Sonntag9. November 2025

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TiereDie Flussperlmuschel – Eine gefährdete Art, deren Schutz entscheidend für intakte Gewässer ist

Tiere / Die Flussperlmuschel – Eine gefährdete Art, deren Schutz entscheidend für intakte Gewässer ist
In mitteleuropäischen Gewässern wird die Flussperlmuschel etwa 100 Jahre alt  Foto: Fondation Hëllef fir d’Natur

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Flussperlmuscheln spielen eine Schlüsselrolle in den aquatischen Ökosystemen. Sie sind die anspruchsvollste der heimischen Muschelarten und benötigen sehr saubere und sauerstoffreiche Gewässer zum Überleben, weshalb sie auch zu den bedrohten Arten zählen.

Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) gehört zur Ordnung Unionida, und teilt sich diese mit anderen heimischen Muschelarten wie den Fluss- und Teichmuscheln. Untersuchungen zeigen, dass Größe und Alter nach Norden hin zunehmen: Während sie in Spanien meist nur eine Länge von 9 bis 12 Zentimetern erreicht und maximal 50 bis 80 Jahre lebt, kann sie in Schweden bis zu 17 Zentimeter groß werden und ein Alter von 280 Jahren erreichen. In mitteleuropäischen Gewässern wird die Flussperlmuschel etwa 100 Jahre alt.

Die Fortpflanzung der Flussperlmuschel ist ein besonders anspruchsvoller und störungsanfälliger Prozess, der in mehreren Stadien verläuft. Mit der erreichten Geschlechtsreife im Alter von 12 bis 15 Jahren erfolgt die Fortpflanzung unter optimalen Bedingungen getrenntgeschlechtlich. Die Muscheln zeigen jedoch eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit: Wenn die Population zu klein ist, können Weibchen zu Zwittern werden und sich selbst befruchten. Diese Fähigkeit stellt sicher, dass die Art auch bei sinkenden Beständen überleben kann.

Zerstörung der Lebensräume

Die ersten Entwicklungsstadien der Muschel, die sogenannten Glochidien, schlüpfen als winzige Larven und benötigen zur weiteren Entwicklung einen Wirt. In Luxemburg ist das vor allem die Bachforelle, in deren Kiemen sie für etwa zehn Monate parasitisch leben. Auch der Atlantische Lachs kann als Wirtsfisch dienen, kommt in unserer Region allerdings nicht mehr vor. Die Glochidien wachsen von etwa 0,08 Millimetern auf 0,4 Millimeter heran, bevor sie sich als Jungmuschel von Mai bis Juni bei geeigneten Bedingungen im Bachbett absetzen und sich zwischen Kies und Steinen eingraben. Dabei sind sie auf ein stabiles, sauerstoffreiches Substrat angewiesen und selbst bei intakten Populationen überleben nur rund 5 Prozent der Tiere die Jungmuschelphase.

 
  Foto: Fondation Hëllef fir d’Natur

Erst nach etwa fünf Jahren erscheinen die Flussperlmuscheln wieder an der Oberfläche des Gewässergrundes. Ab diesem Zeitpunkt leben sie überwiegend stationär und filtern in der Strömung Nahrungspartikel aus dem Wasser. In intakten Ökosystemen bilden Flussperlmuscheln große Kolonien und tragen durch ihre Filtertätigkeit zur Wasserqualität bei.

Die fortschreitende Zerstörung und Verschmutzung ihrer Lebensräume und ihre störungsanfällige Fortpflanzung machen die Flussperlmuschel zu einer gefährdeten Art. Ihr Schutz ist jedoch entscheidend für saubere und intakte Gewässer. Für den Erhalt der Flussperlmuschel werden neben Wasserschutzmaßnahmen in Luxemburg an der Kalborner Mühle von der Fondation Hëllef fir d’Natur Flussperlmuscheln gezüchtet, um sie später in unseren Gewässern wieder anzusiedeln. Dies erfolgt für die Population aus Luxemburg, aber auch für weitere Populationen aus dem Eifel-Ardennen-Raum in Belgien und Deutschland.

Fondation Hëllef fir d’Natur

Die Fondation Hëllef fir d’Natur von natur&ëmwelt wurde 1982 gegründet. Der Ankauf und Unterhalt von Naturschutzflächen, Informations- und Sensibilisierungskampagnen zum Schutz der Natur und der Biodiversität, wissenschaftliche Arbeiten, der Schutz des Waldes, die Durchführung von nationalen, interregionalen und europäischen Projekten zum Schutz der Natur sind wichtige Tätigkeitsfelder der Stiftung. Spenden und Erbschaften geben uns die finanziellen Mittel, diese Projekte umzusetzen.