Mittwoch22. Oktober 2025

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Verschollen in der NaturDeutsche Rucksackreisende nach zwölf Tagen im australischen Busch lebend gefunden

Verschollen in der Natur / Deutsche Rucksackreisende nach zwölf Tagen im australischen Busch lebend gefunden
Carolina Wilga (r.) beim Einsteigen in ein Flugzeug nach ihrer Rettung Screenshot: Abc/ABC/AAP/dpa

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Tagelang bangten Familie, Freunde und Helfer – nun die erlösende Nachricht: Carolina Wilga ist am Leben. Die deutsche Rucksackreisende wurde nach zwölf Tagen im australischen Outback entdeckt.

Erleichterung in Australien – und in Deutschland: Die vermisste deutsche Rucksackreisende Carolina Wilga ist nach fast zwei Wochen im abgelegenen Buschland Westaustraliens lebend gefunden worden. Die Polizei bestätigte am Freitagabend (Ortszeit), dass es der 26-Jährigen den Umständen entsprechend gut gehe.

Martin Glynn von der Polizei in Western Australia erklärte gegenüber Reporterinnen und Reportern, dass die 26-Jährige auf einem Buschpfad am Rande des Naturreservats gefunden wurde – in dem Gebiet, in dem sie auch als vermisst gemeldet worden war.

Ein Passant habe sie am Straßenrand entdeckt und nach Beacon gebracht, einen kleinen Ort etwa 330 Kilometer nordöstlich von Perth. Inzwischen sei die Deutsche mit einem Rettungshubschrauber aus dem Gebiet ausgeflogen worden. Sie soll in einem Krankenhaus in Perth medizinisch versorgt werden. „Wie Sie sich vorstellen können, hat sie in den letzten Tagen ein erhebliches Trauma durchlebt“, sagte Glynn. „Sie hat einige Verletzungen. Sie ist von Mücken zerstochen. Sie hat ganz offensichtlich eine außergewöhnliche, traumatische Erfahrung hinter sich – ein Zeugnis ihres Mutes angesichts der Umstände, denen sie dort draußen ausgesetzt war.“

Dieses Handout-Foto zeigt Carolina Wilga bei einem Convenience-Store in Albany
Dieses Handout-Foto zeigt Carolina Wilga bei einem Convenience-Store in Albany Foto: Handout/Western Australian Police Force/AFP

Vom Van entfernt

Die junge Frau war zuletzt am 29. Juni in einem kleinen Laden in Beacon gesehen worden. Einen Tag zuvor hatte sie ihr Hostel im Küstenort Fremantle verlassen, um auf eigene Faust das australische Inland zu erkunden. Seither fehlte von ihr jede Spur – bis ihr verlassener Mitsubishi-Van am Donnerstag tief im Karroun Hill Nature Reserve entdeckt wurde, rund 100 Kilometer nördlich von Beacon. Das Gebiet ist bekannt für seine Abgeschiedenheit und gilt als raues, schwer zugängliches Terrain. Ihr Fahrzeug war fahruntüchtig und lag mehr als 35 Kilometer von der nächsten befahrbaren Straße entfernt.

Die Polizei ging bisher davon aus, dass sich Wilga in der unübersichtlichen Buschlandschaft verlaufen hatte. „Unsere bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass sie sich verirrt hat und ihr Fahrzeug zu Fuß verlassen hat“, hatte Polizeibeamtin Jessica Securo dem australischen Sender ABC vor Wilgas Rettung gesagt. Wie lange sich die junge Deutsche tatsächlich ohne Orientierung im Buschland durchschlug, ist noch unklar.

Unübersichtliches Gelände

Das Überleben in der Wildnis gilt in dieser Region als große Herausforderung: Auf der Südhalbkugel ist derzeit Winter, die Temperaturen sinken nachts auf unter null Grad. Das Gelände ist unübersichtlich, die Wege kaum zu erkennen. „Es ist sehr leicht, sich dort zu verlaufen“, so Securo.

Dabei schien Carolina Wilga gut vorbereitet: Ihr Fahrzeug war mit Solarpaneelen und Vorräten ausgestattet, sie hatte sich auf ein Leben in der Wildnis eingestellt. Dennoch kam sie offenbar in eine Situation, die sie zum Verlassen des Vans zwang – ob aus Verzweiflung oder aus Hoffnung auf Hilfe.

Hoffnung durch andere spektakuläre Rettungen

In Australien sorgen Fälle wie dieser immer wieder für Schlagzeilen – auch, weil sie manchmal unerwartet gut ausgehen. So wie im Januar 2025, als der 23-jährige Medizinstudent Hadi Nazari nach 13 Tagen im Kosciuszko-Nationalpark gerettet wurde. Er überlebte mit nichts weiter als zwei Müsliriegeln, die er in einer Hütte fand. Die Polizei sprach damals von einem Wunder. Oder wie im Jahr 2022, als drei kleine Kinder – ein, zwei und fünf Jahre alt – nach einem tödlichen Autounfall im heißen Outback überlebten. Eingeschlossen im Wrack harrten sie mehr als zwei Tage bei über 30 Grad aus. Ganz Australien war bewegt.

In Beacon, wo nur rund 120 Menschen leben, bangte man seit Tagen um die vermisste Reisende. „Wir hoffen einfach, dass dieses Mädchen lebend gefunden wird“, hatte eine Anwohnerin dem Sender ABC vor Carolina Wilgas Rettung gesagt. Selbst Westaustraliens Premierminister Roger Cook hatte mitgezittert. Er schrieb am Freitag eine Nachricht auf sozialen Medien, in der er allen dankte, die an der Suche beteiligt waren. „Diese Nachricht ist schlichtweg bemerkenswert“, so Cook. „An unsere Rettungskräfte und an alle, die gesucht, Informationen geteilt und die Familie in dieser schweren Zeit unterstützt haben – danke. Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist, aber heute Abend können wir alle ein wenig aufatmen, weil wir wissen: Carolina ist in Sicherheit und wohlauf.“

Experten raten: Immer beim Fahrzeug bleiben

Australische Outback-Expertinnen und -Experten geben bei Pannen im Busch stets denselben Rat: Das Fahrzeug nicht verlassen. Ein Auto ist aus der Luft besser sichtbar als eine einzelne Person, bietet Schutz vor Kälte oder Hitze – und enthält oft lebenswichtige Vorräte. Wer sich entfernt, riskiert, sich in der oft eintönigen Landschaft zu verlaufen.

Wichtig ist zudem eine gute Vorbereitung: ausreichend Wasser und Nahrung, Kartenmaterial, wetterfeste Kleidung, Erste-Hilfe-Set – und vor allem ein Notrufsender. Zudem sollte man vor jeder Reise Angehörigen die Route und geplante Rückkehrzeit mitteilen. Carolina Wilgas Geschichte endete glücklicherweise nicht tragisch, sondern als weiteres kleines Wunder.