Tageblatt-WM-KolumneDie Hinrichtung

Tageblatt-WM-Kolumne / Die Hinrichtung
Guardian-Kolumnistin Marina Hyde meinte, allein schon Budweiser als alleinige Biermarke bei der WM käme einem Bierverbot gleich Foto: AFP

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Den besten Kommentar zum WM-Beginn konnte man im englischen Guardian vom 18. November lesen, wo sich die Kolumnistin Marina Hyde mit dem Bierverbot auseinandersetzte und meinte, allein schon die FIFA-Wahl von Budweiser als alleiniger Biermarke bei der WM käme einem Bierverbot gleich. Ansonsten gibt es, vom Sportlichen mal abgesehen, nur wenig im Umfeld der WM zu lachen.

 Grafik: Editpress

Doha empfängt eine Riesenmenge jener VIPs, die vorher mit 800 Privatjets nach Ägypten zur COP27 eingeflogen waren, um die Welt anzuregen, doch bitte mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, und die nun Katar heimsuchen. Das bedeutete eine logistische Herausforderung, denn nebenbei mussten auch zahlreiche zweibeinige Lustmodelle und Ford-Angestellte, auch bekannt als Escort-Ladies, den Transfer von Scharm El-Sheich nach Doha bewältigen.

Eingeladen hat Katar Fans vieler teilnehmender Nationen. Aus Gründen der Zeitersparnis und der Kontrolle hat man viele aus den gleichen Ländern verpflichtet, aus denen auch die Gastarbeiter zum Stadionbau stammen. Die Lebenserwartung der auf Kommando fröhlich winkenden Paare ist allerdings besser als die der Gastarbeiter, zumal die Fake-Fans auch ihre Frauen mitbringen dürfen, allerdings nur eine pro Kopf und „bitte nicht anfassen“, die Toleranz und Weltoffenheit der Katarer hat ihre Grenzen.

Neben dem obligaten Stadionbesuch dürfen diese Fans auch Land und Leute erkunden, in Begleitung von Sicherheitspersonal, hier als Dolmetscher ausgegeben, um ausgewählte Einheimische treffen, die ihnen dann vom Glück erzählen, in Katar wohnen zu dürfen. Ehemalige DDR-Deutsche werden sich hier vorkommen wie damals beim Besuch eines volkseigenen Betriebes durch Gäste aus dem kapitalistischen Ausland. Vorgesehen für die Fans sind auch Besuche von öffentlichen Auspeitschungen, am liebsten freitagabends, denn dann gibt’s zweimal Auspeitschen zum Preis von einer Vorstellung, in Katar und Umgegend auch als „Happy Hour“ bekannt.

Am Sonntag spielte Katar gegen Ecuador, Ergebnis unwichtig, immerhin wurde der Fußball schon 2010 hingerichtet, als sich Katar die WM 2022 gekauft und keiner etwas dagegen unternommen hatte. Was nun folgt, ist eine logische Fortsetzung eines unaufhaltbaren Prozesses.