Sonntag2. November 2025

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EditorialDeepSeek oder: Sputnik-Moment für die KI – Schock für die USA, Chance für Europa

Editorial / DeepSeek oder: Sputnik-Moment für die KI – Schock für die USA, Chance für Europa
Der KI-Hype der Stunde und Konkurrent für ChatGPT: das chinesische KI-Sprachmodell DeepSeek Foto: AFP

Eine Branche zu erschüttern, die sich auf die Erschütterung anderer Branchen spezialisiert hat, ist gar nicht so einfach. Und doch gleicht das, was die US-amerikanische Tech-Industrie in den vergangenen Wochen erlebt hat, einem mittelschweren Erdbeben. Nein, es geht nicht um den großen Datenraub von De-Facto-Präsident Elon Musk, der die USA gerade in eine Tech-Oligarchie umbaut. Es geht um Chinas KI-Sprachmodell DeepSeek, das die Branche in Panik versetzt hat. Ein Konkurrent für OpenAIs ChatGPT, ähnlich leistungsstark, jedoch mit deutlich einfacheren Mitteln. Die App boomt – trotz Sicherheitsbedenken – gerade auf dem US-Markt. Die Aktien von heimischen KI-Firmen sind abgestürzt. Risikokapitalgeber Marc Andreessen spricht sogar von einem „Sputnik-Moment“ für die KI – in Anlehnung an den Überraschungserfolg der Sowjetunion 1957, als die Russen mit „Sputnik“ den ersten Satelliten ins All schossen und die USA im großen Space Race düpierten.

Auch wenn dieser historische Vergleich auf einer technologischen Ebene hinkt, trifft er doch die politische Brisanz des DeepSeek-Erfolges. Denn dessen Launch pünktlich zur Amtseinführung Donald Trumps kann man ohne Zweifel als politisches Kalkül interpretieren, zumal DeepSeek-Chef Liang Wenfeng kurz zuvor bei der Parteiführung in Peking zu Gast war. Trump indes hat den Fehdehandschuh aufgehoben. Der US-Präsident hat vor wenigen Tagen den Geschäftsführer des Chip-Herstellers Nvidia im Weißen Haus empfangen, um über noch härtere Technik-Sanktionen gegenüber China zu sprechen. Allein: Die bereits bestehenden Exportverbote für Hochleistungschips haben die Entwicklung von DeepSeek nicht verhindert. Im Gegenteil: Die Sanktionen der US-Regierung könnten die Effizienz der chinesischen Industrie sogar befeuert haben.

Aus den Forschungspapieren, die DeepSeek offengelegt hat, geht hervor, dass das chinesische KI-Sprachmodell scheinbar deutlich ressourcenschonender agiert als die US-amerikanische Konkurrenz. Statt auf wenige große Rechenzentren mit gewaltiger Leistung (und gewaltigem Energieverbrauch) zurückzugreifen, arbeitet DeepSeek dezentral über viele kleine Zentren. Das ist ein Paradigmenwechsel in der KI-Branche. Mit dem Programm „Stargate“ wollen die USA eine halbe Billion US-Dollar in KI-Rechenzentren investieren, um leistungsstarke KI zu entwickeln. DeepSeek stellt nun die Spielregeln auf den Kopf: Sind diese Rechenzentren überhaupt notwendig, um eine fähige KI zu entwickeln?

Was für die USA einen Schock darstellt, kann für Europa eine Chance sein. DeepSeek zeigt, dass in der KI-Entwicklung nicht unbedingt „Viel hilft viel“ gilt – und dass die US-amerikanischen Tech-Riesen sehr wohl angreifbar sind. Europa, bislang abgehängter Dritter im KI-Wettlauf, muss diese Chance ergreifen. Auch um die Spielregeln in Zukunft mitbestimmen zu können. Der juristische Grundstein ist mit dem AI Act gelegt. Nun fordern deutsche und französische Start-ups eine gemeinsame europäische KI-Offensive.

Was man beim Hype um DeepSeek jedoch keinesfalls außer Acht lassen darf: Hinter dem Unternehmen steckt ein autoritäres Regime, das ohne Rücksicht auf Datenschutz oder Privatsphäre Daten seiner Bürgerinnen und Bürger sammelt. Auch das ist ein Grund für die Stärke des KI-Modells – neben den Millionen, die die kommunistische Partei in die Entwicklung solcher Technologien pumpt. Dementsprechend muss man auch DeepSeeks OpenSource-Versprechen mit dem nötigen Skeptizismus betrachten. Zwar gewährt das Unternehmen – ironischerweise anders als OpenAI – Entwicklern Einblick in den Quellcode, Chinas Internetwächter wirken jedoch auch hier. Mit Informationen zum Tian’anmen-Massaker oder Kritik an Staatschef Xi Jinping kann DeepSeek nicht arbeiten. Auch in diesem Bereich kann Europa Standards setzen. Wenn es seine Chance nicht verpasst.

JJ
7. Februar 2025 - 9.22

Unter diesem Präsidenten werden sich die USA noch oft wundern. Allein gegen die ganze Welt? Das geht schief. Sein Trio infernal sollte er baldigst entlassen. Milliardäre sind schlechte Ratgeber.
Beispiel England! Brexit? Und jetzt wollen wir doch lieber wieder zurück in die Union.
Auch Amerika braucht Verbündete. Die toten GI's, in ihren Gräbern über die ganze Welt verstreut, würden das bestätigen. Aber von denen hält der Trottel vom Potomac ja nichts.