Sonntag19. Oktober 2025

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Domaine TageblattDie „miniWënzer“: Kinder entdecken die Arbeit im Weinberg – und noch viel mehr 

Domaine Tageblatt / Die „miniWënzer“: Kinder entdecken die Arbeit im Weinberg – und noch viel mehr 
Moris (l.) und Jules (r.) pflegen die Rebstöcke. Dabei lernen die „miniWënzer“ so einiges über die Arbeit im Weinberg und über die Natur.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Das Projekt „miniWënzer“ ist ein Naturerlebnis für Kinder im besten Sinn. Die Winzerin Laurence Duhr hat es sich ausgedacht und die Naturpädagogin Melanie Spell mit ins Boot geholt.  Egal welches Wetter, die teilnehmenden Kinder sind draußen und lernen, dass in der Natur alles mit allem zusammenhängt.  

An diesem Tag ist es grau, die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 80 Prozent, sagt die App. Trotzdem haben drei der vier angemeldeten Kinder den Weg nach Manternach gefunden und ernten mit Laurence Duhr im Garten hinter dem Naturhaus „A Wiewesch“ erst mal Radieschen. Das ist die Stärkung, bevor es zu einer abenteuerlichen Reise in den nahen Wald geht.

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Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion wird in den kommenden anderthalb Jahren versuchen, ihren eigenen Wein herzustellen, in einer wöchentlichen Serie über Erfolg und Misserfolg berichten und dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus geben.
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Es ist ein „Naturbësch“, in dem die Natur sich selbst überlassen bleibt und der nur ab und an Wege freigibt. Ein steiler Anstieg führt in den Wald, der nach etwas mehr als 50 Metern den Blick auf einen Weinberg offenbart. Vermuten würde man das an dieser Stelle nicht. Jedes der Kinder betreut zwei Weinstöcke, sie sind die Paten der Pflanzen. Es ist der dritte von fünf Terminen, bei dem die „Minis“ zwischen acht und zehn Jahren Winzerarbeit leisten.

Die „Paten“ lernen so einiges

Beim ersten Termin haben die Kids kleine Holztäfelchen mit ihren Namen an die jeweiligen Reben angebracht. Fünf Termine pro Jahr gibt es für die „miniWënzer“ und sie bauen aufeinander auf. Nachdem die Kids bei den beiden ersten Terminen den Rebschnitt, die Befestigung der Reben und den Schutz vor dem Traubenwickler, einem Schädling, kennengelernt haben, ist nun die Pflege der Rebstöcke dran.  

„Ihr müsst jetzt alle Triebe, die weit unten sind, abmachen“, leitet Winzerin Duhr die Kinder an und macht es vor. Der geübte Schwung, mit dem sie die Triebe herausreißt, verrät, sie macht das oft. Die Weine vom 12 Hektar großen Weingut ihres Vaters, erkenntlich an dem gelben Wachssiegel, mit dem die Flaschen vor dem Verkauf veredelt werden, und bekannt unter dem Namen „Château Pauqué“, genießen Ansehen.  

Das Projekt „miniWënzer“

Das Projekt umfasst jeweils fünf Termine im Jahr. Die Zahl der Teilnehmer ist auf sechs bis acht Kinder beschränkt. Zusatzanmeldungen sind jederzeit möglich. Der nächste Termin ist am 12.7.2025. Der spielerische Workshop dauert an den fünf Terminen jeweils von 10.00 bis 12.00 Uhr. Der letzte Termin ist die zeitintensive Lese, die voraussichtlich – je nach Reife der Trauben – um den 20.9.2025 stattfindet. Die Kosten belaufen sich auf 250 Euro für alle fünf Termine. Kontakt: [email protected] oder 621 422 866. Treffpunkt ist am Naturhaus „A Wiewesch“, Syrdallstrooss 12, L-6851 Manternach.  

Der „Wasserschoss“ muss weg

Die Triebe heißen in der Fachsprache „Wasserschoss“. Sie werden nach der Wachstumsphase entfernt, um Infektionen vorzubeugen, und dürfen nicht mit den Rispen verwechselt werden, die stehen bleiben müssen. Laurence zeigt die Unterschiede und als die klar sind, geht es an die Arbeit – mit und ohne Schere.  

Moris zwischen den Rebstöcken
Moris zwischen den Rebstöcken Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Der Weinberg ist Teil des als Traumschleife ausgezeichneten Wanderwegs „Manternacher Fiels“ und hat eine lange Geschichte. Bis 1957 Weinberg, dann Fichtenwald und ab 1999 wieder Weinberg – so lässt sie sich kurz zusammenfassen. Für Laurence Duhr, die mit ihren Mitarbeitern das 35 Ar große Gebiet ganzjährig pflegt, ist es ein „Heimspiel“.  Ihr Vater hat um die Jahrtausendwende die Pinot-Gris- und Auxerrois-Rebstöcke angepflanzt.

Das „Manternacher Fiels“-Cuvée, das er nach der Ernte in seinem Keller in Grevenmacher keltert, ist ein Geheimtipp in limitierter Auflage. Da die Lage sich   außerhalb des Weinbauperimeters befindet, darf das Erzeugnis nur zu besonderen Anlässen vom „Syndicat d’initiative Manternach“ (SIM) zur Verkostung angeboten werden. Der Weinberg gehört teilweise dem SIM, andere Teile sind vom Syndikat gepachtet.

Nachdem die Kids wissen, was sie entfernen müssen, haben die Triebe keine Chance mehr. Und als hätte man ihn bestellt, findet sich sogleich ein Schädling, allerdings ein ungefährlicher. Laurence nimmt die Rebenpockenmilbe auf die Hand und zeigt sie herum. „Die sind nicht gefährlich für die Reben“, erklärt sie den Winzerlehrlingen. Die Milben beeinträchtigen die Fotosynthese der Pflanze nicht stark, das ist das Entscheidende.

Am Ende steht der eigene Traubensaft

Die Indizien, dass die Milben die Pflanze befallen haben, verheißen allerdings anderes. Die pockenartigen Wölbungen auf den betroffenen Blättern, die sie verursachen, sehen unschön aus. Als der Profi schließlich abwinkt und die winzige Milbe leben lässt, ist die Arbeit im Weinberg für diesen Tag erledigt. Schnell noch ein Kontrollgang. Werden die Triebe nämlich nicht entfernt, gibt es weniger gesunde Trauben. „Ihr wollt doch am Ende richtig viel Traubensaft mit nach Hause nehmen, oder?“, sagt Laurence. Das ist das Ziel.  

Nach der Lese im September pressen die „miniWënzer“ im Naturhaus ihren eigenen Traubensaft. Selbst hergestellt dürfte er besonders gut schmecken. Bis dahin haben die Kids nicht nur die Arbeit in einem Weinberg kennengelernt. Sie haben gelernt, dass es verschiedene Arten von Wäldern gibt, sie arbeiten in einem „Naturbësch“. Sie lernen, dass die Schafe, die sie beim zweiten Termin gesehen haben, geschoren werden und man mit der Wolle filzen kann.

Sie lernen, wie wichtig sauberes Wasser ist, wie Insekten leben oder wie Lebensmittel hergestellt werden. „Bei der ganzen Bildschirmzeit heute finde ich es wichtig, dass Kinder erleben, wie die Natur funktioniert“, sagt Stephanie Magar. Sie lebt mit ihrer Familie in Esch/Alzette und hat ihren Sohn Moris angemeldet. „Hier sieht er etwas anderes“, sagt sie. Der Achtjährige hat bis jetzt alle Termine absolviert und ist begeistert. Lange dazu überreden musste sie ihn nicht. Im Gegenteil. Neben dem Spaß bringt das Naturerlebnis wertvolle Erkenntnisse – so ganz nebenbei.  

Tipps und Feedback

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