Der wöchentliche Frischmarkt lockt nicht nur Einheimische am Freitagmorgen in die Fußgängerzone, sondern er ist ebenfalls ein Magnet für Kundschaft aus den umliegenden Ortschaften. „Ich komme nun schon seit zwölf Jahren mit meinem Verkaufsstand nach Ettelbrück“, so Hans Ripplinger (76) vom Obstgut Klosterberg aus Merzig (D).

„Op de Maart“
In unserer Sommer-Serie nehmen wir Luxemburgs neun Wochenmärkte unter die Lupe. Was wird dort verkauft – und wie steht es um die Märkte?
Wie an jedem Markttag hat er sich auch am Freitag mit seinen beiden Gehilfen um 4 Uhr in der Früh auf den 80 Kilometer langen Weg Richtung Pattonstadt gemacht. „Ich beginne gerne um 5 Uhr mit dem Aufbau, anschließend habe ich ein Ritual, das ich keinesfalls missen will: Ich genieße gerne in Ruhe eine gute Tasse Kaffee und lese die Zeitung.“
Seit Generationen betreibt die Familie Ripplinger Landwirtschaft in Merzig. „Heute hat mein Sohn Thomas die Geschicke übernommen. Er hat vor einigen Jahren zusätzlich zu den klassischen Produkten der Agrarwirtschaft mit dem Obstanbau begonnen und in der Zwischenzeit hat sich das Obstgut Klosterberg auf der sogenannten Annaburg einen Namen gemacht.“
„Wir fühlen uns willkommen“

Sowie Hans antworten auch weitere Marktleute auf unsere Frage, was sie nach Ettelbrück zieht. „Das Ambiente auf dem Vorplatz der Kirche sowie in der Fußgängerzone ist sehr schön und die Kundschaft ist sehr angenehm. Dazu kommt, dass wir uns hier sehr willkommen fühlen, denn die Gemeindeverwaltung steht uns stets mit Rat und Tat zur Seite.“
Das hört Bürgermeister Bob Steichen, mit dem wir uns zu einem Rundgang über den Frischmarkt verabredet hatten, natürlich gerne. „Dieser Frischmarkt gehört seit Jahren zu unserem Stadtbild und wir wissen, wie wichtig er ist. Wichtig für unsere lokale Geschäftswelt, aber auch wichtig für die Kundschaft, die sich am Freitagmorgen nicht nur zum Einkaufen im Stadtkern trifft, sondern auch zu einem gemütlichen Plausch.“ Gaby, Inhaberin eines Bekleidungsgeschäfts, unterstreicht die Aussagen des Bürgermeisters. „Der Freitag ist bei uns im Geschäftslokal der wohl beste Verkaufstag.“
Hans fügt noch hinzu: „Nicht zu vergessen: Das Soziale gehört unbedingt zum Markt. Ich versuche, an jedem Markttag genügend Personal am Stand zu haben, damit wir die Zeit haben, mit den Kunden zu reden. Übrigens: Rund 80 Prozent unserer Klientel sind Stammkunden. Man kennt sich!“
„Das Drumherum gehört dazu“
Zu dem bereits erwähnten schönen Ambiente dieses Marktes gehört zudem das Rundumpaket. „An jedem Freitag sorgen abwechselnde Musikgruppen für die musikalische Umrahmung und viermal im Jahr gibt es die Aktion ‚Kachen um Maart‘“, so Bob Steichen weiter. „Die ‚Amicale‘ der lokalen Feuerwehr stellt uns an den Tagen ihre mobile Küche zur Verfügung und die Kochschüler aus dem hiesigen CNFPC (‚Centre national de formation professionnelle continue‘, Anm.d.Red.) stellen Gerichte mit Produkten vom Frischmarkt her.“
Auf unserem Rundgang machen wir einen kurzen Halt am Stand des „Forum pour l’emploi“. Chris, Alison und Nicole verkaufen sowohl frisches als auch eingemachtes Obst und Gemüse. „Der Verkauf unserer Bio-Waren ist natürlich wichtig, doch ebenso wichtig ist es für uns, zu zeigen, was wir arbeiten und produzieren.“ Chris spricht ebenfalls von einer überaus großen Stammkundschaft, die sich an jedem Freitag vor ihrem Verkaufsstand tummelt. „Heute ist es ferienbedingt etwas ruhiger.“
Seit drei Jahren ist Irina mit ihrem Brotwagen an jedem Freitag auf dem Frischmarkt. Sie fährt morgens um 5 Uhr im 40 Kilometer entfernten Lünebach (D) ab, kurz nach 6 Uhr öffnet ihr Verkaufswagen der Prümtaler Mühlenbäckerei. Auch sie spricht von einer treuen Stammkundschaft. „Ich habe sehr viele ältere Kunden, die jeden Freitag bei mir einkaufen und auch für die kommende Woche Bestellungen aufgeben.“ Der Beweis dafür, dass es aber nicht nur ältere Mitmenschen sind, die bei Irina vorbeischauen, ist die 6-jährige Lina, die am vergangenen Freitag neben uns stand und genüsslich in ein Brötchen biss.
Zum Schluss unseres Rundgangs mit dem Bürgermeister, der uns entlang von mobilen Fleisch-, Käse-, Oliven-, Brot-, Obst-, Gemüse- und Blumentheken führte, begegneten wir zahlreichen sogenannten „Ettelbrücker Urgesteinen“. „Ja, das hätte ich ja fast vergessen, zu erwähnen“, so Bob Steichen schmunzelnd. „Auch das gehört zum Wochenmarkt. Die Rede geht vom Apéritif auf einer der Terrassen in der Fußgängerzone.“

De Maart







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