Montag27. Oktober 2025

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LeudelingenWahlversprechen „Eng lieweg Gemeng fir jiddereen“ wird Realität – Gemeinde erfindet sich neu

Leudelingen / Wahlversprechen „Eng lieweg Gemeng fir jiddereen“ wird Realität – Gemeinde erfindet sich neu
So soll der Platz neben dem Rathaus einmal aussehen Bild: Gemeinde Leudelingen

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„Eng lieweg Gemeng fir jiddereen“: Den Wunsch unterschreiben alle 100 Bürgermeister im Land. Meistens bliebt es aber auch bei diesem Lippenbekenntnis. In Leudelingen war es 2023 ein Wahlversprechen, das jetzt umgesetzt wird. DP-Bürgermeister Lou Linster (33) und seine Gemeinderatskollegen bauen den Dorfkern der Majorzgemeinde um.

Rund 40 Millionen sind dafür veranschlagt, dass mehr Leben in die knapp 2.800 Einwohner zählende Gemeinde einkehrt. Bürgermeister Linster gibt offen zu, dass Leudelingen in den letzten Jahrzehnten zur „Schlafgemeinde“ geworden ist. Trotz rund 20 aktiven Vereinen, trotz Kultur- und Vereinshaus, in dessen Brasserie sich bislang drei Pächter versucht haben. Der letzte hat 2019 aufgegeben.

Es gibt keinen Supermarkt, keine Apotheke, aber immerhin eine Arztpraxis und eine Pizzeria. Für den Ort, dessen Name wahrscheinlich aus den Worten „läit“ und „elleng“ („liegt“ und „allein“) entstanden ist, ist das schon mal etwas. Gäbe es da nicht ein „Aber“. Leudelingen wird wachsen. Drei von fünf „Plans d’aménagement particulier“ (PAP) mit Einfamilienhäusern und Apartments sollen noch vor der Sommerpause fertig sein für den Genehmigungsprozess.

Leudelingen wird wachsen

Der Kultur- und Vereinsbau: Wo jetzt der Bauzaun steht, wird gerade die Terrasse gebaut
Der Kultur- und Vereinsbau: Wo jetzt der Bauzaun steht, wird gerade die Terrasse gebaut Foto: Editpress/Julien Garroy

Rund 700 Wohneinheiten werden insgesamt neu entstehen. Bei einem nationalen Durchschnitt von 2,2 Personen pro Wohneinheit ist das Wachstum auf lange Sicht ordentlich. Deswegen wird der 2010 eingeweihte Kultur- und Vereinsbau, der sich weitläufig und von der Straße aus nicht sichtbar nach hinten ausbreitet, gerade renoviert.

Der Proberaum für die Musik wird größer, die Vereine bekommen eine neue Küche und das Jugendhaus zieht in ein eigenes Gebäude im Ort. Die Brasserie wird räumlich offener und bekommt eine barrierefrei zugängliche Terrasse. Nach den Pleiten mit den vorherigen Pächtern übernimmt jetzt ein Gastronomie-Profi das Geschehen im Kulturzentrum.

Die place du Lavoir mit dem neuen Gebäude, das die Gemeinde ab Anfang 2027 bauen will
Die place du Lavoir mit dem neuen Gebäude, das die Gemeinde ab Anfang 2027 bauen will Darstellung: Gemeinde Leudelingen

„Concept & Partners“ betreibt unter anderem das „Hitch“ in der Hauptstadt oder die „Schräinerei“ in Differdingen und wird zukünftig auch in Leudelingen aktiv. Bürgermeister Linster spricht vom „nächsten Winter“ als Zeitpunkt für die Fertigstellung des Gebäudes. Der neue Dorfkern mit einem neuen Gebäude auf der place de Lavoir, einer „Shared Space Zone“ in der rue de Lavoir und einem neu angelegten Platz vor dem Rathaus, der „place des Martyrs“, soll bis 2029 umgesetzt sein. Begrünung inklusive.

Dann stehen die nächsten Kommunalwahlen an. Warum dieses Tempo? „Die Fertigstellung des Schulkompexes hat 18 Jahre gedauert“, sagt Linster. „So viel Zeit wollen wir uns nicht mehr leisten.“ Die geplanten 40 Millionen Euro für den Dorfkern hören sich nach maßvoll, fast schon wenig, an. „Die Zeit der goldenen Wasserhähne ist vorbei“, nickt Bürgermeister Linster zustimmend.

Ehrgeiziges Timing 

Er beobachtet die Baukrise im Land und weiß, dass von den von ihm zuletzt genehmigten zehn Neubauten für Wohnraum bislang nur rund fünf begonnen wurden. Deswegen streckt er sich bei allem nach der Decke der Gemeindekasse. „Man muss wissen, was Sinn macht“, sagt Linster. Trotzdem lässt er keinen Zweifel daran, das Timing so durchziehen zu wollen.

„Wenn man für sechs Jahre gewählt wird, will man auch Sichtbares realisieren und die Wahlversprechen einhalten“, ist seine Philosophie. Das neue Gebäude auf der place de Lavoir, bei dem die Gemeinde Bauherr ist, wird Platz für ein „Centre médical“ mit rund einem Dutzend Arztpraxen und gesundheitsnahen Betrieben haben. Ein Supermarkt „de proximité“, eine Apotheke und Gastronomie ziehen ebenfalls ein. Im Obergeschoss sind 39 Wohnungen zu bezahlbaren Mieten geplant.

So sieht das neue Zentrum aus, wenn es fertig ist
So sieht das neue Zentrum aus, wenn es fertig ist Grafik: Gemeinde Leudelingen

Grün, belebt und verkehrsberuhigt

Generell verheißen die Pläne für das Viertel zwischen Kirche und Rathaus und Platz sowie rue de Lavoir ein grünes, belebtes und verkehrsberuhigtes Ambiente in der Mitte Leudelingens. Mit den drei nebeneinander liegenden Gewerbezonen, „Am Bann“, rue de la Poudrerie und „Grasbësch“ mit rund 11.000 Arbeitsplätzen könnte man annehmen, die Gemeinde sei reich.

Das ist nicht der Fall. Zwar bekommt sie jährlich 25 Millionen Euro Gewerbesteuer, darf aber nur rund zwei Millionen selbst behalten. Linster hofft, dass die neue Reform der Zahlungen in den „Fonds pour l‘emploi“ ab 2025 greift, was die Ausgaben der Gemeindekasse um rund zwei Millionen Euro jährlich senken würde. Die vielen Arbeitsplätze sowie die Lage im Speckgürtel der Hauptstadt erklären die Anziehungskraft der Gemeinde.

Außerdem wird Leudelingen an die Tram angebunden, die aus der Hauptstadt kommend neben den Gewerbezonen einen Halt haben soll und in den Süden weiterfährt, und umgekehrt. Per Tunnel geht es zu Fuß unter der Autobahn hindurch und Busse zum Weitertransport in das Dorfzentrum sind geplant. Das wird Leudelingen weitere Pluspunkte in Sachen Attraktivität einbringen.