Donnerstag6. November 2025

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Jeff Saibene„Die Schweiz steht in der Kritik“

Jeff Saibene / „Die Schweiz steht in der Kritik“
Jeff Saibene war begeistert von der Leistung der Luxemburger gegen Schweden Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Jeff Saibene ist der wohl bekannteste Luxemburger Schweiz-Export. Das Tageblatt hat sich vor dem Duell mit seiner Wahlheimat mit dem 56-Jährigen unterhalten.

Herr Saibene, wie ist es Ihnen in den vergangenen zwölf Monaten ergangen?

Mir geht es sehr gut und ich bin sehr zufrieden mit meinem neuen Job als Trainer der U21 von Servette Genf. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf den Druck und den Stress, die das Geschäft mitbringen. Ich habe sehr viel erlebt und irgendwann wurde mir das zu viel. Die Arbeit mit der U21 macht mir richtig viel Spaß. Servette ist ein großer Klub mit vielen Talenten. Aktuell würde ich mir keine andere Situation wünschen. 

Haben Sie den 1:0-Erfolg von Luxemburg gegen Schweden verfolgt?

Ja, ich habe mir das ganze Spiel angesehen. Für mich ist es mit Abstand die beste Nationalmannschaft, die ich je gesehen habe. Mit Abstand. Zudem haben wir noch Talente wie Tomas Moreira, Yvandro Borges oder Tiago Pereira in der Hinterhand. Es ist kein Zufall, dass Luxemburg gegen Schweden gewonnen hat. Testspiele sind zwar noch was anderes als richtige Quali-Spiele, aber man hat gesehen, dass Schweden diese Partie auch gewinnen wollte. Diese 90 Minuten haben mir richtig Spaß gemacht.

Hat die Mannschaft in den vergangenen Monaten noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht?

Luxemburg hat noch immer das Problem, dass alle Spieler im Rhythmus sein müssen, um erfolgreich zu sein. Wenn drei oder vier wichtige Akteure verletzt oder ohne Spielzeit sind, dann macht sich das schon bemerkbar. Wenn aber jeder zur Verfügung steht und fit ist, dann hat Luc Holtz eine tolle Mannschaft auf dem Platz stehen.

Welche Spieler haben Sie besonders beeindruckt?

Seid Korac ist zu einem sehr wichtigen Spieler geworden. Er ist kopfballstark, hat Biss und die nötige Siegermentalität, die man braucht. Deshalb ist er jetzt schon einer der Leader der Mannschaft. Martins, Barreiro und Olesen bilden eine sehr starke Mittelfeldachse. Sinani sieht man an, dass er mittlerweile bei St. Pauli die nötige Spielzeit bekommt und Rodrigues ist ein super Fußballer und sehr wichtig für diese Mannschaft. Mit Anthony Moris hat Luxemburg außerdem einen tollen und erfahrenen Torhüter.

Die Schweiz wartet seit der letzten Europameisterschaft auf einen Erfolg. Woran liegt es?

Testspiele oder Nations-League-Spiele haben für Topspieler wie Granit Xhaki oder Manuel Akanji, die in einer Saison sehr viele Spiele bestreiten, mit Sicherheit nicht den gleichen Wert wie eine Europameisterschaft. Im Sommer in Deutschland hat man gesehen, welche Qualität in der Schweizer Mannschaft steckt. Viertelfinale bei einer EM ist ja nicht schlecht. Die Leistungen der Schweizer Nationalmannschaft stehen aber in der Kritik. Die Stimmung ist nicht gut und Trainer Murat Yakin wird in der Schweiz sowieso immer kritisiert. Deshalb ist das Spiel gegen Luxemburg sehr wichtig, um diese negative Grundstimmung ein bisschen zu beruhigen.

Granit Xhaka und Manuel Akanji werden gegen Luxemburg nicht zur Verfügung stehen. Wie groß ist ihr Einfluss?

Xhaka und Akanji waren und sind die Leader dieser Mannschaft. Um sie herum wird aber momentan eine neue Generation aufgebaut. Am vergangenen Freitag gegen Nordirland wurden Spieler getestet, von denen vorher noch nie einer gehört hatte (die eingebürgerten Lucas Blondel und Stefan Gartenmann, Anm. d. Red.). Erfahrene Spieler wie Nico Elvedi wurden nicht nominiert. Die Schweiz befindet sich im Umbruch und man weiß noch nicht genau, wohin der Weg führen wird.

Hat die Schweiz bereits Angst vor einer weiteren Blamage gegen Luxemburg?

Damit die Stimmung nicht komplett kippt, darf sich die Schweiz nicht gegen Luxemburg blamieren. Die FLF-Auswahl ist zwar heute deutlich stärker, aber ein negatives Resultat gegen Luxemburg würde die Diskussionen um die „Nati“ deutlich anheizen. Ich hoffe, dass die luxemburgischen Spieler mental und körperlich die Partie gegen Schweden gut verkraftet haben.

Wird man Sie am Dienstag im Stadion antreffen?

Leider lässt mein Terminplan die lange Anreise nicht zu. Ich wäre wohl der einzige Zuschauer mit einem Luxemburger und einem Schweizer Pass gewesen.