Abdel-Hakim Ourghi traut seinen Augen nicht, als er in der Kölner Zentralmoschee in diesem Buch schmökert: „Grundwissen für Frauen — Gemäß der hanaftischen Madhab (vorherrschende sunnitische Rechtsschule, Anm.)“ erklärt Muslima auf 527 Seiten, was islamkonformes Leben ist. Etwa, dass sie sich „nur, wenn es wirklich notwendig ist“, von einem männlichen Arzt behandeln lassen darf, dass „das gemischte Leben von Frau und Mann seit jeher zum Verfall der Gesellschaften geführt (hat)“ und Verschleierung vor Hautkrebs schützt.
Lebensgefährlich wird es dem im Bochumer Astec-Verlag herausgegebenen Werk zufolge auch, wenn Mann und Frau allein in einem Raum sind. Denn dann liegt „Zina“ in der Luft. Zina ist das arabische Wort für Unzucht und Ehebruch. Was Muslimen, „die Zina machen“ blüht, steht auf den Seiten 467/468: Ledige erhalten demnach 100 Stockhiebe, Ehebrechern droht Schlimmeres: „Der Islam brachte als Strafe für verheiratete Männer und Frauen sowie für Witwen und Witwer die Steinigung zu Tode.“
Ein langes Kapitel widmet das aus dem Türkischen übersetzte Buch dem Dschihad. Worum es dabei geht, bringt Autor Raul Pehlivan so auf den Punkt: „Dschihad bedeutet, sich für die Herrschaft des Islams auf der Welt mit seinem Leben, Besitz und seiner Zunge auf das Äußerste einzusetzen.“ Der Dschihad sei Pflicht für alle Muslime. Zum Umgang mit einer Regierung der Kuffar (Ungläubigen, Anm.) heißt es auf Seite 334: „Die Verpflichtung und Haltung gegenüber einer solchen Regierung … besteht aus dem Versuch, diese Regierung zu verändern und seine (sic) Existenz zu beenden.“
Das Buch ist in zahlreichen türkischen Buchhandlungen in Deutschland und Österreich zu haben. Auch auf Amazon.
In Erdogans Verantwortung
Politisch brisant ist der Verkauf in der Kölner Zentralmoschee. Sie gehört der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), welche dem türkischen Amt für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) untersteht. Dieses wiederum ist direkt bei Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan angesiedelt. Ein Blick in die Online-Bibliothek von Diyanet weist die türkische Ausgabe von „Grundwissen für Frauen“ („Büyük Kadin Ilmihali“) als Bestandteil der dortigen Bibliothek aus. Das heißt: Im unmittelbaren Verantwortungsbereich Erdogans wird — durch Ditib auch auf Deutsch — Literatur verbreitet, die grausame Körperstrafen und den Dschihad gegen Nicht-Muslime propagiert.
Islamistische Westphobie
Der liberale Islamwissenschafter Ourghi ist entsetzt. „Diese Hetzschrift“, so der Freiburger Religionspädagoge, „dient einem Hauptziel des islamisch-radikalisierten Konservatismus, nämlich eine latente ,Westphobie‘ zu verbreiten.“ Westliche Denkweise, Lebensart und Regierungsform seien in den Augen der Islamisten „nicht vereinbar mit den Lehren des Islams“. Die Kultur des Westens werde, so Ourghi, zwecks islamischer Identitätsstiftung als krank dargestellt. Heilung und Schutz davor gebe es nur im Islam als „einzige wahre Religion“.
Diese Hetzschrift dient einem Hauptziel des islamisch-radikalisierten Konservatismus, nämlich eine latente ,Westphobie‘ zu verbreiten
Ditib gibt sich — zumindest auf ihrer Homepage — prowestlich: „Wir bekennen uns zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ Ob „Grundwissen für Frauen“ in diese Ordnung passt, will der für Islamismus zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Uli Grötsch nun von den Behörden prüfen lassen. „Die SPD bekämpft jede Extremismusform unabhängig davon, von welcher Richtung er kommt“, so Grötsch zum Tageblatt. Der CDU-Abgeordnete Christoph de Vries stellt Ditib insgesamt infrage: „Wenn ein Akteur wie die Ditib derartige Schriften in ihren Moscheen verbreitet, kann er nicht Partner des Staates sein und hier Moscheegemeinden betreiben oder den Religionsunterricht an staatlichen Schulen mitgestalten.“ Die Verbreitung islamistischer Literatur mit einem dem Grundgesetz diametral entgegenstehenden Rechtsverständnis sei, so de Vries zum Tageblatt, „in keiner Weise hinnehmbar und muss mit allen rechtsstaatlichen Mitteln unterbunden werden“.
De Maart
Nicht der Islam,alle Religionen brachten die Steinigung,die Folterung,den Massenmord,den Krieg. Fast alle "Wohltaten" der Geschichte gingen und gehen von Religionen aus. Das sollte der Schreiberling sich einmal als Grundwissen einprägen.