Sechs Jahre ist es her, dass der F91 Düdelingen zum ersten und letzten Mal in der vierten Runde der Europa League stand. Und nach dem hochverdienten 2:1 beim polnischen Meister Legia Warschau in der vergangenen Woche sind nicht nur die Erwartungen, sondern auch die Chancen auf eine Wiederholung gestiegen. Am Donnerstagabend um 20.00 Uhr wird die Elf von Dino Toppmöller dafür noch einmal genauso aggressiv, unermüdlich und furchtlos im Stade Josy Barthel gegen die Mannschaftskollegen von Nationalspieler Chris Philipps auftreten müssen, damit die Qualifikation für die Play-offs zur Realität wird.
Mit zwanzig Prozent mehr Ballbesitz als der Gegner und zehn Torchancen (gegenüber vier aufseiten von Legia Warschau) war der F91 Düdelingen am letzten Donnerstag das tonangebende Team beim Duell gegen den polnischen Meister – eine Nation, die in der UEFA-Fünfjahreswertung immerhin 27 Plätze besser platziert ist als Luxemburg. Rein vom Marktwert der Teams her ist Legia das Zehnfache „wert“. Dieser 2:1-Erfolg im „Wojska Polskiego“ war allerdings keinesfalls ein Zufallsprodukt, sondern ein verdienter, kollektiv erarbeiteter Sieg, bei dem die Warschauer nur durch individuelle Fehler des F91 zu Torgelegenheiten kamen.
Aufgebot F91
Tor: Enzo Esposito, Jonathan Joubert, Joé Frising
Abwehr: Clayton de Sousa, Aniss El Hriti, Kevin Malget, Jerry Prempeh, Edisson Jordanov, Bryan Mélisse, Milan Bisevac
Mittelfeld: Marc-André Kruska, Clément Couturier, Mario Pokar, Dominik Stolz, Leon Jensen, Danel Sinani, Levan Kenia, Stelvio da Cruz
Angriff: Patrick Stumpf, Nicolas Perez, David Turpel, Jordann Yéyé
Trainer: Dino Toppmöller
Vor dem Rückspiel stellt sich deshalb die Frage, ob die Mannschaft um Sechser Chris Philipps letzte Woche bereits ihr ganzes Potenzial ausgeschöpft hat und wie das Aufbäumen nach der Blamage aussehen wird. Trotz eines knappen Erfolgs in der Liga endete die Interimszeit von Aleksandar Vukovic, stattdessen wird heute der portugiesische Coach Ricardo Sa Pinto seinen offiziellen Einstand feiern. Glaube und positive Energien waren die Schlagwörter, die er in allen Antworten gebrauchte.
Der Ex-Standard-Coach ging mehrmals darauf ein, dass sein Team letzte Woche nicht seinen besten Tag erwischt hatte: „Das ist auch ein Grund, warum die Jungs unzufrieden sind. Sie haben jetzt drei Tage hochkonzentriert gearbeitet. Wir haben bei der Videoanalyse schon etwas gefunden, das wir im Rückspiel anders machen werden.“ Auf der Frage, ob er auf die Dienste seines Luxemburger Defensivspielers zurückgreifen wolle, gab es bis auf ein kleines Lächeln keine Auskunft. Auch die gesperrten Domagoj Antolic und Marko Vesovic stehen wieder zur Verfügung.
Malget für Schnell?
Sein Gegenüber Dino Toppmöller schlägt sich mit zwei Problemen herum: Zum einen ist Legia Warschau nach dem Trainerwechsel immer noch eine Art Überraschungspaket, zum anderen muss er den gesperrten Innenverteidiger Tom Schnell ersetzen. Zwei Optionen sind denkbar: Entweder rückt Kevin Malget in die Startelf, oder er entscheidet sich für Stelvio da Cruz, der aus dem Mittelfeld in die Verteidigung zurückgezogen werden würde. Gegen Malget spricht der fehlende internationale Rhythmus, da er nur wenige Minuten gegen Drita spielte, die er allerdings durch seine Erfahrung wieder wettmacht.
In diesem Fall gäbe es nur einen personellen Wechsel gegenüber der Vorwoche. Der F91-Trainer hatte bereits vor acht Tagen in Erwägung gezogen, Ex-Profi Milan Bisevac in der Schlussphase einzuwechseln. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der neue Trainer innerhalb von drei Tagen viel ändern kann. Für ihn geht es lediglich darum, den Spielern Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben. Es handelt sich um abgeklärte Profis, die selbst wissen, dass sie in der Lage sind, ein gutes Resultat zu erzwingen“, erklärte Toppmöller in Bezug auf Sa Pinto.
Er fügte hinzu: „Das Hinspiel ist vergessen. Es wird sehr schwer für uns werden. Trotzdem werden wir wieder versuchen, nach vorne zu spielen. Der Spielverlauf hängt aber nicht nur von uns ab …“ Genau wie letzten Donnerstag müssen die wenigen Torgelegenheiten ausgenutzt werden: „Für uns gilt, Ruhe reinzubringen. Wir werden viel verteidigen müssen. Ich bin überzeugt, dass wir uns wieder unsere Chancen herausspielen werden. Es wird nicht viele geben, und die müssen rein“, so die F91-Marschroute vor dem ungleichen Duell.
Dass das Spiel nicht auf dem heimischen Rasen ausgetragen werden kann, kann man „so oder so“ auslegen, erklärte Toppmöller: „Wir mögen es, auf einem guten Rasen zu spielen. Große Spielfelder geben Platz für Konter, andererseits wird der zu verteidigende Raum auch größer. Wir sehen morgen (heute), ob es ein Vor- oder Nachteil war“, meinte er. „Legia wird uns gleich unter Druck setzen wollen, wir müssen bereit sein.“
Stade Josy Barthel: „Ausverkauft“
Schon am Samstag stand aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen fest, dass es für die Europa-League-Begegnung gegen den polnischen Meister keine Abendkasse geben würde. Wie der F91 nach seinem letzten Vorverkauf am Dienstag meldete, sind alle 2.000 Tickets im Vorfeld verkauft oder reserviert worden. Die Nachfrage sei allerdings größer gewesen als die Zahl der zur Verfügung stehenden Karten, hieß es vonseiten der Düdelinger. Die Polizei und die „Ville de Luxembourg“ haben die Verkaufskriterien festgelegt. Der Gegner, dessen Fans von der UEFA gesperrt worden sind, erhielt dagegen kein Kontingent. In der letzten Runde waren bei dem Spiel gegen Spartak Trnava Bengalos gezündet und auf das Spielfeld geschmissen worden, woraufhin der europäische Verband die Wiederholungstäter sperrte.
De Maart

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