Montag17. November 2025

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FamiliengeschichteDie Malesevics: Eine Familie, zwei Leidenschaften

Familiengeschichte / Die Malesevics: Eine Familie, zwei Leidenschaften
Nikola Malesevic war beim Halbfinalspiel des T71 und seines Sohns Uros aufmerksamer Zuschauer Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Nikola Malesevic hat in seiner Karriere Handball auf höchstem Niveau gespielt. Er war Profi in Frankreich, später Nationaltrainer in Luxemburg und ist heute Trainer der Red Boys. Seine Söhne haben sich allerdings für eine andere Sportart entschieden. Sogar der Kontakt zur Karabatic-Familie konnte Uros und Stefan nicht überzeugen.

Nikola Malesevic sitzt auf der Tribüne, inmitten der Menge, versteckt zwischen den Zuschauern. Seine ganze Aufmerksamkeit gehört an diesem Mittwochabend seinem Sohn Uros und dessen Mannschaft. Der T71 Düdelingen spielt im Halbfinale der Basketball-Meisterschaft gegen Steinsel. Es ist ein aufregendes Match, in dem der T71 unter Druck steht und gewinnen muss, um das Entscheidungsspiel zu erzwingen. Das Kunststück gelingt. Die Düdelinger halten nach einer 20-Punkte-Führung einer Aufholjagd der Amicale Steinsel stand und gehen in das dritte Match – und erreichen drei Tage später mit einem weiteren Sieg sogar das Meisterschaftsfinale. „Ich habe richtig mitgefiebert“, sagt Nikola Malesevic mit einem Lachen. „Ich bin als Vater hier, um meinen Sohn zu unterstützen und seiner Mannschaft zu applaudieren. Das ist für mich viel weniger stressig, als wenn ich selbst Akteur bin.“

Nikola Malesevic selbst ist Trainer. Allerdings nicht im Basketball, sondern im Handball. Seine beiden Söhne Uros und Stefan haben sich dagegen für die Sportart mit dem orangen Ball entschieden. „Eine Sportart ist nicht erblich, es ist eine persönliche Wahl“, sagt Nikola. Übel nimmt er es seinen Söhnen daher nicht, dass sie nicht in seine Fußstapfen treten. „Es ist ihr Leben. Sie haben ihre eigenen Wünsche und Träume. Wenn sie erfolgreich und zufrieden sind, mit dem, was sie machen, bin ich das auch.“

Kontakt zu den Karabatics

Nikola Malesevic mit seinen Söhnen beim Basketballspielen
Nikola Malesevic mit seinen Söhnen beim Basketballspielen Foto: Privat

Dabei ist es schon verwunderlich, dass seine Söhne einen anderen Weg eingeschlagen haben. Denn Handball spielt seit jeher eine Hauptrolle bei den Malesevics. „Uros wurde in Nîmes quasi auf dem Handball-Feld geboren“, erzählt Nikola, der dort von 2006 bis 2009 auf höchstem Niveau spielte. „Wir waren damals eine der erfolgreichsten Mannschaften in Frankreich. Es war die große Epoche von Nîmes. Wir haben in der ersten Liga oben mitgespielt“, erinnert sich der heute 49-Jährige. „Die Halle war immer voll, es waren mindestens 3.000 Zuschauer bei unseren Heimspielen. Uros ist nach den Spielen als kleines Kind über den Platz gelaufen. Er war aber noch zu klein, um das alles bewusst zu erleben.“

Zu dem Zeitpunkt knüpfte Malesevic in Frankreich viele Kontakte – unter anderem auch zu einer gewissen Familie Karabatic. Die späteren Weltklasse-Handballer Nikola und Luka Karabatic schafften in der Zeit beim Ligakonkurrenten Montpellier gerade ihren Durchbruch. „Ich kenne die beiden, hatte aber vor allem Kontakt zu ihren Eltern. Ihre Mutter stammt aus einem Ort, unweit meiner Geburtsstadt. Als wir uns das erste Mal sahen, sind wir deswegen ins Gespräch gekommen“, erinnert sich Malesevic. „Wir haben uns danach immer wieder gesehen und ausgetauscht. Es ist schön, solche Leute zu kennen. Durch das Profileben lernt man insgesamt viele Menschen kennen. Das ist das Schöne an dem Beruf.“

Eine Sportart ist nicht erblich, es ist eine persönliche Wahl

Nikola Malesevic

Doch auch der Kontakt ihres Vaters zu der Familie der besten Handballer der Welt konnte seine Söhne nicht vom Handball überzeugen. „Ich weiß natürlich, dass er diese Leute kennt, weil er mir von ihnen erzählt hat“, so der 18-jährige Uros. „Ich kenne sie persönlich nur aus dem Fernseher und weiß natürlich, dass sie Weltklasse-Handballer sind. Das hatte aber keinen Einfluss auf meine Wahl.“

Als Kind hat Uros unter anderem auch Handball ausprobiert. „Das hat mich aber nicht wirklich interessiert“, erinnert er sich. „Es war nicht meins.“ Im Alter von neun Jahren hat er sich dann für Basketball entschieden. „Warum, weiß ich selbst nicht mehr so genau. Ich habe Videos gesehen und war begeistert. Ich wollte das selbst auch probieren und es hat sofort Spaß gemacht.“

In Luxemburg sesshaft geworden

Mit seiner Familie war Nikola Malesevic zu dem Zeitpunkt gerade in Düdelingen sesshaft geworden. Die logische Wahl fiel daher auf den lokalen T71. Heute macht Uros dort seine ersten Schritte in der ersten Mannschaft. Sein jüngerer Bruder spielt ebenfalls für den T71. Der 14-jährige Stefan hat sich, inspiriert vom älteren Bruder, ebenfalls für Basketball entschieden.

Das Kuriose: Auch Papa Nikola hat als Kind mit Basketball begonnen. Für die andere Sportart, in der er später 25 Jahre lang Profi war, entschied er sich erst spät. „In Ex-Jugoslawien war das Schulsystem so, dass der Sport in jedem Monat änderte. Man hat in den Mannschaftssportarten vom Fußball über Basketball und Handball alles kennengelernt. Die Sportlehrer standen dazu in Kontakt mit Trainern, die die Jungs in der Schule abholten. Ich habe so mit Basketball angefangen.“

Auch Nikolas jüngster Sohn spielt Basketball
Auch Nikolas jüngster Sohn spielt Basketball Foto: Privat

Doch im Gegensatz zu seinen Söhnen fühlte er sich in dieser Sportart nicht wohl. „Im Basketball wurden früher Fehler viel schneller gepfiffen, als heute. Ich brauchte eine Sportart, in der ich mich mehr austoben und verausgaben konnte. Deswegen bin ich zum Handball gewechselt.“ Erst hat er beide Sportarten noch parallel betrieben, im Alter von 14 Jahren hat er sich dann endgültig für Handball entschieden.

Mit 17 verließ Malesevic seine Heimatstadt Prokuplje und wechselte an das „Centre de formation“ von RK Sintelon. „Der Klub existiert heute nicht mehr, war aber damals einer der größten Handball-Klubs in Serbien, Montenegro und Jugoslawien. Ich bin da reingekommen und hatte während drei, vier Jahren dreimal täglich Training, um den technischen, taktischen und physischen Rückstand aufzuholen.“ In Sintelon begann Malesevic dann auch seine Profikarriere, ehe er über Stationen in Italien (Ancona) und Frankreich (Lille, Sélestat, Nîmes und Nancy) schließlich nach Luxemburg fand.

Wenn ich Fragen habe oder einen Rat brauche, sprechen wir darüber. Wir unterstützen uns alle gegenseitig.

Uros Malesevic

In der Saison 2012/13 spielte Malesevic für Berchem, dann kehrte er noch einmal für zwei Jahre nach Frankreich zurück, zu Epinal (3. Liga), wo er parallel eine Trainerausbildung in Paris machte. 2015 zog es Malesevic und seine Familie dann endgültig ins Großherzogtum. „Als Profi sieht man viel von der Welt. Irgendwann muss man aber einen Ort finden, wo man sesshaft werden will, um ein stabiles Familienleben aufzubauen“, sagt er. „Das war für uns Düdelingen. Wir fühlten uns dort sofort wohl.“

Beim HB Düdelingen war Malesevic zunächst als Spieler und danach als Trainer der Damen- und Herrenteams aktiv. Von 2017 bis 2018 trainierte er zudem die luxemburgische Frauen-Nationalmannschaft. 2018 wechselte er dann als Cheftrainer auf die Bank der FLH-Herren, wo er bis 2023 tätig war. Seit 2023 ist er nun Trainer der Red Boys.

Nervöser Zuschauer

 Foto: Privat

„Sport ist bei uns allgegenwärtig“, erzählt Uros. „Ich würde nicht sagen, dass Handball und Basketball zu Hause Hauptthema sind. Wir reden mehr über andere Dinge und versuchen es außen vorzulassen. Wenn ich Fragen habe oder einen Rat brauche, sprechen wir aber natürlich darüber. Wir unterstützen uns alle gegenseitig.“ Die Handball-Spiele seines Vaters verfolgt Uros aber lieber aus der Distanz. „Früher bin ich immer zu seinen Spielen gegangen“, erzählt er. „Ich bin aber viel zu nervös auf der Tribüne und kann mir das nicht in Ruhe anschauen. Es war für mich immer sehr stressig, deswegen bin ich heute nicht mehr so oft dabei.“

Aber auch, weil der 18-Jährige parallel zu den Handballspielen der Red Boys mittlerweile meistens selbst mit dem T71 Düdelingen im Einsatz ist, wo er versucht, in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. „Ich will mich weiter verbessern“, sagt Uros. „Ich würde mir wünschen, dass ich mich hier irgendwann durchsetzen kann und zu der Starting Five gehöre.“

Erst einmal beginnt für Uros und Düdelingen nun am Samstag aber die Finalserie der Meisterschaft gegen Ettelbrück. Der T71 kann auf die Unterstützung der ganzen Familie Malesevic zählen.