Die Anführerin schlägt Alarm, die heimische Presse verbreitet Panik – und selbst die erfahrene Erfolgstrainerin wirkt etwas unruhig: Bei Titelverteidiger England brennt schon vor dem zweiten Gruppenspiel die Luft. Nach der „enttäuschenden“ Auftaktniederlage gegen Frankreich (1:2) droht bereits mit einer weiteren Pleite gegen die Niederlande das EM-Aus – die Blamage wäre perfekt.
„Das ist die Realität“, sagte Mittelfeldmotorin Georgia Stanway: „Wenn wir am Mittwoch nicht gut genug sind, haben wir es nicht verdient, im Turnier weiterzumachen.“ Sie habe eigentlich „gar keine Lust mehr, darüber zu reden“, führte die Starspielerin von Bayern München aus: „Es ist an der Zeit, dass wir uns darauf konzentrieren, die Dinge auf dem Rasen in Ordnung zu bringen“.
Seit dem Fehlstart am vergangenen Samstag habe das Team mehrere Sitzungen abgehalten und sich zahlreiche Videosequenzen angesehen. „Wir wissen, dass wir als Team zu wenig geleistet haben. Wir wissen als Einzelne, dass wir zu wenig geleistet haben“, sagte Stanway, die nach monatelangem Ausfall wegen einer Knieverletzung ihre eigene Leistung ebenfalls kritisch bewertete.
Die gesamte Mannschaft warte „sehnsüchtig“ auf die zweite Chance am Mittwoch (18.00 Uhr). „Weil wir etwas verändern wollen“, betonte die 26-Jährige: „Wir wollen das ,richtige England‘ sein. Wir wollen zu dem zurückkehren, was wir gut können, wir wollen zu einem traditionellen Fußballstil zurückkehren, zu unseren Wurzeln zurückkehren und uns daran erinnern, warum wir hier sind.“
Harte Kritik aus der Heimat
Besonders das mit Stars gespickte Mittelfeld hatte zum Auftakt nicht harmoniert. Die heimische Presse ließ kein gutes Haar am Team. The Sun schrieb von „gezähmten“ Lionesses. Der Guardian sah England zwar noch „nicht draußen“, aber dennoch bereits „am Boden“. Vorzeitig raus wäre der Titelverteidiger nach dem zweiten Spieltag bei einer eigenen Niederlage, sofern Frankreich drei Stunden später nicht gegen den krassen Außenseiter Wales verliert.
Erfolgstrainerin Sarina Wiegman, die zuvor als Coach noch nie ein EM-Spiel verloren hatte, zeigte sich nach dem Fehlstart etwas ratlos. „Wir hatten drei sehr gute Wochen und haben wirklich gut gespielt.“ Aber das sei „nie eine Garantie dafür“, auch beim Turnier zu gewinnen. „Wir haben uns selbst Probleme eingebrockt“, so die Niederländerin. Ihre Mannschaft müsse sich nun eben gegen ihre eigenen Landsfrauen „steigern“.
Es gehe um bessere Kommunikation, forderte Stanway: „Kommunikation ist dabei nicht nur ein Reden, sondern auch ein Handeln. Wenn du ein hartes Tackling machst oder wenn jemand für dich läuft oder wenn jemand zurückläuft oder nach vorne drängt, dann sind das die kleinen Auslöser, die wir fast als Katalysator nutzen können.“ Um mit etwas Verspätung vielleicht doch noch in die Erfolgsspur zu finden.
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