Dienstag11. November 2025

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MordprozessDer Tod der Ana Lopes

Mordprozess / Der Tod der Ana Lopes
Im Mordfall Ana Lopes geht die Suche nach dem Schuldigen weiter. Am 16. Januar 2017 wurde die junge Frau umgebracht und in ihrem Auto im nahen französischen Grenzgebiet verbrannt. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Mordfall Ana Lopes beschäftigt das Gericht weiter. Nach den Aussagen der Mutter des Opfers kamen diese Woche auch die Eltern des mutmaßlichen Täters zu Wort. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, seine Partnerin ermordet und in ihrem Auto verbrannt zu haben. Was sein Alibi anbelangt, kam es zum Teil zu widersprüchlichen Aussagen.

Am sechsten Verhandlungstag im Mordprozess Ana Lopes trat am Dienstag die Mutter der Ermordeten in den Zeugenstand. Nur wenige Meter trennten sie dabei von jenem Mann, der verdächtigt wird, ihre Tochter am 16. Januar 2017 getötet und anschließend in ihrem Auto verbrannt zu haben. Bei der Befragung durch die vorsitzende Richterin sagte die Zeugin, dass Marco B. ihre Tochter des Öfteren bedroht, beschimpft und geschlagen habe. Am Anfang sei die Beziehung normal gewesen. Später sei B. immer aggressiver, eifersüchtiger und possessiver geworden. Ihre Tochter beschrieb sie als „lebensbejahenden“ Menschen.

Der Vater des Beschuldigten habe Ana bei sich zu Hause haben wollen. Ihre Tochter habe es dort nicht lange ausgehalten, sagte die Mutter. Sie habe das Gefühl gehabt, in einem Gefängnis zu leben. Sie wolle kein Kind von diesem Tier, habe Ana ihr gesagt. „Als sie schwanger wurde, habe ich meiner Tochter zugeredet, das Kind doch zu bekommen.“ Als das Kind zur Welt kam, sei B. völlig außer sich ins Krankenhaus gefahren. Dort soll er sich zunächst geweigert haben, das Kind bei der Gemeinde anzumelden.

Vorahnung der Mutter

Die Zeugin berichtete anschließend, was an jenem Tag, dem 15. Januar 2017, passierte, als Ana das Haus verließ und nicht mehr zurückkam: „Am Morgen des 16. Januar 2017 wurde mir schlagartig klar, dass sich mein Leben für immer verändern würde“, sagte sie. „Meine Tochter war nicht von der Arbeit nach Hause gekommen. Da wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.“

Um 15.00 Uhr sei Ana aus dem Haus gegangen, um ihrer Arbeit als Kellnerin in einem Café nachzugehen. Dann habe Ana ihr eine SMS geschickt, um zu fragen, wie es ihrem Kind gehe und um Bescheid zu sagen, sie würde es um 18.00 Uhr abholen. „Als Ana um 6.00 Uhr morgens immer noch nicht zu Hause war, ging ich zur Polizei und meldete meine Tochter als vermisst.“

Gegen 9.00 Uhr habe dann ein Polizist angerufen: Sie solle ruhig bleiben, das Auto ihrer Tochter sei verbrannt in einem Wald gefunden worden. „Ich wusste sofort, was das zu bedeuten hatte“, sagte die Zeugin. Einer Freundin Anas habe B. nämlich gesagt, er werde sie eines Tages mitten in einem Wald in einem Wagen verbrennen. Eine Aussage, die das Gericht möglicherweise noch länger beschäftigen wird.

„Du bist ein Tier“, rief die Mutter nach ihrer Aussage dem mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter zu. Doch dieser blickte zu Boden und schwieg.

Angst um ihr Leben

Am Schluss des Verhandlungstages sagte noch die Stiefmutter des Beschuldigten aus. Sie umschrieb Ana als einen Menschen, der immer gut gelaunt war. Das Problem mit der Zeugin an diesem Dienstag war allerdings, dass sie nur das wiedergab, was andere gesagt haben. Sinngemäß habe sie gehört, dass B. einmal gesagt haben soll, er wolle jemanden anheuern, um Ana verschwinden zu lassen. Das werfe kein besonders gutes Licht auf jemanden, wenn danach genau so etwas passiere, meinte die Richterin. Dieser Aussage wollte die Zeugin aber keine Bedeutung mehr beimessen. Das sei nur so gesagt worden, meinte sie. Sie habe Ana wie ihre eigene Tochter geliebt. Das Problem seien die Drogen gewesen. Ana habe selbst welche genommen und auch verkauft. Sie habe ihr einmal gebeichtet, Angst um ihr Leben zu haben.

Erst ein Jahr nach der Geburt und einem Vaterschaftstest habe ihr Sohn das Kind anerkannt. Da er sich anfangs nicht sicher gewesen sei, dass er der Vater sei, habe er sich nach der Geburt des Kindes von Ana getrennt. Von den SMS, die er Ana schrieb, wisse sie nichts. Dieser ganze Vorfall habe der Familie einen schlechten Ruf eingebracht, sagte die Zeugin. „Sie sind den ganzen Tag unterwegs gewesen, trotzdem haben sie ausgesagt, dass ihr Sohn den ganzen Tag in der Garage war und ein Auto reparierte“, sagte die Richterin.

Am 15. Januar 2017 sei ihr Sohn spät nach Hause gekommen. Wann genau das war, könne sie jetzt nicht mehr sagen. Laut Polizeiprotokoll soll dies zwischen 21.30 und 22.00 Uhr gewesen sein. Der Polizist habe darauf bestanden, ihm eine Zeit zu nennen, insistierte die Zeugin. Diese Aussage brachte die Richterin zur Weißglut: „Sie haben gelogen. Die Zeiten sind erfunden.“

Zeugin widerspricht sich

„Um 1.00 Uhr habe ich meinem Sohn zugerufen, den Fernseher langsamer zu stellen. Danach habe ich ihn gefragt, ob er mit mir die Hunde ausführt.“ Sie sei mit den zwei kleinen Hunden und ihr Sohn mit dem großen Hund ausgegangen. Einmal gegen 3 und einmal gegen 6 Uhr. In der Befragung vor Gericht widersprach sich die Zeugin allerdings mehrmals in ihren Aussagen. Zum Schluss sagte sie, sie wisse genau, dass ihr Sohn nichts getan habe.

Besondere Bedeutung kam am Mittwoch der Aussage des Vaters des Angeklagten zu. Der Vater des Opfers sei ein Freund seit 30 Jahren, sagte der Zeuge. Ana habe er seit ihrer Kindheit gekannt. Sie habe nie aufgehört, Drogen zu nehmen. Ana habe um ihr Leben fürchten müssen. Ein Dealer aus Merl sei impliziert gewesen. Das habe Ana ihm drei Monate vor ihrem Tod erzählt. Dieser habe den Mord in Auftrag gegeben, sagte der Zeuge. Sein Sohn sei an besagtem Tag zu Hause gewesen. Am Morgen des 16. Januar 2017 habe er mit ihm in der Garage ein Auto repariert. Den Beamten warf er vor, unkorrekt gehandelt zu haben.

Der Prozess wird heute fortgesetzt.