Mittwoch29. Oktober 2025

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UnternehmenDer Umbau beim Luxemburger Satellitenbetreiber SES ist noch nicht vorbei

Unternehmen / Der Umbau beim Luxemburger Satellitenbetreiber SES ist noch nicht vorbei
Die SES feiert dieses Jahr ihren 40. Geburtstag Foto: SES

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Der Luxemburger Satellitenbetreiber SES kämpft mit fallenden Aktienkursen und dem Konkurrenzdruck durch neue Marktteilnehmer wie Starlink. Geschäftsführer Adel Al-Saleh zeigt sich dennoch optimistisch und kündigt Veränderungen an. Allerdings könnte dies auch Stellenabbau bedeuten – selbst am Hauptsitz in Betzdorf.

„Wir sind bereit für 2025. Die Veränderung geht weiter. Wir machen uns fit. Wir müssen mehr innovieren“, so Adel Al-Saleh am Donnerstagmorgen vor Luxemburger Journalisten in Betzdorf. Er ist seit einem Jahr Geschäftsführer des Luxemburger Satellitenbetreibers SES, der in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert.

Große und wichtige Verträge seien in dieser Zeit unterzeichnet worden, erläutert er und denkt dabei unter anderem an die Kaufabsicht vom US-Wettbewerber Intelsat, den Vertrag mit der NATO, um Partnerstaaten Konnektivität anzubieten, das Projekt IRIS² für ein sicheres europäisches Internet, sowie viele unterzeichnete Verträge zur Ausstrahlung von Videos oder etwa zum Beliefern von Kreuzfahrtschiffen mit Internetzugang.

Doch die Zeiten sind schwierig geworden für das Luxemburger Vorzeigeunternehmen. Der Aktienpreis ist Zeugnis dieser Entwicklung: Vor zehn Jahren hatte er mit mehr als 30 Euro pro Anteilsschein einen Höhepunkt erreicht. Vor fünf Jahren war eine Aktie dann nur noch 12 Euro wert und im Dezember 2024 war der Preis kurzzeitig sogar auf unter drei Euro eingebrochen.

Im Schatten von Starlink

Mit der Kursentwicklung ist Adel Al-Saleh selbstverständlich unzufrieden. Man sei „sehr enttäuscht“, sagt er. Vor allem, da die Zahlen eigentlich gut seien. Im dritten Quartal 2024 (letzte veröffentlichte Zahlen) habe man die Erwartungen übertroffen, hebt er hervor. Hinter der Kursentwicklung stecke das vorherrschende Narrativ, „nicht unsere Leistung“, sagt er.

Das Narrativ „Europa verliert“ sei so nicht wahr, sagt er weiter. Doch „die Menschen sind nicht sehr objektiv, wenn sie auf den Markt schauen“. Dabei gebe es nicht nur Starlink (Red.: Unternehmen von Elon Musk, das Internetzugang anbietet). Jeder höre, wenn Letzterer einen Vertrag mit Air France unterzeichnet – doch kaum jemand sehe, wenn Turkish Airlines und Thai Airways ihren Internetzugang bei der SES kaufen. „Es ist eine sehr verzerrte Sicht der Welt.“ 

„Wenn wir weiterhin liefern, dann wird sich dieses Narrativ mit der Zeit ändern“, hofft er. Seit dem Tiefststand hat der Aktienkurs in den letzten Wochen wieder um rund 30 Prozent zugelegt. Am Donnerstag lag er bei mehr als 4 Euro pro Titel. Da sich der Wirtschaftssektor „Weltraum“ jedoch besonders schnell entwickelt, gelte es fortwährend mitzuhalten, zu handeln und schneller zu innovieren.

Die Höhe der Dividende wolle man jedenfalls beibehalten, erklärt er am Donnerstag auf Nachfrage. „Wir generieren Geld. Wir können uns das leisten.“ In zwei Wochen wird die SES ihre Jahreszahlen 2024 vorstellen.

Strategische Standorte in der Welt

Adel Al-Saleh hat sich vorgenommen, die Unternehmensgruppe neu aufzustellen. Das global agierende Unternehmen soll auf unterschiedlichen Kontinenten vertreten sein. Künftig werde man eine Karte mit strategischen Standorten erstellen, an denen jeweils einige hundert Mitarbeiter arbeiten sollen, so der Geschäftsführer. Dabei gehe es nicht nur um den Verkauf der Dienstleistungen, sondern auch darum, dort präsent zu sein, wo es das gesuchte Fachwissen gibt. Neben Luxemburg und Washington soll es künftig wenigstens auch Standorte in Südamerika und Asien geben. 

Wir sind ein globales Unternehmen und müssen auch global vertreten sein

Ein wichtiger Bestandteil der Zukunftsstrategie ist dabei die Übernahme des langjährigen Wettbewerbers Intelsat. Die neue gemeinsame Größe soll es künftig ermöglichen, mehr Geld für Investitionen in Innovationen freimachen zu können. Adel Al-Saleh hofft, den Kauf im Sommer dieses Jahres abschließen zu können. Die notwendige Zustimmung der Regulierungsbehörden steht bisher jedoch noch aus. Tausende an Dokumenten habe man bereits eingereicht, so der Geschäftsführer.

Adel Al-Saleh ist seit einem Jahr Geschäftsführer des Luxemburger Satellitenbetreibers SES
Adel Al-Saleh ist seit einem Jahr Geschäftsführer des Luxemburger Satellitenbetreibers SES Foto: Editpress/Alain Rischard

Wie sich der Regierungswechsel in den USA auf die Entscheidung auswirke, könne man noch nicht sagen, so Adel Al-Saleh. Natürlich sei es „etwas unangenehm, unseren größten Wettbewerber so nahe beim US-Präsidenten zu sehen“, doch sehe man dies nicht als Problem. „Es gibt eine Logik hinter dem Kauf. Unser Angebot ist anders.“ SES und Intelsat setzen auf „den Verkauf von Lösungen an Geschäftskunden“. Man glaube an „rationales Marktverhalten“ und gehe davon aus, dass Kunden das für sie beste Produkt wollen, und auch Wert auf das Wählen zwischen mehreren Alternativen legen. 

Auf mPower folgt IRIS²

Positiv stimmt ihn auch, dass es am Markt derzeit mehr Nachfrage als Angebot gibt. Zum Ausbau der eigenen Kapazität sind im Dezember 2024 zwei weitere Satelliten der mPower-Konstellation ins All befördert worden. Im Sommer dieses Jahres sollen dann die letzten drei mPower-Satelliten folgen. Wenn diese im Laufe des Jahres 2026 auf ihrer Umlaufbahn ankommen, soll die verfügbare Kapazität deutlich steigen.

Mit IRIS² steht bei SES auch bereits das nächste große Zukunftsprojekt in den Startlöchern. Das Projekt für ein sicheres europäisches Internet soll anfangs aus einem Netzwerk von rund 270 kleineren Satelliten in einer niedrigen Erdumlaufbahn und von 18 größeren in der mittleren Erdumlaufbahn (etwa 8.000 Kilometer über dem Äquator) bestehen. Für den Aufbau und Betrieb der 18 Meo-Satelliten wurde die SES ausgewählt, wobei sie 90 Prozent der Kapazitäten selbst vermarkten kann – der Rest ist für Regierungszwecke reserviert. Der Start der Konstellation ist für 2029 vorgesehen.

Doch IRIS² soll erst der Anfang sein, so Adel Al-Saleh. Keiner der Partner wolle es bei der anfänglich geplanten Zahl an Satelliten belassen. Das sei nur der erste Schritt. „Ab 2030 werden wir jedes Jahr neue Satelliten starten“, erläutert er. Dann kann man die Satelliten jedes Jahr verbessern, jedes Jahr innovieren und gleichzeitig preislich billiger einkaufen.

Sorgen bei den Gewerkschaften

Die Gewerkschaften verfolgen die Entwicklungen mit Sorge. Bereits Ende letzten Jahres war, wegen Jobverlagerungen nach Indien, der Abbau von mehr als 60 Arbeitsplätzen in Betzdorf verkündet worden.

Konkrete Zahlen dazu, was die Zukunftspläne und die Integration von Intelsat für die rund 600 Mitarbeiter (indirekt 1.000) am Standort in Betzdorf bedeuten wird, wollte der Geschäftsführer nicht sagen. Sowohl die SES als auch Intelsat beschäftigen weltweit jeweils etwa 2.000 Mitarbeiter.

Einerseits verspricht er, dass auch weiterhin etwa 600 Personen am Sitz beschäftigt sein würden, und dass Betzdorf „für immer“ Hauptsitz des Unternehmens bleiben wird, andererseits müssten zur Finanzierung der Innovationen und zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit natürlich auch Kosten eingespart werden, sagt er. Man habe zwar „ein deutlich sozialeres Gewissen als vom Gesetz vorgeschrieben“, aber man müsse sich aber auch weiterentwickeln. Die SES bezeichnet er als „legacy-player“, der „aufgefrischt werden muss“.

Bei der Übernahme von Intelsat seien es dabei vor allem Doppelungen auf Management-Ebene, die man angehen müsse, sagt er. Man brauche beispielsweise keine zwei Finanzchefs und keine zwei Geschäftsführer.
Gleichzeitig würde man auch neue Mitarbeiter einstellen. Für IRIS² suche man derzeit rund 50 Personen. Einstellen werde man sie vielleicht in Luxemburg, oder dort in Europa, wo sie sich befinden.

Grober J-P.
16. Februar 2025 - 9.43

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