Mittwoch5. November 2025

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„Je suis Hadi“Der Rushdie-Attentäter Hadi Matar wird in der islamischen Welt vielfach wie ein Held gefeiert

„Je suis Hadi“ / Der Rushdie-Attentäter Hadi Matar wird in der islamischen Welt vielfach wie ein Held gefeiert
In islamischen Foren kursieren heroisierend bearbeitete Fotos von der Festnahme des mutmaßlichen, in vielen Tweets bejubelten Rushdie-Attentäters Foto: Screenshot

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Der mutmaßliche Rushdie-Attentäter Hadi Matar wird in der islamischen Welt vielfach wie ein Held gefeiert.

Eigentlich gilt bis zur rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung. Doch in den Kreisen, die westliche Rechtsnormen als Satans Werk betrachten, steht Hadi Matar als Täter fest. Als einer freilich, der keine Schuld auf sich geladen, sondern Ruhm erworben hat.

Nicht nur Irans Medien feiern die Messerattacke auf Salman Rushdie mit Schlagzeilen wie „Satan auf dem Weg zur Hölle“ oder „Die Hand, die den Hals des Gottesfeindes zerriss, gehört geküsst“.

Auf Twitter huldigen muslimische Fanatiker dem mit verfälschten Fotos von der Festnahme zur dschihadistischen Ikone stilisierten 24-Jährigen. „Wir sind die Söhne des mächtigen Khomeini und sind stolz auf unsere Taten“, heißt es unter dem Sujet. Auf dem roten Stirnband, das Hadi Matar in der Fotomontage ziemlich professionell auf den Kopf gemalt wurde, steht: „Für dich, oh Imam!“ Gleichgesinnte werden aufgefordert: „Übernehmt das Bild dieses Helden als Profilbild“.

Beneideter „Vollstrecker“

Der arabische Hashtag „Hadi Matar repräsentiert mich“ ist das muslimische Pendant zum „Je suis Charlie“ nach dem Massaker in der Pariser Charlie-Hebdo-Redaktion im Januar 2015. Nur halt mit dem feinen Unterschied, dass es keine Identifikation mit den Opfern, sondern eine mit dem Täter ausdrückt.

„Herzlichen Glückwunsch, Gott segne Dich für diese Arbeit“ heißt es unter dem Hashtag. Ein Ali A. twittert: „Friede sei mit demjenigen, der leise Stichwunden auf Satans Körper regnete.“ Einen anderen Matar-Fan freut „am meisten, dass der Vollstrecker ein junger libanesischer Schiit ist, auf den ich stolz bin und den ich beneide“. Auch Warnungen werden verbreitet: „Wer es wagt, den Islam und Mohammed zu beleidigen, muss mit einem ähnlichen Schicksal rechnen. Es ist kein Terrorismus, es ist heroische Verteidigung.“

Die große Sympathie für den Täter ist erschreckend

Saida Keller-Messahli, Schweizer Menschenrechtsaktivistin

Der sich selbst „liberaler Schriftsteller und Kämpfer für den Frieden“ nennende Iraker Yousef M. vergleicht den Anschlag mit der auf Geheiß des Propheten erfolgten Ermordung des Mohammed-Widersachers Kaab ibn al-Aschraf im 7. Jahrhundert und folgert daraus: „Das heißt, der Islam ist im Laufe der Jahrhunderte konsequent auf dem Weg Mohammeds.“

Einen Tweet, der die Terrornews als „größte Frohbotschaft des Jahrhunderts“ bejubelt, blockt Twitter. Doch nur wenige solcher Gewaltverherrlichungen werden mit dem Hinweis auf einen Verstoß gegen die Twitter-Regeln ausgesondert. Auch fünf Tage nach dem Attentat ist das islamistische Gezwitscher nicht verstummt.

Die Schweizer Menschenrechtsaktivistin Saida Keller-Messahli ist „erschüttert“ angesichts des im Web verbreiteten Jubels über das Rushdie-Attentat. „Von so viel Rachelust und Hass wird einem schlecht“, so die Islamismus-Expertin und Autorin zum Tageblatt. „Die große Sympathie für den Täter ist erschreckend.“ Kein Zufall ist für Keller-Messahli auch das Datum des Terrors: „Solche Anschläge passieren oft am Freitag, weil der Freitag im Islam einen sehr hohen Stellenwert hat. Auch das Attentat auf den französischen Lehrer Samuel Paty vor fast zwei Jahren wurde an einem Freitag verübt.“

Lautes Schweigen

Die dem Ansehen des Islam wohl abträgliche Begeisterung der Fanatiker ließe sich einfach neutralisieren — durch entsprechende Distanzierungen islamischer Autoritäten und Regierungen von der Tat und der Heroisierung des Messerstechers. Doch auch fünf Tage danach hört man nichts dergleichen. Nicht einmal das mit dem Iran verfeindete Saudi-Arabien nutzt die Gelegenheit zur Verurteilung des Terrors mit Iran-Bezug. Bei „Gotteslästerern“ wie Rushdie hat die ewige Rivalität zwischen Sunniten und Schiiten offenbar Pause.

Derartiges als stille Zustimmung zu werten, verbietet freilich das Gebot der Unschuldsvermutung …

JJ
18. August 2022 - 9.24

Mit all den " Helden " der islamischen Welt möchte man nichts zu tun haben. Und ob Allah sie freundlich empfangen wird ist auch fraglich.