Nach seinem ersten Konzert Ende März hat es Rory Graham zum zweiten Mal nach Luxemburg gezogen – in die ausverkaufte Rockhal. Und wiederum war der Abend mit dem britischen „Lumpensammler“ und seiner Band ein voller Erfolg, wenn auch manche Fans das erste Konzert in Bezug auf emotionale Intensität als besser empfunden haben.
Nach Lewis Capaldi und Rukhsana Merrise als Opener des musikalischen Geschehens am Dienstag erschien die unverkennbare, imposante Figur des souligen, mit zwei Brit Awards ausgezeichneten Sängers. Sein Gesicht blieb zunächst unbeleuchtet, was seine außergewöhnliche Stimme schon bei den ersten Takten von „Wolves“ noch mehr zur Geltung brachte. Ins Scheinwerferlicht gerückt, bot Rag’n Bone Man dann seinem Publikum stets ein breites Lächeln zwischen seinen meist tristen, von Weltschmerz geprägten Songs, die oft sogar wie Gebete erklingen und eine ergreifende Atmosphäre schaffen. Mit gesunder Auto-Ironie gelang es ihm stets, die Fans zu begeistern und aufzuheitern. „Habt ihr Spaß, seid ihr glücklich?“ fragte er wiederholte Male. Worauf die Menge mit „Ja“ antwortete. „Komisch“, erwiderte er, „denn meine Songs sind wirklich keine heiteren!“
Nach „No Mother“, „Ego“, „Your Way or the Rope“ und eines seiner Lieblingslieder „The Fire“, kündigte Rag’n Bone Man ein Lied an, das er vor etwa fünf Jahren geschrieben hat: „Dies ist ein happy Song …, es geht dabei um Mord!“ Er grinste schelmisch. Gemeint war „Lay My Body Down“. Es folgten noch viele bekannte und weniger bekannte Lieder, darunter auch „Skin“ und „Grace“. Letztes hatte er geschrieben, als er „vom Pessimisten zum Optimisten wurde“, wie er selber auf der Bühne der Rockhal erklärte. Der Mega-Hit „Human“, auf den alle warteten, kam am Ende des Konzertes in einer rhythmisch und auch melodisch leicht variierten Form, mit samt einer überzeugenden Rap-Sequenz.
Um die jubelnde Menge noch mit Zugaben zu erfreuen, erschien Rag’n Bone Man mit Gitarre und sang noch drei Lieder. Und zum Abschluss gab es dann noch das mittlerweile traditionell gewordene Bühnenselfie mit dem gestikulierenden Publikum. Schöne Momente zum Festhalten.
Graham über menschliche Fehler, Erfolg und den Künstlernamen
Weltweit fasziniert der „gutmütige Riese“, der mittlerweile Vater eines Sohnes geworden ist mit seiner ausdruckstarken, von Soul und Blues geprägten Stimme und den emotionsgeladenen Melodien, Rhythmen und Texten seiner Songs. Im Tageblatt-Interview erklärt der Rag’n Bone Man, unter anderem, wie er zu seinem Namen kam.
Tageblatt: Wie beurteilen Sie den Erfolg ihres Songs „Human“? Welche Faktoren haben zusammengespielt, dass dieser eine Song so erfolgreich wurde?
Das weiß ich auch nicht richtig, denn ich hätte nie gedacht, dass er so einen großen Erfolg haben würde. Die Leute mögen ihn einfach und ich bin beim Touren immer wieder erstaunt darüber, wie das Publikum meine Lieder kennt und mitsingt.
Was hat Sie dazu veranlasst, das Lied zu schreiben, textlich gesehen?
Eine gewisse Frustration denjenigen gegenüber, die sich immer beklagen und nie zufrieden sind. Das Leben ist nicht schlecht und man hat oft auch viel Glück. Man soll positiv denken.
Machen Ihr Songs – so wie das lateinische „Errare humanum est“ – es den Menschen nicht zu einfach, Fehler zu begehen? Und sie dann einfach mit „I’m only human“ zu rechtfertigen?
Nein, denn jeder soll für seine Taten Verantwortung übernehmen. Allerdings geraten manche Dinge auch einmal einfach außer Kontrolle.
Wie kamen Sie auf die Idee zu Ihrem Künstlernamen Rag’n Bone Man, der ja „Lumpensammler“ bedeutet?
Als ich klein war, habe ich mit meinem Großvater im Fernseher immer eine Comedy-Serie angeschaut, die „Steptoe and Son“ hieß. Darin kam dieser Begriff vor. Und der hat mir immer gut gefallen, er klang so musikalisch.
Von Delia Pifarotti
Lesen Sie das vollständige Interview in der heutigen Ausgabe des Tageblatts.
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