Wo sich einst Felder und Wiesen befanden, entstand zuerst ein Militärstandort, später ein Industriestandort und schließlich ein modernes Stadtviertel mit dem neuen Hauptsitz der Luxemburger Post. Das Bahnhofsviertel ist seit jeher im Wandel. Am vergangenen Sonntag schlossen sich Interessenten einem historischen Rundgang mit dem Historiker Robert Philippart auf Einladung des „Musée Dräi Eechelen“ an. Im Mittelpunkt stand die Geschichte der Postpräsenz am Bahnhof, die 1859 begann.

Seit der Einweihung der Eisenbahn im Jahr 1859 war die Post- und Telegrafenverwaltung zunächst im Gebäude des alten Bahnhofs untergebracht. Zuvor befanden sich die ersten Postämter am Wohnort des jeweiligen Postvorstehers. Erste Briefmarken erschienen bereits 1852, doch schon lange davor wurden Briefe mit Kutschen befördert.

Der Bahnhof von Luxemburg war an die belgischen, französischen und deutschen Eisenbahnnetze angebunden. Bekanntlich entschied man sich aus militärischen Gründen, den Bahnhof auf dem ländlichen Gebiet der Gemeinde Hollerich zu errichten. Das erste Postgebäude im Bahnhofsviertel befand sich damals an jener Stelle, wo sich heute der Supermarkt Delhaize beziehungsweise das Reisebüro Voyages Flammang befindet.

Mit dem Anschluss Luxemburgs ans internationale Eisenbahnnetz und durch die Zugehörigkeit zur Deutschen Zollunion schritt die Industrialisierung, die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Zahl an Reisenden rasch voran. Gleichzeitig wuchs der Bedarf an Kommunikation, die per Brief oder Postkarte erfolgte. 1861 nahm der erste Telegrafendienst seinen Betrieb auf. Von 1874 bis 1912 war die Post in einem eigenen Gebäude am Bahnhof untergebracht. Ab 1884 gab es die ersten Telefone. 1898 ermöglichte die damalige Post (P.T.T) die erste telefonische Auslandsverbindung nach Belgien. Die Post wurde zu einem wichtigen Motor für die Wirtschaft.

Eine neue Ära beginnt
Mit dem Bau des neuen Bahnhofs zwischen 1908 und 1912 – der Abriss des alten Holzbahnhofs und der Neubau erfolgten immer in einem fließenden Übergang, ohne den Bahnhofsbetrieb einzuschränken – erhielt die Post ein neues Zuhause in einem eigenen Flügel rechts neben dem Bahnhof.

Dort befand sich das Postamt Luxembourg-Gare bis 1972. Die Anbindung an den Bahnhof blieb nach wie vor von Wichtigkeit für die Post. Immerhin beförderte die Post Briefe und Pakete über lange Jahrzehnte per Bahnpost.
Ab Ende der 1950er Jahre zeigte der Staat Interesse daran, auf dem Mercier-Gelände neue Räumlichkeiten für die Post zu errichten. 1960 erwarb der Luxemburger Staat die Grundstücke. Die Bauarbeiten des neuen Postamts begannen im September 1964. Am 2. Oktober 1972 öffnete die Filiale ihre Türen für die breite Öffentlichkeit. Im neuen Postamt wurde auch ein Postscheckschalter eingerichtet.
Die Pläne für das neue Gebäude waren von den Architekten Pierre Reuter und René Welter entworfen worden. Pierre Reuter hatte sich bereits als Architekt (zusammen mit René Mailliet) des luxemburgischen Pavillons auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel hervorgetan.

Zu klein geplant
Trotz der großzügigen Planung des neuen Postgebäudes erwies sich dieses mit der rasanten Entwicklung bald als unzureichend. 1985 erwarb der Staat das Accinauto-Gebäude, um die Erweiterung des Postgebäudes zu ermöglichen. Wieder erwies sich nach kurzer Zeit das Raumangebot als zu eng, 2006 zog das Sortierzentrum nach Bettemburg um.

Langsam entstanden erste Pläne für einen Neubau. Die Postverwaltung ließ ein provisorisches Gebäude in der rue de Reims errichten. Hier befanden sich die Postschalter seit Mitte 2017. In der Zwischenzeit errichtete die Post ein neues Gebäude gegenüber dem Bahnhof. Seit einigen Tagen empfängt dort der neue „Espace Post“ die Kunden. Das denkmalgeschützte Accinauto-Gebäude wurde in den Neubau integriert. Das neue Gebäude dient jetzt auch als Hauptsitz der Post. Der Neubau aus der Feder von Metaform Architectes umfasst 27.700 Quadratmeter.
De Maart
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