Zu meiner ersten Begegnung mit Fernand Etgen kam es beim sommerlichen Fraktionsessen der Liberalen, das erste Interview mit dem damaligen Minister für Landwirtschaft, Weinbau und Verbraucherschutz sowie für die Beziehungen zum Parlament fand in seinem Ministerium statt – ein längeres Gespräch führten wir bei ihm zu Hause in Oberfeulen im Jahr 2017. Daraus wurde schließlich ein Porträt des Politikers.
Er erwartete uns in einem blauen Pullover vor dem Haus, an der Hand hielt er seinen zu jener Zeit zweijährigen Enkel Jonah. Der Ruf, ein Familienmensch zu sein, eilte Etgen längst voraus – und bestätigte sich schnell. Als er noch Staatsbeamter im „Enregistrement“ in Diekirch war, sei er in der Mittagspause immer nach Hause gekommen zu Gattin Romaine. Im Wintergarten seines Hauses erzählte er bei Kaffee und Gebäck von seinem bisherigen Werdegang. Draußen im Garten stand ein blaues Plastikschaf.
Geradlinig und heimatverbunden
Der dreifache Familienvater ist seiner Heimatgemeinde, deren Bürgermeister er von 1994 bis 2013 war, immer treu geblieben. Geboren am 10. März 1957 in Ettelbrück und einer Bauernfamilie entstammend, besuchte er bis 1977 das „Lycée classique“ in Diekirch. Für die DP saß er jahrelang im Gemeinderat – als damals landesweit jüngstes Gemeinderatsmitglied – und war Schöffe, bevor er Bürgermeister wurde. Feulen hat übrigens heute mit fast 2.500 doppelt so viele Einwohner wie damals. 2007 rückte er ins Parlament nach, zwei Jahre später wurde erstmals in die Chamber gewählt und 2013 wiedergewählt. 2010 bis 2014 war er Generalsekretär der Liberalen.

In unserem Gespräch machte Etgen keinen Hehl daraus, dass er gerne an seine Zeit als Kommunalpolitiker zurückdenke, der „mit Leib und Seele“ gewesen sei und dessen klassischen Typus er vertrat, indem er Amt und Würden vertrat und zugleich im Dorfleben verankert blieb. Der umgängliche, nie abgehobene Politiker zeigt sich meistens gut aufgelegt. Die positive Ausstrahlung, verbunden mit einer konsequenten Geradlinigkeit und Beständigkeit, gereicht ihm zum Vorteil. Als auch in Luxemburg der Begriff der Politikverdrossenheit aufkam, lag dies sicherlich nicht an ihm.
Die Berufung zum Minister in der blau-rot-grünen Regierung bedeutete eine neue Etappe in Etgens politischem Leben. Sein Ministerium war alles andere als ein Wohlfühlressort, sondern ein wichtiger Teil der Europapolitik, die Landwirtschaft befindet sich zudem nach wie vor in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Bei einem längeren Gespräch über die europäische Agrarpolitik erklärte er mir deren Grundzüge, während er entspannt die Beine über die Armlehne seines Stuhls gelehnt hatte. Politik war ihm ernst, und er nahm sie auch stets ernst, auch wenn seine entspannte Art oftmals darüber hinwegtäuschte.
Dass er den Weg in die DP fand, habe nach seinen eigenen Worten etwas mit der „Aufbruchstimmung“ der Ära Gaston Thorn und mit der Regierungszeit der blau-roten Koalition von 1974 bis 1979 zu tun gehabt. Die Demokratische Partei habe sich damals modernisiert, begründete er seine politische Ausrichtung, die aber auch familiär vorgezeichnet schien, denn auch sein Vater sei ein überzeugter Anhänger der Liberalen gewesen. Zwar standen die meisten Landwirte eher der CSV nah, aber nicht alle Bauern seien mit der Politik der Christsozialen einverstanden gewesen, erklärte mir Etgen. Ein weiterer Vertreter der Tradition liberaler Landwirte ist auch sein Parteikollege, der heutige Europaabgeordnete Charles Goerens.
Der „Tiger“ aus Feulen
Der junge „Ferni“ Etgen trat 1974 der liberalen Jugendorganisation und mit Anfang 20 schließlich der Mutterpartei bei. Einen weiteren Spitznamen, „der Tiger“, hat er noch aus seiner Schulzeit. Noch heute wird er in Feulen so genannt. Auch die Anekdote, dass er dies als Parlamentspräsident 2019 bei einem Arbeitstreffen mit Nancy Pelosi, der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, gegenüber erwähnte, hat sich gehalten. Auf Pelosis Frage, wie er in Luxemburg genannt werde, habe Etgen geantwortet: „In Feulen, people call me the Tiger.“ Fortan nannte ihn auch die US-Demokratin so, etwa: „See you again, Tiger!“
Etgen war von Dezember 2018 bis November 2023 Parlamentspräsident und damit erster Bürger des Landes. Seinen Humor und seinen spitzbübischen Charme hat der Politiker, als Fußballinteressierter übrigens Anhänger von Borussia Mönchengladbach, stets bewahrt. Humorvoll quittierte er auch den einen oder anderen rhetorischen Lapsus. Bis heute ist Fernand Etgen der lebende Beweis dafür, dass Politik nicht nur bierernst sein muss, sondern auch witzig sein kann. Zu dem einen oder anderen Scherz dürfte er im politischen Ruhestand aufgelegt sein.

Bei "Le Tigre " faellt mir eigentlich nur Georges Clemenceau ein . Etgen ist doch eher ein harmloser Stubenkater , der es bestimmt nicht zu einer Keilerei mit Nachbars Hund ankommen laesst .
Tiger ? Wenn dieser Name schon gebraucht werden muss dann bitte zahnloser Tiger. Viel Geld und Ehre bekommen ohne etwas zu leisten.
Esou wéi seng blo Kumpanen,nëmmen den politischen
Clown gespielt,genug agesäckelt,ower dreimol neischt
op zeweisen.Derbei sinn wor just alles.