Dienstag11. November 2025

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Formel 1Das Ringen um Team elf: Andretti drängt ins boomende Geschäft

Formel 1 / Das Ringen um Team elf: Andretti drängt ins boomende Geschäft
Neben Max Verstappen ist auch das elfte Team ein großes Gesprächsthema in Texas Foto: AFP/Alex Bierens de Haan

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Neue Promi-Investoren, ein mögliches elftes Team mit Andretti: Die Dominanz von Max Verstappen hat den globalen Boom der Formel 1 nicht gebrochen. Vor der Rückkehr in den neuen Kernmarkt USA wird das deutlich.

Zumindest ein bisschen darf sich Michael Andretti dieser Tage als Teil der Formel 1 fühlen. Die letzte Kurve auf dem Circuit of The Americas (COTA) in Austin/Texas, wo am Sonntag der Große Preis der USA (21.00 Uhr MESZ) stattfindet, trägt seit einem Jahr den Namen „The Andretti“. Es ist eine Würdigung seines Vaters Mario, Formel-1-Weltmeister von 1978, und keine Geste des guten Willens an Sohn Michael, das gilt es zu betonen.

Zufriedenstellen wird das die IndyCar-Größe nicht. Michael, 61, hat andere Ambitionen. Der stolze Name Andretti soll ein fester Bestandteil der boomenden Formel 1 werden – als elftes Team in der Startaufstellung. 2025 könnte es so weit sein. 2026, wenn in einem neuen Concorde-Agreement zwischen dem Weltverband FIA, der Formel 1 und den Teams die finanziellen Spielregeln angepasst werden, gilt als Alternativtermin.

Im Paddock von Austin, in Sichtweite der Andretti-Kurve also, dürfte Michael Andretti am Wochenende reichlich Lobby-Arbeit für seine Sache betreiben. In Gesprächen mit dem Formel-1-Management (FOM) müssen Unklarheiten über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geklärt werden. Das grüne Licht der FIA reicht nicht für den Einstieg.

Im Kern der Kosten-Nutzen-Analyse der Formel 1 steht die Frage: Welchen Mehrwert liefert ein elftes Team? Für die anderen zehn Teams ist er begrenzt. Ferrari-Teamchef Fred Vasseur ist „kein Fan“, auch Aston-Martin-Eigner Lawrence Stroll ist skeptisch: „Ich glaube, dass die Formel 1 im Moment boomt, der Sport war noch nie so gut wie jetzt. Und ich glaube, wenn etwas nicht kaputt ist, sollte man es nicht reparieren.“

Es geht vor allem ums Geld. Die Ausschüttungen durch Formel-1-Eigner Liberty Media – 2022 waren es 1,157 Milliarden Dollar – müssen bei einer Aufblähung durch eine weitere Partei geteilt werden. Die 200 Millionen Dollar, die ein Neueinsteiger zusätzlich als Anti-Verwässerungs-Gebühr zahlen muss, ist vielen im Business längst zu wenig.

Denn: Der Wert der Teams und der gesamten Formel 1 ist massiv gestiegen. Nicht zuletzt der 2021 eingeführte Budgetdeckel hat sich als heilsam erwiesen. Zum Vergleich: Dieselbe Summe investierte im Juni das Anlageunternehmen Otro Capital mit zwei weiteren Partnern in den Alpine-Rennstall.

Sport-Stars um Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev, Super-Bowl-Champion Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs), Fußball-Profi Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool) oder Golf-Superstar Rory McIlroy verkündeten zum Wochenstart ihre Beteiligung an Alpine.

Auch das ist ein Beleg für den großen finanziellen Reiz der Serie. „Das Wachstum und die Anziehungskraft der Formel-1-Weltmeisterschaft haben ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht“, hatte FIA-Präsident Mohamed bin Sulayem schon Anfang des Jahres festgestellt.

Vor allem im neuen Kernmarkt USA genießt die Formel 1 großen Zuspruch. Auch deshalb ist die Königsklasse für Andretti so wichtig. In Texas findet das zweite von drei US-Rennen (neben Miami und Las Vegas) der laufenden Saison statt. Die Ränge werden wieder voll – auch vor der Andretti-Kurve. (SID)

Gefürchtete Strecke

Der Circuit of the Americas wird von den Fahrern geliebt und gefürchtet. Die 2012 erbaute Rennstrecke vor den Toren von Austin/Texas hat den Ruf, eine Buckelpiste zu sein. Seit jeher sorgen Bodenwellen für Probleme, die sich von Jahr zu Jahr verschieben und verändern. Die Streckenbetreiber arbeiten dagegen an, über den Winter wurden Teile der Strecke entweder abgeschliffen oder neu asphaltiert. Der deutsche Streckenarchitekt Hermann Tilke ließ sich beim Entwurf des COTA von berühmten Stellen anderer Kurse inspirieren. Die Kurven drei bis sechs erinnern an den Maggots-Becketts-Komplex in Silverstone, die Kurven zwölf bis fünfzehn an das Motodrom in Hockenheim. Der markanteste Punkt in Austin ist allerdings der steile Anstieg zur ersten Kurve. Es ist der größte Höhenunterschied für eine Kurve in der Saison. Innerhalb von gut 200 Metern geht es 30 Meter bergauf. Gefahren wird gegen den Uhrzeigersinn. Überholmöglichkeiten bieten sich angesichts einiger langer Geraden mit darauffolgenden scharfen und langsamen Kurven. Die Piloten haben in bestimmten Kurven – etwa in Turn 15 – zudem die Möglichkeit, aufgrund breiter Anfahrten ohne Zeitverlust unterschiedliche Linien zu wählen. Das erhöht die Überholchancen in direkten Duellen. Die Strecke erfordert insgesamt einen mäßig hohen Abtrieb und hat einen großen DRS-Effekt.