LuxemburgDie Banken als Hort der Stabilität in Covid-Zeiten

Luxemburg / Die Banken als Hort der Stabilität in Covid-Zeiten
Yves Maas, Guy Hoffmann, und Pierre Etienne (v.l.n.r.).   Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Finanzsektor ist solide aufgestellt um die Folgen der Covid-Krise meistern zu können, so die Botschaft des Luxemburger Bankenverbands ABBL in ihrer alljährlichen Pressekonferenz. Die Banken spielen ihre Rolle als Finanzierer der Wirtschaft.

Im Rahmen des Covid-Stillstands hatten eine Reihe Luxemburger Banken ihren Firmenkunden die Möglichkeit von Moratorien auf bestehenden Krediten angeboten. Satte 18.386 Anfragen für solche Moratorien von Unternehmen haben die Finanzinstitute seitdem gemessen, erläuterte der Bankenverband ABBL am Mittwoch vor Journalisten. Insgesamt 97 Prozent der Anfragen seien angenommen worden. Im Volumen gehe es um 3,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig haben die Banken während der Krisenzeit die Unternehmen hierzulande mit weiteren 1.000 neuen Darlehen gestützt, so der Verband weiter.

Auf nur relativ wenig Interesse gestoßen sind bisher die Kredite für Unternehmen, die mit einer Staatsgarantie gesichert sind. „Vielleicht waren wir Anfangs zu optimistisch”, so ABBL-Präsident Guy Hoffmann. Aber eigentlich sei es ja verständlich. „Die Wirtschaft stand still. Erst wenn sie wieder anzieht werden wieder Finanzierungen für neue Investitionen aufgenommen.” Insgesamt 245 dieser Anfragen wurden bisher gezählt – 70 Prozent wurden angenommen. Das Volumen dieser Kredite beträgt aktuell 71 Millionen Euro.

Guy Hoffmann geht davon aus, dass das Volumen der Kredite (mit Staatsgarantie) erst zulegen wird, sobald die Wirtschaft wieder wächst. Im Idealfall noch vor Jahresende. Die Moratorien auf bestehenden Krediten könnten nicht ewig bestehen bleiben, unterstreicht er. Sonst könne aus dem Kreditrisiko des Unternehmens ein Risiko für den Finanzsektor entstehen.

Mehr Geschäfte – kleinere Gewinnmarge

Mit dem Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres 2019 gibt sich die ABBL zufrieden. Zwar sei der Sektor insgesamt nicht mehr ganz so rentabel wie in der Vergangenheit – jedoch konnte dies (zumindest zum Teil) durch mehr Geschäfte wettgemacht werden. So hat die Bilanzsumme der Banken letztes Jahr um 6,1 Prozent zugelegt, wegen steigenden Kosten (rund 8 Prozent) lag der Gewinn vor Provisionen dann jedoch 6,4 Prozent unter dem des Vorjahres. Die Zahl der Banken hierzulande ist von 135 auf 127 gefallen – die Beschäftigung in den Kreditinstituten ist jedoch gleichzeitig um 0,3 Prozent auf 26.334 Personen gestiegen.

Der Finanzplatz habe sich „in einem unsicheren Umfeld gut entwickelt”, schlussfolgert Guy Hoffmann. „Die Entwicklung der Volumen steht auf grün.“ Es gebe hierzulande zudem weniger „faule Kredite” in den Büchern als anderswo. Die Banken seien solide, die Ratios besser als erforderlich. Die Tendenz zu höheren Kosten und niedrigeren Gewinnmargen sei in ganz Europa zu erkennen. „Ich glaube wir sitzen gut im Sattel.“

Trotzdem warnt er: „Jeder im Land muss Interesse daran haben, dass der Finanzplatz attraktiv bleibt. Für die Steuern. Für die Wirtschaft.“ Der Wettbewerbsdruck im Sektor lasse nicht nach, und viele globale Finanzinstitute würden ihre Präsenz innerhalb der EU mehr und mehr auf nur noch einen Standort fokussieren, so Hoffmann. „Die wollen Kosten sparen. Wir müssen das attraktivste Land bleiben.“ Die niedrigere Gewinnmarge jedoch werde den Spielraum für innovative Investitionen verkleinern.

Der neue ABBL-Vizepräsident Pierre Etienne (von Pictet Luxembourg) fügte hinzu, dass Luxemburg wohl vor vielen Herausforderungen stehe – jedoch auch viele Stärken habe. So breche die Konjunktur zwar ein – jedoch weniger stark als im Ausland. Die Staatsverschuldung steige – jedoch bleibe das Niveau gesund. Das hochgeschätzte AAA-Kreditrating bleibe dem Land, trotz Krise, erhalten.

„Ich glaube wir sitzen gut im Sattel.“

Zudem sei es in Zukunft gut zu wissen, dass der Sektor fähig sei sich innerhalb von nur wenigen Tagen komplett um zu organisieren, so Pierre Etienne weiter. Innerhalb kürzester Zeit hatte der Sektor erfolgreich aus dem Home-Office heraus funktioniert. Doch „derzeit versuchen wir graduell wieder die Mitarbeiter zurückzuholen“, so ABBL-Geschäftsführer Yves Maas. Langfristig könne man sich zwar mehr Flexibilität, nicht aber komplette Arbeitswochen zu Hause, vorstellen.

Die Beziehung mit dem Finanzbereich der Luxemburger Universität haben sich derweil verbessert. In den vergangenen Jahren hatte sich der Bankenverband immer wieder über fehlendes Interesse der Akademiker an der reellen Finanzwelt beklagt. Doch jetzt habe es einen Neustart bei der Universität gegeben, so Hoffmann. Es werde nun Wert darauf gelegt Talente für den Luxemburger Finanzplatz auszubilden, so Maas weiter. „Die Beziehung ist heute eine ganz andere als noch vor zwei Jahren.“

Nur wenig zu sagen hatten die Vertreter des Bankenverbandes am Mittwoch derweil zu dem eigenen personellen Durcheinander von Ende Oktober 2019, als der damalige Direktor in den Zwangsurlaub geschickt wurde. Das liege bereits Monate zurück, so Guy Hoffmannn. Man wolle das jetzt nicht weiter thematisieren. „Ich werde diese Entscheidung nicht kommentieren.