausgefiltert. Dieses Rennen war an einem richtig guten Hang, aber nicht ganz so anspruchsvoll wie das Hauptrennen. In diesem hatte der letzte Starter 115 Punkte. Der fährt schon richtig gut und die Regelung bei den Männern finde ich so gut. Bei den Frauen starteten ohne Qualifikationsrennen dann sogar Leute ohne FIS-Punkte. Mit dem Ergebnis, dass im ersten Lauf vom Slalom fast zwei Drittel rausflogen. War der Kurs für viele einfach zu schwierig? Wobei Gwyneth und Joyce mit vollem Risiko fuhren und da ist man schnell draußen. In Zukunft wäre es richtig, wenn es auch bei den Frauen ein Qualifikationsrennen mit passenden Kriterien gäbe.

Die alpine Kombination ist längst außer Mode, aber wurde jetzt in neuem Modus aufgelegt. Wie fanden Sie das?

Ich fand das genial! So hat die Kombination eine Daseinsberechtigung! Vorher eierten die besten Abfahrer nachher den Slalomkurs runter und umgekehrt. Fahrer wie Svindal (der Norweger ist u.a. doppelter Olympia- und Gesamtweltcupsieger sowie fünffacher Weltmeister, Anm. der Red.) gehörten in ihrer Jugend sogar zu den besten Slalomfahrern, aber später fehlt solchen Speedfahrern die Trainingsquantität, um mit den Slalomspezialisten mitzufahren. Im Duo sieht man jetzt die Weltbesten und es ist toll, wie diese im Ziel gemeinsam fiebern. Sie war tot, aber so kommt die Kombination bei den Zuschauern und Athleten plötzlich richtig gut an und die FIS hat sie für die nächsten Olympischen Spiele bereits bestätigt.

Würden Sie gerne auch einmal ein FLS-Team am Start dieser Disziplin sehen?

Wir hatten bereits diese WM drauf spekuliert. Nikolaj war nah an der Norm, aber in der Abfahrt gibt es nicht viele passende Rennen und es ist für kleine Länder sehr schwierig, ein Training zu organisieren. Wieder mit den Exoten ist es in den Speedwettbewerben dann aber richtig – auch in der Kombination –, keine Ausnahmen zu machen. Bereits 80 FIS-Punkte sind grenzwertig, um so eine Piste wie die in Schladming gut runterzukommen. Mit 80 Punkten findet die FIS das Risiko aber noch vertretbar.