Mittwoch29. Oktober 2025

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Leichtathletik„Das zeigt, dass man gut ist“: Patrizia Van der Weken ist Medaillenkandidatin bei der WM

Leichtathletik / „Das zeigt, dass man gut ist“: Patrizia Van der Weken ist Medaillenkandidatin bei der WM
Patrizia Van der Weken hat von allen WM-Teilnehmerinnen die drittschnellste Saisonzeit Foto: FLA

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Mit viel Selbstvertrauen geht Patrizia Van der Weken am Samstag bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing (CHN) an den Start. Die Luxemburgerin hat über 60 Meter die drittbeste Saisonzeit aller Teilnehmerinnen und träumt nach EM-Bronze von einer weiteren internationalen Medaille.

Tageblatt: Vor nicht einmal zwei Wochen haben Sie die historische Medaille bei den Europameisterschaften gewonnen. Jetzt geht es bereits mit der Hallen-WM weiter. Hatten Sie schon Zeit, alles zu verarbeiten?

Patrizia Van der Weken: Ich hatte zwei Tage Zeit, um mich zu erholen und alles ein bisschen sacken zu lassen. Danach bin ich sofort wieder ins Training eingestiegen, weil eben nicht viel Zeit zwischen EM und WM liegt – und ich will auch in China anständig laufen. Wir werden uns nach der WM dann ein bisschen Zeit nehmen, um alles ein bisschen zu „feiern“. 

Wie anstrengend ist es, zwei solch große Wettbewerbe in so kurzer Zeit zu bestreiten?

Es ist nicht so leicht. Dass beide Wettbewerbe so nah zusammen sind, hat aber den Vorteil, dass man einen Peak hat – und sozusagen zweimal davon profitieren kann. Man ist ja nicht für die EM in Form, und dann zwei Wochen danach überhaupt nicht mehr. In der Hinsicht ist es o.k. Was es schwer macht, ist die weite Reise und sieben Stunden Zeitverschiebung. Wir konnten nicht ewig im Vorfeld anreisen, um uns zu akklimatisieren. Das ist nicht einfach zu „handeln“. Aber das gehört dazu und man muss irgendwie damit klarkommen.

Wie kommen Sie persönlich damit zurecht?

Ich merke die Umstellung schon. Aber das ist das Gleiche für jeden. Man muss versuchen, das Beste daraus zu machen.

2023 sind Sie in China Universitätsweltmeisterin geworden. Welche Erinnerungen verbinden Sie vor der WM damit?

Das war eine sehr coole Erfahrung. Meine erste internationale Medaille. Gold bei der Universiade hat sicherlich weniger Stellenwert als EM-Bronze – aber es war ein toller Erfolg. Die Menschen in China sind zudem sehr freundlich und zuvorkommend. Sie geben sich Mühe, damit man sich wohlfühlt. Ich bin auch mit einem guten Gefühl angereist. Ich denke schon, dass die Studenten-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren dazu beiträgt, dass ich auch jetzt mit einem positiven Gefühl reingehe.

Wird man mit einer internationalen Medaille von der Konkurrenz anders wahrgenommen?

Ein Palmarès hat immer eine beeindruckende Wirkung. Das zeigt, dass man gut ist in dem, was man tut. Ich glaube aber nicht, dass die anderen Läuferinnen mich jetzt anders sehen. Ich bin ja auch davor schon eine Zeit lang relativ konstant gute Zeiten gelaufen. Das dann auch in einer großen Meisterschaft abzurufen, setzt vielleicht ein kleines Ausrufezeichen – ich weiß aber nicht, ob meine Konkurrentinnen mich jetzt anders wahrnehmen.

Wenn man als Dritte reingeht, will man diesen Platz auch gerne halten. Aber ich will mir selbst damit nicht zu viel Druck machen.

Patrizia Van der Weken, geht mit der drittschnellsten Saisonbestzeit in die WM

Verleiht die Medaille Ihnen persönlich zusätzliches Selbstvertrauen?

Das hat für mich persönlich nicht viel geändert. Ich wusste vor der EM, dass ich in Form bin. Die Medaille hat einfach bestätigt, dass ich zu einem spezifischen Zeitpunkt in Form sein und diese abrufen kann. Es bestätigt das Selbstvertrauen – es ist aber nicht so, dass es sich jetzt vervielfacht hat.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun bei der WM in Nanjing an den Start?

Ich habe von allen Teilnehmerinnen die drittschnellste Saisonbestzeit (7,06 Sekunden; Anm. d. Red.). Das schafft mir eine gewisse Erwartungshaltung an mich selbst. Man darf aber die anderen auf keinen Fall unterschätzen. Es sind viele Läuferinnen dabei, die nicht so oft in der Halle laufen und deswegen keine krasse Zeit da stehen haben. Das heißt aber nicht, dass sie nicht vor mir sein können. Ich denke da zum Beispiel an Zoe Hobbs (NZL). Sie läuft in Neuseeland und ist super schnell, in dieser Saison aber erst zwei- oder dreimal in der Halle gelaufen. Da ist es normal, dass sie keine Riesenzeit gemacht hat. Das kann sich bei der WM durchaus ändern. Ich meine daher, dass ich mit viel Selbstbewusstsein reingehen kann, aber ohne die anderen zu unterschätzen. Eine WM ist nicht zum Spaßen.

Haben Sie eine weitere Medaille im Hinterkopf?

Ja, natürlich. Wenn man als Dritte reingeht, will man diesen Platz auch gerne halten. Aber ich will mir selbst damit nicht zu viel Druck machen. Ich versuche einfach das Bestmögliche rauszuholen. Danach werden wir sehen, wo mich das hinbringt. Mein Ziel ist es aber, eine weitere Medaille mit nach Hause zu nehmen. Meine Saison lief bisher ganz erfolgreich. Ich war überall präsent, wo ich präsent sein musste. Von daher sehe ich kein Problem, auch hier noch mal einmal eine solide Leistung abzuliefern. Es muss natürlich alles passen.

Bei den Europameisterschaften sind viele Läuferinnen zeitlich näher zusammengerückt. In der Meldeliste für Nanjing sind nur drei Teilnehmerinnen in den Top Ten, die nicht aus Europa kommen. Wie schätzen Sie die Konkurrenz insgesamt ein?

Ja, das stimmt. Bei der EM sind eine Reihe von Mädchen sehr schnell gelaufen, was vielleicht so nicht viele auf dem Radar hatten. Es war eine tolle Halle mit guten Bedingungen und guter Stimmung. Ich glaube, das hat einige motiviert, über sich hinauszuwachsen. Am Samstag werden wir sehen, ob sie noch einmal ähnliche Zeiten abrufen können. Wie schon gesagt, man darf die anderen niemals unterschätzen. Bei einer großen Meisterschaft hat man immer noch einmal einen Extrapush. Dann ist vieles möglich.

Das Programm

Hallen-WM in Nanjing (CHN):
Am Freitag:

12.18 Uhr: 1.500 m Vorläufe (Charel Grethen)
Am Samstag:
4.15 Uhr: 60 m Vorläufe (Patrizia Van der Weken)
13.15 Uhr: 60 m Halbfinale
14.18 Uhr: 60 m Finale
Am Sonntag:
13.15 Uhr: 1.500 m Finale

*alle Uhrzeiten in MEZ