Der Luxemburger Staatsanwalt Jean-Paul Frising tritt am 1. April in den Ruhestand. Eine Überraschung ist das nicht, hatte Frising diesen Schritt bereits im November letzten Jahres angekündigt. Seitdem wurde gerätselt, wer denn nun das Amt des „Procureur d’Etat“ übernehmen soll. Auch diese Entscheidung ist nun gefallen: Georges Oswald, der Vertreter der Anklage im „Bommeleeër“-Prozess, tritt am 1. April die Nachfolge des 64-jährigen Juristen an.
Auch dieser Schritt dürfte kaum überraschen: Georges Oswald ist seit dem 1. Juni 2007 beigeordneter Staatsanwalt des Bezirks Luxemburgs. Nur herausragende oder besonders schwierige Fälle landeten auf seinem Schreibtisch, wie etwa das „Bommeleeër“-Dossier. Hielt sich der Jurist zu Beginn des Prozesses noch zurück, indem er den Ermittlern das Feld überließ, tat er sich mit seiner besonnenen Art und seiner Scharfsinnigkeit im fortlaufenden Verfahren immer mehr als Gegenpol zur Verteidigung hervor. Inzwischen ist Georges Oswald denn auch einer von zwei Staatsanwälten, die sich der Terrorismusbekämpfung auf juristischem Niveau widmen.
Wahrheit und Gerechtigkeit
Laut Amtseid soll ein Staatsanwalt der Wahrheit und der Gerechtigkeit dienen. Oswald hat sich das immer zu Herzen genommen, hat sich immer daran orientiert und gewissenhaft seine Arbeit gemacht. Man könnte behaupten: Das macht seinen Berufsstand aus. Gleichzeitig scheint er sich bewusst zu sein, dass man die Entscheidungen der Justiz nicht gut finden muss, sie unbedingt aber respektieren sollte. Oswald wirkt denn auch wie ein Pragmatiker, der wirklich um Akzeptanz bemüht ist. Unter Kollegen genießt er einen guten Ruf, von der Gegenseite wird er durchaus respektiert.
Neuen Herausforderungen scheint er auch gewachsen zu sein: So bedarf auch die digitale Welt einer gewissen Ordnung und eines gewissen Rechtsrahmens. Der Jurist weiß, dass im Netz alles und jedes hinterfragt werden kann und vieles nicht einfach so akzeptiert wird. Er ist sich bewusst, dass der Druck der Straße immer größer wird. Sein künftiges Amt birgt entsprechende Herausforderungen. Ein Staatsanwalt ist Teil der Exekutive und als oberster Chef seiner Behörde muss Oswald darauf achten, dass Delikte oder Verbrechen nach den gleichen Maßstäben behandelt werden. In der Öffentlichkeit wird die Arbeit der Justiz immer kritischer betrachtet. Auch zum „Bommeleeër“-Prozess hat so ziemlich jeder seine Meinung: Als Staatsanwalt muss man sich davon aber lösen und immer Distanz wahren. Dessen dürfte sich der angehende Staatsanwalt durchaus bewusst sein. Letztlich wird es ihm nur darum gehen, ob die Gesetze eingehalten werden.
De Maart
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