Montag27. Oktober 2025

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WaldbrändeDeshalb schickt der EU-Katastrophenschutz keine Luxemburger Einsatzkräfte nach Spanien

Waldbrände / Deshalb schickt der EU-Katastrophenschutz keine Luxemburger Einsatzkräfte nach Spanien
Menschen kämpfen am vergangenen Sonntag gegen Waldbrände beim Dorf Vilarino im Nordwesten Spaniens Foto: AFP

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Schon seit zwei Wochen kämpfen Feuerwehrleute in Spanien gegen verheerende Waldbrände. Spezialisten aus anderen europäischen Ländern helfen mit. Luxemburger Einsatzkräfte sind nicht vor Ort – ihre Expertise wird von der EU anders eingesetzt. 

Es sind die schlimmsten Waldbrände Spaniens seit Jahrzehnten. Am Dienstagabend waren 21 größere Feuer aktiv. Am schwersten betroffen sind im Nordwesten die autonomen Gemeinschaften Kastilien und León, Galicien, Extremadura und Asturien. Die Nachrichtenagentur dpa schreibt: Nach vorläufigen Schätzungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS wurden seit Jahresbeginn über 3.800 Quadratkilometer Natur zerstört. Eine Fläche deutlich größer als das komplette Großherzogtum (2.586 Quadratkilometer).

Hilfe bekommen die spanischen Einsatzkräfte jetzt auch aus anderen europäischen Ländern. Frankreich, Italien und Finnland schickten Helfer und Löschflugzeuge, die Niederlande, Tschechien und die Slowakei Löschhubschrauber. Aus Deutschland sind am Dienstagabend 21 Feuerwehrfahrzeuge in der Region Extremadura eingetroffen. Die Feuerwehrleute aus dem Luxemburger Nachbarland sollen die Bereiche absichern, die bereits gebrannt haben. Damit keine Glutnester zurückbleiben – und keine neuen Brände durch Funkenflug entstehen. 

Kein Waldbrand-Modul aus Luxemburg

Aus Luxemburg wird aber erst einmal keine Hilfe kommen. „Nein, Luxemburg wird a priori keine Feuerwehrleute nach Spanien schicken“, sagt CGDIS-Sprecher Cédric Gantzer gegenüber dem Tageblatt. Der Grund ist simpel: „Solche Anfragen laufen über den EU-Zivilschutz-Mechanismus – und wir haben dort kein Waldbrand-Modul hinterlegt.“ Gantzer erklärt den Prozess: „Spanien fragt europaweit über das ERCC in Brüssel nach Hilfe und fragt nach Waldbrand-Modulen.“ Die Module seien im Voraus im System hinterlegt – und die Länder, die über die jeweiligen Module verfügen, sagen dann, ob sie in diesem Moment positiv antworten können oder nicht.

Cargolux-Löschflugzeuge in Spanien?

Seit anderthalb Jahren sind Luxemburgs Frachtflieger von Cargloux auch als Feuerwehrleute im Einsatz. Im Januar 2024 gründete das Unternehmen die Sparte „Aquarius Aerial Firefighting“. Bis 2027 solle die Flotte aus zwölf „Fire-Boss“-Löschflugzeugen bestehen. Sieben der Spezialmaschinen, die 3.000 Liter Wasser laden können, sind derzeit an drei Standorten in der Türkei stationiert. Ihre Hauptaufgabe besteht nicht nur darin, Brände zu löschen, sondern auch deren Ausbreitung zu verhindern, wie Pierre-Henri Golly, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Cargolux, gegenüber dem Tageblatt erklärt. „Der Punkt ist, dass Feuer sofort beim Entstehen gelöscht wird – und große Waldbrände deshalb erst gar nicht entstehen.“ Die Flugzeuge würden bereits vor der Waldbrand-Saison in den betroffenen Regionen angeheuert und von Cargolux dorthin entsandt. Deshalb können Sie auch nicht einfach nach Spanien umgeleitet werden.

ERCC, das ist das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (Emergency Response Coordination Centre) der EU. Laut dem Europäischen Rat ist es das Herz des EU-Zivilschutz-Mechanismus. Es fungiert als Koordinierungsstelle zwischen den EU-Staaten und zehn weiteren Ländern. „Das ERCC koordiniert die Bereitstellung von Hilfe für Katastrophengebiete, darunter Hilfsgüter, Fachwissen, Katastrophenschutzteams und Spezialausrüstung.“ Alleine im Jahr 2024 wurde das ERCC 58 Mal aktiviert – für Waldbrände, Überflutungen und nach dem Ausbruch von Krankheiten. 

Auch das Großherzogtum bietet Fähigkeiten oder Equipment im ERCC an, die anderen Ländern in Notsituationen helfen können. Nur eben kein Waldbrandmodul. „Luxemburg bietet andere Module an, wie den Einsatz von Satelliten-Kommunikationskits von Emergency.lu“, sagt Gantzer. „Darin sind wir spezialisiert – und bieten den internationalen Partnern damit einen größeren Mehrwert.“ Für die Luxemburger Kommunikationsspezialisten gibt es derzeit aber in Spanien keinen Bedarf.

Mit Material von dpa