
Handel im Wandel: Die Serie
In der wöchentlichen Artikelserie „Handel im Wandel“ schaut sich das Tageblatt in Zusammenarbeit mit dem „Observatoire national des PME“ (GIE) die Geschäftswelt der Luxemburger Gemeinden an. Mithilfe des Datentools „Cadastre de commerce“ wird zunächst die Situation in der jeweiligen Kommune analysiert, dann kommen die Gemeindeverantwortlichen zu Wort: Wie steht es um den lokalen Einzelhandel? Was unternimmt die Politik, um die Geschäftswelt zu beleben? Das Tageblatt untersucht jede Woche eine oder mehrere neue Gemeinden. Nach Wiltz ist nun die Gemeinde Differdingen an der Reihe.
Differdingen ist die drittgrößte Stadt Luxemburgs und zählt mittlerweile fast 30.500 Einwohner. In den vergangenen zehn Jahren hat die Gemeinde ein hohes Bevölkerungswachstum von rund 29 Prozent verzeichnet. Damit gehört Differdingen zu den am schnellsten wachsenden Städten des Landes – im Vergleich zu Luxemburg-Stadt, die ein Plus von rund 26 Prozent verbucht. Auch in den kommenden Jahren dürfte sich dieses Bevölkerungswachstum fortsetzen.
Das erweiterte Kundenpotenzial stellt für den örtlichen Einzelhandel und die Gastronomie vielversprechende Chancen dar. Doch wie sieht die Geschäftswelt aktuell in Differdingen aus und welche Trends zeichnen sich aus den vergangenen Jahren ab? Ein Blick in die aktuellen Daten des „Cadastre de commerce“ gibt Aufschluss: Im gesamten Gemeindegebiet gibt es zurzeit insgesamt 78 Einzelhandelsgeschäfte, 100 Gastronomie-, 116 Dienstleistungsbetriebe und 84 weitere Betriebe. Nur die Stadt Luxemburg (2.468), Esch/Alzette (1.018) und Bartringen (281) weisen eine noch größere Anzahl an Einzelhandelsgeschäften auf.
Geografisch verteilen sich die Verkaufsstellen innerhalb von Differdingen auf mehrere Standorte: Mehr als die Hälfte der Geschäfte und etwas mehr als ein Viertel der gesamten Verkaufsflächen befinden sich im Stadtkern. Im nahegelegenen Einkaufszentrum „Opkorn“ sind rund neun Prozent der Geschäfte ansässig und rund 38 Prozent der Verkaufsflächen. Zusammen gerechnet konzentriert sich also ein Großteil des lokalen Einzelhandelsangebots auf diese beiden Standorte.

Dazu sagt der Erste Schöffe Tom Ulveling
Tageblatt: Wie konnte die Stadt Differdingen dem Leerstand entgegenwirken?
Tom Ulveling: Ich sehe keinen bedeutenden Rückgang des Leerstands. Die Zahlen drücken dies zwar vielleicht aus, das liegt aber wahrscheinlich daran, dass große Gastronomie-Betriebe auf großen Gewerbeflächen eröffnet haben und somit den Leerstandswert herunterdrücken. Was mich stört, ist, dass wir keine richtigen Einzelhandelsgeschäfte mehr im Stadtkern haben – wir haben keinen Bücherladen mehr, keine Bekleidungsgeschäfte. Gemeinsam mit dem CIGL öffneten wir ein Kinder-, Fahrrad- und Möbelgeschäft, das allein ist aber nicht die Lösung: Uns fehlt es an Menschen, die dazu bereit sind, in einen Laden zu investieren und attraktive Produkte anzubieten.
Aufwertung durch Marketing
Weitere nennenswerte Geschäftsstandorte sind die Stadtteilzentren von Niederkorn und Oberkorn. Das dortige Angebot beschränkt sich allerdings vornehmlich auf den Lebensmitteleinzelhandel und damit auf die reine Nahversorgung der lokalen Bevölkerung.
Hinsichtlich der gesamtstädtischen Entwicklung lässt sich seit dem Jahr 2019 ein leichter Rückgang an Einzelhandelsgeschäften bei gleichzeitigem Anstieg von Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben beobachten. Dieser Trend lässt sich in ähnlicher Form auch in vielen anderen Kommunen mit einem hohen Anteil an innerstädtischem Einzelhandel feststellen.
Die Leerstandsquote im Stadtzentrum lag in den vergangenen fünf Jahren bei durchschnittlich rund 15 Prozent – nach einem zwischenzeitlichen Hoch von rund 18 Prozent im Jahr 2023 fiel sie zuletzt wieder auf einen Wert von rund 15 Prozent. Damit bewegt sie sich aktuell etwa auf Landesdurchschnittsniveau. Um die Visibilität ihrer Geschäftswelt zu erhöhen, plant die Gemeinde die Kataster-Daten für Marketingzwecke zu nutzen und das „digitale Schaufenster“ auszubauen. Dadurch sollen insbesondere auch die vielen neu Zugezogenen gezielt angesprochen werden.

Dazu sagt der Erste Schöffe Tom Ulveling
Tageblatt: Wie kann man sich die geplante Marketing-Strategie vorstellen?
Tom Ulveling: Gemeinsam mit unserer neuen Abteilung „Développement économique“, die den Zweig des vorigen „City Management“ ersetzt, wollen wir am Image unserer Geschäftswelt feilen. Wir produzieren gerade Videos, die zeigen sollen, dass Differdingen etwas zu bieten hat. Auch Einwohner aus anderen Gemeinden sollen dadurch angesprochen werden und den Weg in unsere Gemeinde finden. Gleichzeitig arbeiten wir an unserer Tourismus-Strategie – diese geht Hand in Hand mit der Aufwertung unserer Geschäftswelt.

De Maart
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