Montag22. Dezember 2025

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CD-TippsDie neuen Alben von Miley Cyrus und Turnstile im Hörtest

CD-Tipps / Die neuen Alben von Miley Cyrus und Turnstile im Hörtest
Die Cover der neuen Platten von Turnstile (l.) und Miley Cyrus (r.) Collage: Tageblatt

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Miley Cyrus übernimmt die Kontrolle und Turnstile knackt den Jackpot: die neuen Alben „Something Beautiful“ und „Never Enough“.

Miley Cyrus: „Something Beautiful“

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es ist, in der Öffentlichkeit groß zu werden. Im Falle von Miley Cyrus, die mit 14 Jahren die Hauptrolle in der Disney-Serie „Hannah Montana“ übernommen hatte, findet diese Öffentlichkeit zudem meist in den Klatschspalten statt. Was das wohl mit einem macht? Sicherlich bekommt diese Aufmerksamkeit nicht jedem gut. Cyrus scheint mittlerweile einen Weg gefunden zu haben, damit gut umgehen zu können. Sie strahlt Selbstbewusstsein und Stärke aus und geht ihren Weg. Was nicht über alle gesagt werden kann, die Ähnliches erlebt haben.

Rating: 8/10 Punkte
Rating: 8/10 Punkte Quelle: Columbia Records

Selbstbewusstsein und Stärke sind auch zwei Attribute, die einem im Zusammenhang mit ihrem neunten Album „Something Beautiful“ einfallen. Cyrus‘ Stimme ist das eine große Plus dieser Platte. Das andere ist die Vielseitigkeit der Songs. Wo andere oft fad schmeckenden und austauschbaren Pop-Einheitsbrei servieren, setzt Cyrus auf Variabilität. Es gibt Experimentelles wie im Titelstück, in dem smoother Jazz-Pop auf Bombast trifft, eingängige Pop-Hymnen mit Abba-Flair („End Of The World“), große Balladen („More To Lose“) und Ethno-Folkpop („Give Me Love“). Zwei Gäste gibt es auch: In „Walk Of Fame“, dessen einleitende Sequenz an Bronski Beats 1984er Ohrwurm „Smalltown Boy“ erinnert, singt die stimmgewaltige Brittany Howard mit, die als Solomusikerin wie auch als Mitglied der im letzten Jahr reformierten Garage-Blues-Rocker Alabama Shakes bekannt ist. Überraschender ist der Auftritt von Supermodel Naomi Campbell in „Every Girl You’ve Ever Loved“, wobei sie nur spricht und nicht singt.

Auch dieses Album wird von einem Film begleitet. Regie führten Cyrus, Jacob Bixenman und Brendan Walter. Für das Albumcover ließ sich Cyrus von dem britischen Fotografen Glen Luchford in einem Dress des französischen Modedesigners Thierry Mugler aus dem Jahr 1997 ablichten. Sie überlässt nichts (mehr) dem Zufall. Gut so.


Turnstile: „Never Enough“

Rating: 10/10 Punkte
Rating: 10/10 Punkte Quelle: Roadrunner

Es hat den Anschein, als turne derzeit keine coolere und sympathischere Band über die Konzert- und Festivalbühnen als Turnstile. Wo oft mehr Schein als Sein herrscht, bei dieser Band werden die Erwartungen mehr als erfüllt und ist der Hype kein künstlich erzeugter Marketingcoup. Turnstile waren schon lange cool und sind es trotz geschäftlicher Beziehungen zu dem Branchenriesen Warner Music immer noch. So gaben sie im Vorfeld der Veröffentlichung ihres Albums „Never Enough“ in ihrer Heimatstadt Baltimore ein kostenloses Konzert, bei dem sie Geld für die Krankenversorgung von Obdachlosen sammelten. Anfang Juni traten sie unter einer Brücke in Brooklyn auf. Wo andere Bodenständigkeit und Fan-Nähe vorgaukeln, bei Turnstile wird beides gelebt.

Obendrein schreiben sie fantastische Songs, die dem lange stiefmütterlich behandelten und von zutätowierten Testosteron-Brüllaffen dominierten Genre Hardcore neues Leben einhauchen. „Never Enough“ wurde in Los Angeles und Baltimore aufgenommen und von Frontmann Brendan Yates produziert. Darauf zelebriert die Band, die seit diesem Jahr aufgrund des Einstiegs von Gitarristin Meg Mills offiziell zum Quintett angewachsen ist, einen erfrischenden Hardcore-Sound, der immens viel Spaß macht und immer wieder über den Tellerrand linst: siehe den sphärisch-treibenden Electro-Part in der zweiten Hälfte von „Look Out For Me“ oder das funkige „Seein‘ Stars“. Es ist Musik, die motiviert, die mitreißt. Ein Beispiel ist „Look Out For Me“, dessen Refrain aus dem ersten Teil lauthals mitgeschrien werden muss. Was für viele ihrer Lieder gilt. Die Energie von und die Rhythmen in „Sole“ zeigen ebenfalls sofort Wirkung.

Mit dem Album ist übrigens auch der Film „Turnstile: Never Enough“ erschienen. Regie führten Yates und Gitarrist Pat McCrory, zu sehen ist er bisher allerdings nur in den US-Kinos. Ein klitzekleiner Wermutstropfen.