Sonntag19. Oktober 2025

Demaart De Maart

AustralienDie sensationelle Rettung der Cleo Smith

Australien / Die sensationelle Rettung der Cleo Smith
Cleo Smith (r) und ihre Mutter Ellie verlassen ein Haus, in dem sie die Nacht verbracht haben, nachdem die vierjährige Cleo einen Tag zuvor gerettet wurde Foto: AAP/dpa/Richard Wainwright

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die sensationelle Rettung der vermissten Vierjährigen in Australien hat weltweite Schlagzeilen gemacht. Am Donnerstag veröffentlichte die australische Polizei die Audioaufnahme vom Moment ihrer Rettung.

„Wir haben sie, wir haben sie“, ist ein Polizeibeamter zu hören. Danach fragt ein Polizist das kleine Mädchen mehrmals, wie es heißt, bis die Kleine antwortet. „Mein Name ist Cleo.“ Die Freude der Polizisten, die vermisste Vierjährige lebend gefunden zu haben, ist hörbar. „Hallo Cleo!“, antworten sie voller Freude. Die australische Polizei veröffentlichte die Tonaufnahme des Moments, als sie Cleo Smith aus einem verschlossenen Haus in Westaustralien retten konnten, am Donnerstagnachmittag.

Das Haus, in das die Beamten einbrechen mussten, liegt letztendlich nur etwa sechs Autominuten von ihrem eigenen Zuhause in Carnarvon entfernt, einem Ort mit über 4.000 Einwohnern, rund 900 Kilometer nördlich von Perth. In dem Haus selbst war zum Zeitpunkt der Rettungsaktion kurz vor ein Uhr am Morgen das Licht an gewesen und Cleo, die körperlich nicht verletzt war, hatte in einem Zimmer mit Spielzeug gespielt.

Die Vierjährige war 18 Tage zuvor auf einem einsam gelegenen Campingplatz aus dem Zelt ihrer Familie verschwunden. Nachdem die Polizei zunächst noch davon ausgegangen war, dass das Kind nur auf Erkundungstour gegangen und sich verlaufen hatte, verdichteten sich die Hinweise immer mehr, dass die kleine Cleo entführt wurde. Beispielsweise fehlte auch ihr Schlafsack und der Reißverschluss des Zelts war so weit hochgezogen, dass das zierliche kleine Mädchen gar nicht so hoch hätte reichen können.

Mutmaßlicher Täter: Ruhiger, unauffälliger Mann

Wie genau die Polizei den mutmaßlichen Täter ausfindig machte, ist noch nicht bekannt gegeben worden. In einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag hatte es geheißen, die „harte Arbeit des Teams“ habe die Beamten zu dem Haus geführt. Auswertungen von Mobilfunkdaten sollen wohl dabei geholfen haben. Australische Medien berichteten zudem, dass Nachbarn aufgefallen war, dass der Mann Windeln gekauft hatte, obwohl er selbst keine Kinder hat. Doch diese Information lag der Polizei wohl nicht vor oder hatte nicht den Ausschlag gegeben.

Über ein mögliches Motiv des 36-jährigen Verdächtigen ist bisher ebenfalls nichts bekannt. Nachbarn beschrieben den Mann, der am Donnerstag zwischenzeitlich im Krankenhaus behandelt werden musste, nachdem er sich in der Zelle selbst verletzt hatte, als ruhig und eher unauffällig.

Cleo erholt sich gut von ihrem Martyrium

Cameron Blaine, einer der Polizisten, die Cleo am Mittwochnacht befreiten, besuchte sie am Donnerstag zu Hause und berichtete australischen Reportern, dass sie im Garten gespielt und gelacht habe. „Sie hat ein Eis gegessen und mir gesagt, dass es sehr klebrig zu essen sei – sie war einfach süß.“ In den kommenden Tagen sollen speziell geschulte Polizeibeamte mit Cleo sprechen, um herauszufinden, was in den vergangenen 18 Tagen passiert ist. Vonseiten der Polizei hieß es jedoch, dass dieser Prozess länger dauern könnte, da sie dabei sehr vorsichtig vorgehen müssten.

Wir haben buchstäblich nach der Nadel im Heuhaufen gesucht und sie gefunden

Col Blanch, Polizeikommissar von Westaustralien

Der Kriminologin Xanthe Mallett von der University of Newcastle betonte gegenüber der lokalen Nachrichtenwebseite News.com.au, wie ungewöhnlich es sei, dass ein Kind, das von einem Fremden entführt wurde, lebend gerettet werden könne. Normalerweise würden Täter die Kinder innerhalb der ersten drei Stunden nach einer Entführung töten, sagte sie. „Als wir uns auf 24 Stunden, 48 Stunden erstreckten und die Tage vergingen, bekam ich immer mehr Angst, dass die Nachrichten schlecht sein würden“, sagte sie. Am Mittwoch sei sie dann aber „hocherfreut“ gewesen, dass sie sich geirrt hatte. „Diese Bilder von Cleo im Krankenhaus zu sehen, war wirklich etwas Besonderes“, sagte sie.

Sehr seltener Fall

Auch der amtierende Polizeikommissar von Westaustralien, Col Blanch, sagte in einem Radiointerview mit dem lokalen Sender „Perth Radio 6PR“, dass ein Fall wie Cleos „nur sehr selten“ vorkomme. Er habe „erfahrene Polizeibeamte vor Erleichterung weinen sehen“. Auch er selbst sei „sprachlos“, dass die Vierjährige lebend entdeckt wurde. Aber alle hätten „von ganzem Herzen gehofft“, dass es wahr werden würde.

Die australische Polizei hatte zuvor Tausende von Fotos, Überwachungsvideos, Zeugenaussagen und Hinweise aus der Gemeinde durchkämmt. Insgesamt hatten 100 Polizisten an Cleos Fall gearbeitet. „Wir haben buchstäblich nach der Nadel im Heuhaufen gesucht und sie gefunden“, sagte der Polizeikommissar.