Sonntag21. Dezember 2025

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LeserforumDie EU und der absurde Kampf gegen den „Veggie-Burger“

Leserforum / Die EU und der absurde Kampf gegen den „Veggie-Burger“
Darf nicht mehr „Veggie-Burger“ genannt werden Foto: Doreen Hassek/haupstadtkueche.blogspot.com/dpa-tmn

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Es klingt wie ein schlechter Witz: Tatsächlich haben 355 Abgeordnete der EVP-Fraktion, der auch die CSV angehört, im Europäischen Parlament dafür gestimmt, die Verwendung von Begriffen wie „Veggie-Burger“, „Soja-Wurst“ oder „Soja-Schnitzel“ zu verbieten – angeblich aus Angst vor Verwechslungsgefahr. Was für ein Quatsch! Man könnte fast meinen, es handele sich um einen verspäteten Aprilscherz. Während der Kontinent mit Drohnen- und Cyberangriffen, Kriegen, der Klimakrise, sozialer Ungleichheit und Energieunsicherheit kämpft, diskutieren hoch bezahlte Abgeordnete ernsthaft darüber, wie pflanzenbasierte Produkte heißen dürfen. Das ist nicht nur peinlich, sondern auch ein Armutszeugnis politischer Realitätsferne.

Einerseits gilt der Verbraucher als mündig genug, um über den Zucker- oder Fettgehalt von Lebensmitteln entscheiden zu können. Andererseits soll er überfordert sein, wenn die Begriffe „vegan“ oder „vegetarisch“ auf der Verpackung stehen? In einer Tofuwurst ist schließlich kein Fleisch enthalten, sodass nicht zu erwarten ist, dass jemand versehentlich zur Sojawurst greift, die in der Regel in einem separaten Regal steht – es sei denn, es handelt sich um einige Abgeordnete in Straßburg. Zum Glück regt sich Widerstand gegen dieses unsinnige Verbot: von Supermarktketten, Verbraucherschützern, Umweltverbänden und sogar von Burger King. Nur die Fleischindustrie – wenig überraschend – ist dafür. Wie viel Sitzungszeit, Steuergeld und Lobbyarbeit in diesem Vorstoß stecken, möchte man lieber nicht wissen.

Die „Verwechslungsgefahr“ ist lediglich ein Argument, um den wachsenden Trend zu pflanzlichen Alternativen zu bremsen und die Interessen der Fleischindustrie zu wahren. Studien zeigen, dass über 90 Prozent der Verbraucher genau wissen, was sie kaufen. Niemand glaubt, dass ein „Veggie-Burger“ plötzlich zum Rind wird, nur weil er so heißt. Wenn die EU diesen Kurs fortsetzt, müssen wir wohl bald auch „Fleischtomaten“, „Sonnenmilch“, „Scheuermilch“ oder gar „Fruchtfleisch“ umbenennen. Und vielleicht folgt dann das Verbot von „Mäusespeck“, weil dieser keine Mäuse enthält.

Das ist ein Paradebeispiel für Symbolpolitik und Lobbyeinfluss. Während Landwirte über sinkende Preise klagen und eine dringend notwendige Reform fordern, streitet die Politik über Fantasienamen. Die EU sollte sich darum kümmern, dass Lebensmittel klar gekennzeichnet, nachhaltig produziert und fair bepreist werden. Wenn jemand „Veggie-Burger“ sagt, weiß jeder, was gemeint ist. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Erst wenn das Parlament mit den 27 EU-Staaten verhandelt hat, entscheidet sich, ob das Verbot kommt. Zu hoffen bleibt, dass Luxemburg und die anderen Mitgliedstaaten mit qualifizierter Mehrheit dagegen stimmen.

JJ
14. Oktober 2025 - 8.49

Die Schweine und die Metzger müssen sich zusammensetzen um eine gemeinsame Lösung zu finden.
Gut dass wir keine größeren Probleme haben. Zum Beispiel den Krümmungsgrad der Banane.
Zu empfehlen ist der Beitrag vom schweizer Bundesabgeordneten Merz über Zollbestimmungen für Bündnerfleisch. Nicht vegan aber zum Totlachen.