Der siebenjährige Finn weint. Er wird am Dienstagabend nicht zum Fußballtraining gebracht werden können. Seine Mutter schließt den Laden heute eine Stunde später ab, sein Vater kann beide Kinder nicht gleichzeitig zum Sport begleiten. Möglicherweise könnte es auch sein Trainer sein, der nach der beschlossenen Ausweitung der Öffnungszeiten im Einzelhandel nun überlegen muss, ob und wie er Beruf und Leidenschaft für den Sport in Zukunft noch weiter unter einen Hut bekommen kann.
Einzelfälle, werden Befürworter der Entscheidung nun möglicherweise behaupten. Doch für den Sportbereich bedeutet diese Gesetzesreform, dass das ohnehin schon kränkelnde Ehrenamt nun von politischer Hand erheblich geschwächt wird: Wer sonntags im Einzelhandel acht Stunden gebraucht wird, engagiert sich (verständlicherweise) nicht mehr langfristig in einem Sportklub. Weder, um samstags bis spät abends in der „Buvette“ Getränke auszuschenken, noch um am Sonntagmittag (während der Schicht, die jetzt acht Stunden lang sein darf) als Streckenposten beim Cyclocross auszuhelfen.
Ministerielle Slogans wie „Du bass de Veräin. Gëff Bénévole.“ klingen in der Theorie schön und gut. Die Realität sieht anders aus. Es sind hauptsächlich Rentner oder Eltern, die heutzutage noch ehrenamtliche Arbeit in Sportvereinen leisten. Es ist kein Geheimnis, dass dieses Modell schon seit Jahren an seine Grenzen stößt. Slogans und Kampagnen allein werden das Problem aber nicht lösen. Entfallen bei kleineren Vereinen, deren Existenz und Routine von zwei oder drei ehrenamtlichen Helfern gesichert wird – und das ist nun einmal keine Untertreibung – auch nur zwei Hände, steht der Klub vor dem Aus. Und genau das droht, wenn ein Elternteil am Wochenende nicht mehr zur Verfügung steht.
Die eigentliche Frage ist: Welche Berufstätigen sollen in dieser schnelllebigen Gesellschaft überhaupt noch regelmäßige (Frei-)Zeit aufbringen können, um sich ehrenamtlich zu engagieren? Für gewisse Berufssparten sind Sonntagsschichten unabdingbar. Einen neuen seidenen Schal beim Schlendern durch einen Einkaufstempel zu ergattern, nicht. Wenn das beste Sonntagsshopping-Argument von Politikerin und Geschäftsfrau Corinne Cahen allerdings „Angebot und Nachfrage“ ist, kann man das getrost als Gnadenstoß für das „Bénévolat“ und als grobes Foul für die Sportwelt bewerten.
De Maart

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