Super Bowl LVIIIDer Teamcheck: Chiefs und 49ers auf der Suche nach dem Glück

Super Bowl LVIII / Der Teamcheck: Chiefs und 49ers auf der Suche nach dem Glück
Quarterbacks: Brock Purdy (San Francisco 49ers) vs. Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs) Fotos: AFP/Christian Petersen, Jamie Squire

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Zum ersten Mal in der Geschichte der National Football League findet der Super Bowl in Amerikas Glücksmetropole, Las Vegas, statt. Die Kansas City Chiefs und die San Francisco 49ers werden in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar bei der 58. Auflage alles aufs Spiel setzen, um die begehrte Vince-Lombardi-Trophäe zu gewinnen. Das Tageblatt wirft einen genauen Blick auf beide Mannschaften.

Kansas City Chiefs

Historie

Der Sieger von 1970 (Super Bowl IV) spielt derzeit groß auf. Es ist die vierte Finalteilnahme in den letzten fünf Jahren für die Chiefs. Das Team aus Missouri könnte Sonntagnacht seinen vierten Titel holen.

Der Weg in den Super Bowl

Die AFC West wurde mit elf Siegen und sechs Niederlagen zwar erneut gewonnen, aber richtig überzeugend war es nicht. Gegen Ende der Regular Season gingen die Chiefs mit vier Niederlagen in sechs Spielen durch eine ungewöhnliche Schwächephase. In den Play-offs blühten sie rechtzeitig wieder zur alten Stärke auf. Besonders beeindruckend waren die zwei Auswärtssiege gegen die zwei favorisierten Teams der AFC: ein 27:24 bei den Buffalo Bills und ein 17:10-Sieg gegen die Baltimore Ravens.

Der Quarterback

Der 28-jährige Patrick Mahomes wird zu Recht mit Quarterback-Legende Tom Brady verglichen. Vom Talent her ist er zumindest ebenbürtig, allerdings hat er noch einen langen Weg vor sich, um mit Bradys sieben Super-Bowl-Siegen gleichzuziehen. In den vergangenen Wochen wurde Mahomes auf einen weiteren Prüfstand gestellt. Einige Experten waren der Meinung, dass er auswärts stolpern würde, dennoch führte er die Chiefs souverän in den Super Bowl. Statistisch gesehen bestritt er zwar seine bislang schlechteste Saison in puncto Passspiel (27 Touchdowns, 14 Interceptions), doch im Laufspiel bleibt er brandgefährlich. Da kann selbst ein Tom Brady nicht mithalten.

Die Waffen

Die Chiefs besitzen deutlich weniger Offensivwaffen als die 49ers. Mahomes zieht es vor, auf Tight End Kelce zu passen, von den Wide Receivern ist eigentlich nur Rookie Rice eine regelmäßige Option. Infolgedessen vertrauten die Chiefs diese Saison mehr auf Runningback Pacheco. Der 24-Jährige machte in seinem zweiten Jahr einen weiteren Schritt nach vorne und führte die Chiefs mit 935 Rushing Yards an. Pacheco gilt mit seinem aggressiven Laufstil als idealer Pendant zu dem coolen Mahomes. Kelces Beziehung zur Queen of Pop, Taylor Swift, regiert seit Monaten die Schlagzeilen und hatte eine negative Auswirkung auf seine Saison. Zum ersten Mal seit 2015 konnte er die 1.000-Yard-Marke nicht knacken. Kurioserweise glauben einige, dass die Mannschaft im Super Bowl davon profitieren wird, denn während sich die Medien ganz auf Kelce und Swift konzentrieren, können sich die Coaches in relativer Ruhe mit dem restlichen Team auf das große Spiel vorbereiten.

Der Coach

Andy Reid steht seit elf Jahren an der Seitenlinie als Hauptverantwortlicher der Chiefs und hat nun zweimal den Super Bowl mit ihnen gewinnen können (2020 und letztes Jahr). Er ist als „Player’s Coach“ bekannt, stellt sich oft schützend vor die Mannschaft und wehrt jegliche Kritik ab. Der 17:10 Sieg gegen die Ravens zeigt, dass es momentan hervorragend für den 65-Jährigen läuft.


San Francisco 49ers

Historie

Die glorreichen Zeiten der 49ers liegen länger zurück. Zwischen 1982 und 1995 konnten die Kalifornier den Super Bowl fünfmal gewinnen. Vor vier Jahren verloren sie den Super Bowl LIV gegen die Kansas City Chiefs.

Der Weg in den Super Bowl

Ein Sieg mehr als die Chiefs in der Regular Season genügte den 49ers für den NFC-West-Titel und verhalf gleichzeitig zur Nummer eins der Setzliste. Das damit verbundene Freilos kam gerade recht, um diverse Verletzungen auszukurieren. Dennoch taten sie sich überraschend schwer in den darauffolgenden Play-off-Spielen. In beiden Partien mussten sie einem späten Rückstand hinterherlaufen und setzten sich mit Ach und Krach im NFC Conference Endspiel gegen die Detroit Lions durch (34:31).

Der Quarterback

Die Brock-Purdy-Story ist ein modernes Märchen. Im 2022 NFL Draft wurde er als buchstäblich letzter Spieler gedraftet und standesgemäß „Mr Irrelevant“ getauft. Nachdem die 49ers am Anfang der damaligen Saison Trey Lance und Jimmy Garoppolo aufgrund von Verletzungen verloren hatten, wurde Purdy ins kalte Wasser geworfen. Der Rookie bestand den Test mit Bravour und führte die Kalifornier in das NFC Championship Game, wo seine Saison ebenfalls verletzungsbedingt endete. Dieses Jahr legte Purdy noch einen drauf: 31 Touchdowns und elf Interceptions sind Elite-Werte für einen Quarterback. Ein Super-Bowl-Sieg würde alle Geschichtsbücher neu schreiben. „Mr Irrelevant“ ist auf jeden Fall relevant.

Die Waffen

Das Team um Brock Purdy ist balancierter aufgestellt. Purdy kann sich auf zwei Wide Receiver (Aiyuk und Samuel), einen Tight End (Kittle) und besonders auf Runningback McCaffrey verlassen. Der 27-Jährige kam in einem Trade im Oktober 2022 von den Carolina Panthers zu den 49ers und hat seitdem abgeliefert. McCaffrey ist eine Allzweckwaffe: Zu den 1.459 Rushing Yards und 14 Rushing Touchdowns kamen noch 564 Receiving Yards und sieben Receiving Touchdowns sowie der Titel „NFL Offensive Player of the Year“ hinzu. Der Schlüssel zum Erfolg könnte jedoch in der Defensive liegen. Bosa, Hargrave und Armstead sind gefürchtete Quarterback-Jäger, die jedoch bislang in den Play-offs enttäuscht haben. Die drei müssen Druck auf Mahomes ausüben, sonst kann es für die 49ers ein langer Abend werden.

Der Coach

Kyle Shanahan ist der Sohn von Coach Mike Shanahan, der in den 90er Jahren mit den Denver Broncos zweimal den Super Bowl gewann. Sohn Kyle hat zwar noch keinen Super-Bowl-Ring ergattert, führt aber die 49ers seit 2017 erfolgreich an und konnte dreimal die NFC West gewinnen. Sein offensiver Stil basiert auf der „Wide Zone Offense“ (überwiegend horizontale, weniger vertikale Spielzüge), die er entwickelt hat.

Tageblatt-Tipp

Die Las-Vegas-Buchmacher haben zwar die San Francisco 49ers als leichten Favoriten ausgemacht, doch es handelt sich um eine klassische 50-50-Partie. Mahomes’ Talent kann das Spiel durchaus alleine entscheiden, aber die 49ers werden ihre Chancen bekommen, solange Quarterback Purdy Fehler minimiert. Spannung ist auf jeden Fall garantiert und es könnte zum zweiten Mal in der Super-Bowl-Historie zu einer Verlängerung kommen.