Donnerstag6. November 2025

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EditorialDer Fehler im System: Von den Absurditäten der Wohnungskrise

Editorial / Der Fehler im System: Von den Absurditäten der Wohnungskrise
Nicht besonders einladend: das Los N7 in den Escher Nonnewisen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Was tun, wenn erschwinglicher Wohnraum nicht mehr erschwinglich ist? Diese Frage stellt sich momentan unter anderem in Esch, wo es der Gemeinde seit eineinhalb Jahren nicht gelingt, Einfamilienhäuser unter die Leute zu bringen. Von 36 Häusern im Los N7 in den Nonnewisen sind gerade einmal sechs verkauft.

Ein Grund ist, dass es sich bei den Konstruktionen nicht gerade um architektonische Schönheiten handelt, um es mal vorsichtig zu formulieren. Sie gleichen eher Baracken als einladenden Familienunterkünften. Auch das Viertel an sich ist nicht das attraktivste der Stadt. Eine Geschäftswelt oder Gastronomie sucht man mit kleinen Ausnahmen vergebens. Zwar entsteht durch die Renaturierung der Dipbech eine kleine grüne Oase am Rande des Stadtviertels, doch fehlt es zwischen den Wohnblöcken an Begrünung. Auch das Brachland in unmittelbarer Nähe, auf dem eigentlich die neue Sportarena, das Sportmuseum und weitere Wohngebäude entstehen sollten, trägt nicht zur Attraktivität bei. 

Der Hauptgrund, weshalb die Gemeinde auf ihren Häusern sitzenbleibt, ist allerdings der Preis. Die veranschlagten 650.000 Euro sind zwar günstig im Vergleich zum Privatmarkt, erschwinglich sind sie jedoch nicht. Um dafür einen Kredit zu bekommen, braucht man Eigenkapital und ein solides Einkommen. Was wiederum gegen die Voraussetzungen zum Kauf erschwinglichen Wohnraums verstößt. Zudem schrecken potenzielle Interessenten vor einem Kauf mit Erbpacht zurück. Und Menschen, die auf erschwinglichen Wohnraum angewiesen sind, können sich Kredite auf dem derzeitigen Zinsniveau sicher nicht leisten. Ein Teufelskreis.

Das Beispiel der Escher Nonnewisen steht hier nur stellvertretend für andere Gemeinden oder aber den staatlichen Bauträger SNHBM („Société nationale des habitations à bon marché“), der seine Häuser und Wohnungen ebenfalls nicht loswird.   

Fazit: Die im „Zukunftspak“ von 2015 angekündigte Wohnungsbauoffensive ist ganz offensichtlich gescheitert. Die Fehler wurden allerdings in den Jahrzehnten zuvor gemacht, als nichts gegen die sich ankündigende Wohnkrise unternommen wurde und die Wachstumsspirale immer weiter gedreht wurde. Auch die jetzige Regierung setzt auf Wachstum und tat bisher viel, um der Baubranche unter die Arme zu greifen. Der Branche also, die für die im Vergleich zu unseren Nachbarländern hohen Durchschnittsbaupreise verantwortlich ist. Denn dass Bauen hierzulande vergleichsweise teuer ist, liegt nicht an den Gehältern. Die unterscheiden sich laut Statec nur unerheblich von denen der Baubranche in unseren Nachbarländern. Sodass die Frage durchaus erlaubt sein muss, warum es in Luxemburg unmöglich ist, kostengünstig zu bauen.

Wie auch immer die Antwort lautet, unter dem Strich steht momentan vermeintlich erschwinglicher Wohnraum leer. Und das, obwohl die Wohnungsnot unverändert groß ist. Das nennt man dann Fehler im System.

Leila
27. November 2024 - 19.39

Alain Welter müsste engagiert werden, er könnte etwas bewirken, retten was zu retten ist, doch Bäume kann auch er nicht herbeizaubern, leider, leider...

Nomi
27. November 2024 - 16.10

Farben : Vieleicht in Regenbogenfarben ?

DanV
27. November 2024 - 14.02

Ich wiederhole mich ungern, also probier ichs mal anders:

34 Häuser auf athome bis 650.000 Euro in Esch/Alzette. Alle ausgebaut mit Küche und Bad UND mit Grundstück.

1) Das Grundstück: Das Steueramt rechnet 20% vom Kaufpreis für das Grundstück (wenn der Preis nicht bekannt ist). 650.000 – 130.000 = 520.000 für die Häuser auf athome, Grundstück rausgerechnet.

2) Renovierung bzw. in diesem Fall Ausbau - dazu ein Auszug aus der Verkaufsbroschüre:

„LES MAISONS SONT MISES EN VENTE EN CLOS-FERMÉ. LES TRAVAUX DE PARACHÈVEMENT SONT À LA CHARGE DES ACQUÉREURS”

Clos-fermé: also nicht nur Bad und Küche, sondern auch alles, was ein Haus erst wohnlich macht. Die Fotos der Gemeinde zeigen wahrscheinlich ein Demo-Haus, denn es ist fertig ausgebaut.

Und dann ein weiterer Auszug aus der Brochüre:
„L’ACQUÉREUR S’ENGAGERA À HABITER LUI-MÊME LE LOGEMENT À TITRE DE RÉSIDENCE PRINCIPALE ET PERMANENTE, ET CE PENDANT TOUTE LA DURÉE DU DROIT D’EMPHYTÉOSE.
LE LOGEMENT NE POURRA ÊTRE NI VENDU, NI LOUÉ, NI AFFECTÉ À D’AUTRES FINS QUE L’HABITATION, PENDANT TOUTE LA DURÉE DU DROIT D’EMPHYTÉOSE

Also ein Haus zu einem viel zu hohen Preis, das man bei Scheidung, Tod oder anderen familiären Veränderungen nicht mal verkaufen kann. (Mal abgesehen vom Witz, der in diesen Zeilen steckt. Schliesslich kauft man ein Haus nicht mit 0 Jahren und behält es dann 99…).

Fehler im System? Nein, Denkfehler in den Köpfen derjenigen, die diese Kästen weiterhin als „abordable“ verkaufen wollen. 650.000 ist NICHT günstig im Vergleich zum Privatmarkt. Im Gegenteil.

Und 99 Jahre nicht verkaufen können – wer denkt sich sowas aus? 10 Jahre sind üblich und vernünftig. Diese Häuser sind eine Falle und kein „logement abordable“!

Gust
27. November 2024 - 10.25

Ech géif och net duer wunne goen. Kéng Schwëmm, kee Kino, kee Cactus, kéng Pizzeria, keen Taxistand, kee Veréinshaus, kéng Schoul, kéng Sportshâl, kéng Arbechtsplatz, je you name it. An och nach kee Schied ass do. Da bleiwen ech léiwer do ewech.

Leila
27. November 2024 - 10.20

Auch wenn Fotos aus einem anderen Blickwinkel veröffentlicht werden - das Viertel wird dadurch nicht anziehender! Lebendig begraben geht einem durch den Kopf! Dabei sind es nicht mal die Häuser an sich (an den neuen Baustil hat man sich inzwischen schon fast gewöhnt), die abschrecken, es ist die Eintönigkeit in schwarz und grau! Die paar dürftigen Zweiglein zwischen den Häusern machen nichts besser. (Vielleicht helfen pflegeleichte Plastikpalmen, damit die Hunde statt an den Zäunen und Fassaden dort das Bein heben, oder sind Haustiere unerwünscht?)... Belval, Place de Paris und jetzt die Nonnewisen - nichts dazugelernt oder einfach nur Ignoranz, man weiß es nicht.

K Arthur
27. November 2024 - 9.32

En traurechen Baukasten ,

JJ
27. November 2024 - 9.20

In Tokio gibt es tinx hotelrooms in Wabenform. Länge: 2 Meter Durchmesser:1 Meter. Mit allem Komfort.

Jenseits von Gut und Böse
27. November 2024 - 8.05

Etwas Farbe auf die Kästen bringen wäre gut! Vielleicht gelb und blau? Ja, den Flüchtlingen aus der Ukraine könnte es gefallen. Oder nicht da nicht edel genug? Dann hilft am Ende nur der Abriss und Neubau von den in Duedelingen zu sehenden Tiny Houses.😜👻🛖🏡🤑