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Statec-WirtschaftsprognosenDie Aussicht für 2025 und 2026 hat sich verschlechtert

Statec-Wirtschaftsprognosen / Die Aussicht für 2025 und 2026 hat sich verschlechtert
Statec korrigiert die Prognosen für das Wirtschaftswachstum erneut nach unten Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Zweimal im Jahr stellt Statec neue Prognosen für das Luxemburger Wirtschaftswachstum vor. Am Mittwoch war es wieder so weit: Die Aussicht hat sich dabei erneut verschlechtert.

„Seit 2022 kommt unsere Wirtschaft nicht vom Fleck“, so Statec-Direktor Tom Haas am Mittwoch bei der Vorstellung der „note de conjoncture 1-25“. „2025 wird nicht das Jahr werden, in dem wir wieder in die Normalität zurückfinden. (..) Das Wachstum wird auch dieses Jahr begrenzt sein.“

Als Hintergrund der weiterhin mauen Situation nennt er den von US-Präsident Trump ausgelösten Handelskonflikt. „Auch wenn man nicht genau weiß, wie es weitergeht: Die Unsicherheiten steigen, und das ist schlecht für die Konjunktur.“ Direkt werde der Einfluss auf die Luxemburger Wirtschaft wohl eher klein bleiben, ist er überzeugt. Doch von den indirekten Folgen, etwa an den Finanzmärkten und durch ein langsameres Wachsen der Weltwirtschaft, werde auch das Großherzogtum getroffen werden.

In der Folge hat Statec seine Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in den Jahren 2025 und 2026 erneut gesenkt. Im laufenden Jahr rechnet das statistische Institut nun nur noch mit einer Zuwachsrate von einem Prozent. Vor einem Jahr hatte Statec noch mit einem deutlich besseren Plus von drei Prozent gerechnet.

In den USA wurden die Wachstumsprognosen sehr stark zurückgeschraubt, fügt Statec-Experte Bastien Larue hinzu. Aber auch weltweit deute alles auf eine Verlangsamung der Wirtschaft hin. „Das Wachstum in Europa bleibt sehr schwach. Dabei hatten wir vor einigen Monaten mit einem Anziehen gerechnet.“

Zurückgeschraubt hat Statec dabei nicht nur die Prognosen für 2025, sondern auch die für 2026: Hatte man noch vor sechs Monaten mit einem Plus von 2,4 Prozent im nächsten Jahr gerechnet, so ist es mittlerweile nur eine Wachstumsrate von zwei Prozent.

Besonders schlecht bleiben soll dabei die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt. Hatte man vor einem Jahr noch damit gerechnet, dass das Beschäftigungswachstum wieder anziehen wird, so ist die Hoffnung mittlerweile dahin. Die Statistiker erwarten mittlerweile lediglich ein Plus von einem Prozent bei den Arbeitsplätzen – nach einem historisch schlechten Jahr 2024, als ein Plus von 1,1 Prozent verzeichnet wurde.

Die große Frage ist, wie geht es weiter? Wird dies die neue Realität sein, oder kommen wir wieder zurück zur Situation von früher?

Tom Haas, Statec-Direktor

„Das ist sehr wenig dynamisch“, so Larue weiter. „Es ist aber noch keine Rückkehr zur Normalität.“ In den Jahren zuvor hatte Luxemburg stetig jährliche Zuwachsraten von um die drei Prozent gemessen. Es gebe derzeit einige sehr schwache positive Signale, hebt er hervor. Beispielsweise sei die Beschäftigung im Bauwesen und in der Industrie nicht mehr so schnell am Sinken. Auch seien die Zahl der Jobanzeigen und die der Überstunden wieder am Zulegen. 2026 rechnen die Statistiker mit einem Plus von 1,5 Prozent bei der Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote werde mit rund sechs Prozent jedoch weiter hoch bleiben.

Insgesamt werde die Luxemburger Wirtschaft 2025 keine Rückkehr zur Normalität erleben, fügt Tom Haas noch einmal hinzu. Im Gegenteil, die Luxemburger Wachstumszahlen seien eher dabei, sich an das niedrige Niveau in Europa anzugleichen. Für das Sozialsystem bedeute das natürlich dann auch weniger Einnahmen. „Die große Frage ist, wie geht es weiter?“, so Haas. „Wird dies die neue Realität sein, oder kommen wir wieder zurück zu der Situation von früher?“

Staatsfinanzen: Von Defizit zu Überschuss und zurück

Zu melden gab es am Mittwoch jedoch nicht nur schlechte Nachrichten: So erwarten die Statistiker, dass die Preissteigerungsrate in den beiden Jahren 2025 und 2026 stabil bei niedrigen 1,9 Prozent verharren wird. Mit dem Fallen einer nächsten Indextranche wird damit erst im dritten Quartal 2026 wieder gerechnet.

Auch eine „positive Überraschung“ ist die Entwicklung bei den Staatsfinanzen gewesen, so Statec-Experte Gabriel Gomes. Dank zwei Effekten seien die Steuereinnahmen deutlich höher ausgefallen als erwartet: 2024 lag der Saldo des Staatshaushaltes damit ein Prozent im Plus, und auch 2025 wird mit einer schwarzen Null gerechnet. Bei den beiden Elementen handelt es sich einerseits um die Wiedereinführung von einem Prozent bei der Mehrwertsteuer, der 2023 ausgesetzt worden war, und andererseits um Steuernachzahlungen von Unternehmen aus den Jahren zuvor. Ab 2026 rechnet Statec dann jedoch wieder mit Defiziten beim Staat, da beide Effekte auslaufen und die Ausgaben weiter „dynamisch“ steigen.

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 Screenshot: Statec
Gabriel Gomes, Bastien Larue und Tom Haas (v.l.n.r.)
Gabriel Gomes, Bastien Larue und Tom Haas (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante