Der PolitflüstererDer Hochzeitsblues: Frieden, das Patronat und die Gewerkschaften

Der Politflüsterer war zu Tränen gerührt, als der Grand Luc verkündete, man habe den Weg zueinander wiedergefunden. Und musste dann wirklich weinen, als Frieden am Tag darauf unter seinesgleichen versuchte, witzig zu sein. Heraus kam Humor eines alten weißen Mannes, Bodyshaming inklusive. Es muss den Grand Luc wohl arg gefuchst haben, dass der Testballon der rechts-liberal-patronalen Regierung vorerst geplatzt und der Sozialdialog im Ländchen zumindest bis zur nächsten Sitzung gesichert ist.

Anstatt am eigenen Humor zu feilen, könnte sich der Premier in den Ferien auch Gedanken um den Zusammenhalt in den eigenen Reihen machen. Dem Politflüsterer wurde zugetragen, dass ausgerechnet drei CSV-geführte Gemeinden bei den nun abgeschlossenen Verhandlungen zum Kollektivvertrag der Südgemeinden dem Verhandlungsführer, immerhin CSV-Bürgermeister von Esch, in den Rücken fielen.  

Ob Frieden will oder nicht, das Luxemburger Modell wird im kommenden Jahr 60. 1966 wurde das Gesetz zur Schaffung des Wirtschafts- und Sozialrats verabschiedet. Regierung, Gewerkschaften und Patronat feiern demnach 2026 diamantene Hochzeit. Ein Diamant ist für die Ewigkeit, er glänzt immer und verblasst nie. Der Diamant ist ein Symbol für Reinheit und Aufrichtigkeit. Umso schöner ist nun die Versöhnung, schließlich war man kurz davor, die Gewerkschaften von der Bettkante zu stoßen und die Dreiecksbeziehung zugunsten einer inzestuösen Ehe zwischen Regierung und Patronat zu beenden. 

Ein 100-jähriges Hochzeitsjubiläum gab es übrigens noch nie, der Rekord steht bei 90 Jahren Ehe. Genauso lang – zumindest gefühlt – ist „Philipps Pol“ der alte weiße Mann des Luxemburger Fußballs. Dass so eine lange Beziehung gerne zu Realitätsverlust führt, bewiesen er und sein Trainer vor wenigen Wochen. Also kommt es Ende des Jahres zur Scheidung. Übernimmt der Präsident jetzt selbst, fragt sich das Netz. Oder tritt auch er zurück, um den Luxemburger Fußball endlich im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen?

Der Politflüsterer wird die Entwicklung ab September genau verfolgen. Auch er geht nun in die Sommerferien, um zur „Rentrée“ mit frischem Elan das Flüstern wieder aufzunehmen. Er hält es dabei mit Karam und Kartari Chand. 2015 feierten die beiden Marmorhochzeit (90). Ein Jahr später verstarb Karam, einen Monat vor seinem 111. Geburtstag. Sein Geheimnis für ein langes (Ehe-)Leben: eine Zigarette vor dem Abendessen und hin und wieder einen Whiskey oder Brandy danach. In diesem Sinne wünscht der Politflüsterer allen Lesern einen erholsamen Sommer. (Philip Michel)