Sonntag26. Oktober 2025

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EditorialDer stille Rechtsbruch: Warum Urheberrechte Thema sein müssen

Editorial / Der stille Rechtsbruch: Warum Urheberrechte Thema sein müssen
Wer am Kiosk eine Zeitung kauft, darf diese zwar lesen, aber nicht kopieren Foto: Editpress/Julie Rasquin

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Sie haben es bestimmt schon einmal getan, mir ist es auch bereits passiert und wahrscheinlich gibt es kaum eine Person mehr, die es noch nicht gemacht hat: Sie haben ein urheberrechtlich geschütztes Werk gestohlen. Denn tagtäglich werden Pressetexte integral in den sozialen Medien geteilt, Screenshots einer interessanten Seite in einem Buch an jemand anderes verschickt oder schöne Fotos einfach weitergeleitet. Das sind Verstöße gegen das Recht am geistigen Eigentum – und die schaden anderen. 

Nämlich denen, die Stunden, Tage oder gar Wochen in das Schaffen eines Werks investiert haben – die mühsam Informationen für einen Artikel recherchiert, eine spannende Geschichte auf mehreren hundert Seiten zu Papier gebracht oder für das perfekte Einfangen eines Augenblicks Stunden abgewartet haben. Heute braucht es nur einen Klick und schon ist stundenlange Arbeit vervielfältigt. Kopiert. Weitergeleitet. Geklaut. Schnell und ohne großes Aufsehen.

Das Problem: Viele sind sich ihres stillen Rechtsbruchs nicht bewusst. Das auch, weil das Thema Urheberrecht wohl wenig sexy ist. Wer will sich schon dadurch unbeliebt machen, dass man andere auf eine unangenehme Wahrheit aufmerksam macht und sie dazu auffordert, für die Arbeit von Menschen in die Tasche zu greifen – so wie man es übrigens zum Beispiel in der Bäckerei tut, wenn man für Brötchen und Gebäck bezahlt.

Vereinigungen wie die „Association luxembourgeoise de gestion des œuvres audiovisuelles“ (Algoa), die „Luxembourg Organisation for Reproduction Rights“ (Luxorr) oder auch die „Société des auteurs compositeurs et éditeurs de musique“ (Sacem) kümmern sich in Luxemburg darum, urheberrechtlich geschützte Inhalte zu schützen. Missachten Gemeinden, Parteien oder Unternehmen das Urheberrecht, weisen diese Zusammenschlüsse darauf hin – und sorgen für eine faire Entlohnung. 

Aber auch die Öffentlichkeit muss über Urheberrechte informiert und für deren Bedeutung sensibilisiert werden – auch, aber nicht nur am Unesco-Welttag des Buches und des Copyrights am 23. April. Gezielte Aktionen in Firmen und Schulen sowie Aufklärungskampagnen sollten das ganze Jahr über stattfinden. Wie viele andere europäische Länder könnte Luxemburg außerdem eine Urheberrechtsabgabe beim Kauf von Computern, Handys und Tablets einführen. Dieser geringe finanzielle Beitrag stellt sicher, dass Kunstschaffende für ihre Arbeit entlohnt werden und dass Nutzerinnen und Nutzer technischer Geräte sich in einem rechtlich sicheren Rahmen bewegen.

Bislang wird das Urheberrecht in Luxemburg allerdings eher stiefmütterlich behandelt. Welche politisch verantwortliche Person will sich schon damit unbeliebt machen, dass die potenzielle Wählerschaft für etwas zahlen soll? Dennoch muss die Politik aktiv(er) werden. Sonst fördert sie, dass Fotografinnen und Fotografen, Medienschaffende und Schreibende ihre Berufe aufgeben und sich besser bezahlten Jobs zuwenden. Die Produktion schöner Bilder, gut recherchierter Artikel und Geschichten zum Abtauchen muss unterstützt werden. Urheberrechte garantieren das.