EditorialDer Clark-Effekt und die neue Popularität des Damenbasketballs

Editorial / Der Clark-Effekt und die neue Popularität des Damenbasketballs
Niemand sonst steht so sehr für den Boom im US-amerikanischen Frauenbasketball wie Caitlin Clark Foto: AFP/Adam Bettcher

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Haben Sie schon einmal etwas von Caitlin Clark gehört? Wenn nicht, dann sollten Sie sich diesen Namen unbedingt merken. Die 22-jährige Basketballspielerin bricht derzeit nämlich alle Rekorde. Kein Sportler – nicht nur bei den Damen, sondern auch bei den Männern – kommt im US-amerikanischen College-Sport derzeit an die Popularität der Spielerin der University of Iowa heran. Berühmt sind nicht nur ihre spektakulären Distanzwürfe jenseits der Dreier-Linie, die sie mit einer schier unbeschreiblichen Leichtigkeit versenkt. Erst im Februar knackte die junge Basketballerin eine Uralt-Bestmarke, nämlich die der meisten Punkte eines College-Spielers. Sehr wohl Spieler, denn Clark übertraf den als unerreichbar geltenden 3.527-Punkte-Rekord des legendären Pete Maravich, den dieser im Jahr 1970 aufgestellt hatte. Der beste Scorer im College-Basketball ist seit diesem Jahr somit eine Frau.

Der Hype um Caitlin Clark ist in den USA inzwischen so groß, dass sie von Sicherheitspersonal zu Spielen begleitet werden muss, denn dort, wo die 22-Jährige auftaucht, strömen die Zuschauer in die Halle. So spielte ihr Team vor der laufenden Saison sogar ein Testspiel vor einer Kulisse von 55.646 Zuschauern im Football-Stadion der Universität. Ticketpreise für die Spiele der „Hawkeyes“, wie das Team aus Iowa auch genannt wird, sind, seit Clark Mitglied ist, um 224 Prozent angestiegen. Auf dem Schwarzmarkt werden hierfür inzwischen horrende Summen gezahlt. Und wer ihre Spiele nicht vor Ort verfolgen kann, tut dies eben vor dem Bildschirm. Das NCAA-Finale 2023, das Iowa übrigens gegen Louisiana State mit der ebenfalls bemerkenswerten Angel Reese verlor, sahen sich so fast zehn Millionen Zuschauer an. 

Frauenbasketball in den USA boomt, und das nicht zuletzt durch den Clark-Effekt. Die Sicht auf den Damenbasketball hat sich in den letzten Jahren jedenfalls komplett verändert und wer heute noch behauptet, dass Frauen in Mannschaftssportarten keine Begeisterung auslösen könnten, der irrt sich gewaltig. Und so spielte auch die luxemburgische Basketballerin Anne Simon, die mit der University of Maine am Freitag den begehrten Titel in der „America East Conference“ feiern durfte, ihr Finale vor ausverkauftem Haus. In den USA hofft man nun, dass Clark, die sich gegen ein zusätzliches Jahr an der Universität entschieden hat, auch die Profiliga WNBA neu beflügeln wird. 

In Luxemburg sieht dies noch etwas anders aus. Am Wochenende kamen 4.300 Zuschauer für die Pokalendspiele in die Arena der Coque. Auch hier hat der Basketball in den letzten zwei Jahren wieder an Popularität hinzugewonnen. Zu Beginn des Duells der beiden derzeitigen Frauen-Spitzenteams Hostert und Düdelingen war die Halle am Samstag jedoch überraschend leer. Viel wurde auch hier inzwischen für den Damenbasketball gemacht. Die entscheidenden Partien waren zuletzt zudem oft spannender als bei den Herren. Vielleicht kann man jedoch in den kommenden Jahren von zwei Ausnahmespielerinnen profitieren. Denn mit Anne Simon und Ehis Etute gibt es auch in Luxemburg zwei Basketballerinnen, die ihre Sportart wie kaum jemand vor ihnen prägen und für eine neue Begeisterungswelle sorgen können. Beide haben übrigens den Weg über ein College in den USA gewählt, wo sie die neue Euphoriewelle hautnah miterleben dürfen.