Tageblatt: Welche Ursachen stecken hinter dem Zerren an der Leine?
Didier Rotmans: Das Ziehen an der Leine ist ein vielschichtiges Problem, das sowohl von der Rasse als auch vom individuellen Charakter des Hundes abhängt. Oftmals werden die Grundlagen für unerwünschtes Verhalten bereits im häuslichen Umfeld gelegt. Mangelnde Sozialisierung, fehlende Alltagserfahrung, negative Erlebnisse, Angst vor Lärm, Autos, anderen Tieren oder dem Unbekannten sowie die Unfähigkeit, Emotionen zu regulieren, können dazu beitragen. Darüber hinaus können Stress oder Frustration aufgrund unzureichender Auslastung dies noch verstärken.
Was sind die grundlegenden Prinzipien des Anti-Zerr-Trainings?
Die Grundlage für eine entspannte Leinenführung wird oft bereits vom Menschen gelegt. Sowohl der Hund als auch sein Besitzer müssen ein hohes Maß an Selbstdisziplin aufbringen. Häufig geraten Fellnasen bereits in Aufregung, wenn sie die Leine sehen, und sind kaum noch zu beruhigen. In solchen Situationen ist es entscheidend, den Vierbeiner nicht zusätzlich aufzuputschen, sondern selbst ruhig zu bleiben, da sich die Anspannung des Menschen auf das Tier überträgt. Durch das artgerechte Training kann dem Hund beigebracht werden, entspannt neben, vor oder hinter seinem Besitzer an der Leine zu laufen.
Welche Ausrüstung eignet sich am besten, um die Leinenführigkeit zu trainieren?
Für eine sichere und schonende Leinenführung wird ein gut sitzendes Brustgeschirr mit zwei Ringen empfohlen, um Verletzungen oder ein Entlaufen des Hundes zu vermeiden. Eine Führleine mit zwei Karabinern und mehreren Ringen ist ideal, wobei ein Karabiner am oberen Ring des Brustgeschirrs und der andere am unteren Brustring oder einem Halsband befestigt wird. Eine zusätzliche Leine kann als Notfallleine dienen. Rollleinen, die stets angespannt sind, sollten vermieden werden.
Wie sollte das Gassigehen gestaltet werden?
Für eine ausgewogene Auslastung des Hundes sind täglich drei bis vier Gassirunden von mindestens 20 Minuten empfehlenswert. Diese sollten sowohl Spielphasen zur Entspannung als auch Gehorsamsübungen wie Sitz und Platz beinhalten. Um Stresssituationen zu vermeiden, ist eine sorgfältige Zeitplanung des Rundgangs wichtig. Zudem sollten bei Leinenrowdys frontale Konfrontationen mit anderen Artgenossen vermieden werden, indem der Abstand vergrößert und ein Bogen um sie gemacht wird.
Wie trainiert man die Leinenführigkeit richtig?
Für ein effizientes Training sind kurze Einheiten empfehlenswert, die mit einem Erfolgserlebnis und einer Spielphase abschließen. Idealerweise finden die Übungen in einer ruhigen Umgebung mit minimalen Ablenkungen statt, wenn der Hund entspannt ist. Konsequenz, klare Regeln und Gelassenheit sind hierbei entscheidend. Die Körpersprache des Halters und die Beachtung der Hundesignale spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Halter sollte die Führung übernehmen und den Spaziergang ruhig beginnen, wobei die Leine locker bleiben muss. Um erwünschtes Verhalten zu fördern oder die Aufmerksamkeit des Vierbeiners zu lenken, eignen sich Leckerlis als Belohnung. Bei ausbleibender Reaktion auf Signale und anhaltendem Ziehen sollte man stehen bleiben und den Hund ignorieren. Folgende Übungen können das Training unterstützen: „Bei Fuß gehen“ mit Leckerlis, Aufmerksamkeitsübungen mit Quietschspielzeug oder Kommandos wie „Schau her“, Richtungs- und Tempowechsel, Slalom, und Rückwärtsgehen. Ausreichende Pausen sind wichtig, um die Motivation zu erhalten. Sobald die Übungen gut funktionieren, können sie an verschiedenen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten und unter Ablenkungen durchgeführt werden.
De Maart








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