Für die Gemeinde Vianden, genauer gesagt für das Freibad – das über viele Jahre der Treff schlechthin für Wasserratten aus dem In- und Ausland war – ist der 24. Juli 2025 ein wichtiger Tag. Die „Veiner Schwämm“ hatte vor den Sommermonaten 1971 zum ersten Mal seine Türen geöffnet. An manchen Tagen wurden bis zu 1.300 Gäste gezählt. Nach einem Badeunfall und den darauffolgenden Untersuchungen wurde das Freibad im September 2019 geschlossen, da die Sicherheit für die Benutzer nicht mehr gewährleistet sei, hieß es damals. Über viele Jahre hinweg fristete die in die Jahre gekommene Infrastruktur am Südhang des Ourstädtchens ein trostloses Dasein. Es gab wohl Pläne für einen kompletten Neubau der Anlage, doch finanziell war dieses Projekt für die Gemeinde nicht zu tragen.
Neue Herangehensweise
Erst als nach den Gemeindewahlen von 2023 der neue Schöffen- und Gemeinderat die Zügel in die Hand nahm, lagen neue, machbare Ideen auf dem Tisch. Der Gemeinderat entschied sich für eine in drei Abschnitte aufgeteilte Modernisierung des bestehenden Freibads. Die erste Phase wurde dann auch gleich in Angriff genommen. Sie beinhaltete die Instandsetzung des Nichtschwimmerbeckens und des Technik-Gebäudes sowie das Anlegen von Notausgängen, die für eine Besucherzahl von 1.500 Personen ausgelegt wurden. Diese Arbeiten, mit einem Kostenpunkt von rund 2,4 Millionen Euro, konnten im Frühjahr fertiggestellt werden.

Die zweite Phase, deren Fertigstellung heute offiziell gefeiert wird, wurde mit rund 4,8 Millionen Euro veranschlagt und sah die komplette Renovierung des großen Beckens vor, das mit seiner Länge von 50 Meter über olympische Maße verfügt. An der Länge des Beckens, das mit einer Edelstahlhülle ausgekleidet wurde, sollte sich gegenüber seinem Vorgänger nichts ändern, dafür aber an der Breite, die von 16,60 auf 12,50 Meter reduziert wurde. Somit hatte man beidseitig Platz für die notwendige Infrastruktur, ohne dass neue Gräben gezogen werden mussten
Das neue Becken wurde so ausgelegt, dass es zur Hälfte seiner Länge über eine Tiefe von 1,80 Meter verfügt, die zweite Hälfte ist 1,40 Meter tief. Zu den Hauptbesuchszeiten kann man das große Becken in der Hälfte mit Trennseilen teilen. Der 1,40 Meter tiefe Teil kann dann als zweites Nichtschwimmerbecken dienen. In puncto Energiesparen sei auch noch erwähnt, dass das 50 Meter-Becken nachtsüber mit einer Plane abgedeckt wird, was das Abkühlen der Wassertemperatur mindern soll.
Nicht nur Schwimmbad
Während der Planungszeit hatte man sich ebenfalls dazu entschieden, eine 40 m lange und acht Meter breite Plattform längsseitig des großen Beckens anzulegen, die man sowohl als Liegeplatz als auch als Bühne für Konzerte benutzen kann. Auf dieser Plattform wird es heute Nachmittag übrigens die erste musikalische Darbietung geben.

„In meiner Jugendzeit verbrachte ich viele Stunden hier im Schwimmbad“, so eine heute in Frankreich lebende Frau, die früher in Vianden arbeitete und der wir am Dienstag im Ourstädtchen begegneten. „Als ich von der Neueröffnung hörte, war mein Entschluss sofort gefasst: Ich musste unbedingt an der angesagten Party teilnehmen, deshalb bin ich schon gestern Abend (Montag, Anm. d. Red.) angereist. Es werden sicherlich sehr viele Erinnerungen an die schönen Stunden im Freibad wach.“
Wie es Bürgermeister Francy Weyrich bereits im vergangenen Jahr in einem Gespräch mit dem Tageblatt durchblicken ließ, soll in einer angedachten dritten Phase das kleinere Nichtschwimmerbecken ebenfalls mit einer Edelstahlhülle ausgekleidet und ein Wasser-Spielplatz angelegt werden. Darüber hinaus spielt der Bürgermeister mit dem Gedanken, an der Stelle, wo sich die früheren Umkleidekabinen und Sanitäranlagen befinden, eventuell in vier bis fünf Jahren ein Hallenbad zu errichten, dies in Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden auf luxemburgischer und deutscher Seite.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt wird erst einmal gefeiert.
Opening Party
Die heutige Eröffnungsfeier, die von 17 bis 19 Uhr im Freibad stattfindet, ist für jeden frei zugänglich. Das neue 50-Meter-Becken wird unter anderem im Beisein des delegierten Tourismusministers Eric Thill seiner Bestimmung übergeben. Für die musikalische Umrahmung sowie das leibliche Wohl ist bestens gesorgt.
Ein typischer Infalt-Artikel: publikumswirksam erzählt – aber wieder einmal mit fragwürdiger Faktentreue.
Die heute genannten 2,4 Mio. € + 4,8 Mio. € sind nahe an den Kosten, die bereits 2022 für eine umfassende Renovierung aller Becken samt Gebäudemodernisierung kalkuliert worden waren. Damals war genau dieser Kostenrahmen der Grund, warum wir sagten: Dann bitte richtig – mit Neubau und solider Subventionierung.
Stattdessen werden nun mehrere Millionen Euro mit deutlich geringerer staatlicher Unterstützung investiert – ganz ohne öffentliche Debatte darüber, warum der ursprüngliche Ansatz plötzlich vom Tisch ist.
Dass ein Journalist dabei den Eindruck vermittelt, als sei das alles eine geniale Neuerfindung nach 2023, ohne jegliche Einordnung des früheren Projektstandes, ist ein Armutszeugnis. Dass im Hause Tageblatt kaum mehr jemand Fakten prüft, sondern PR-taugliche Narrative unkritisch übernimmt – das ist vielleicht noch beunruhigender.
Aber gut – not my problem. Hauptsache, das Becken ist offen. Und wer wirklich wissen will, woher das Projekt stammt, findet die Antworten im Archiv.