Sternschnuppen„Das reinste Freudenfeuer“ – mit natürlichem Störenfried: So genießt man in Luxemburg die Perseiden 

Sternschnuppen / „Das reinste Freudenfeuer“ – mit natürlichem Störenfried: So genießt man in Luxemburg die Perseiden 
Das Nebeneinander von Kunstlicht und Sternenhimmel gelingt hier nur dank moderner Technik: Um die Perseiden zu sehen, sollte man sich von Autoscheinwerfern eher fernhalten. Foto: Pixabay

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Zwar sprenkeln die alljährlich auftretenden Perseiden schon seit dem 17. Juli wieder den Himmel mit Sternschnuppen – doch in den kommenden Tagen erreicht der Meteorenstrom seinen Höhepunkt (genau: in den Morgenstunden zum 13. August). Ein langjähriger Astronomie-Fan aus Luxemburg gibt Tipps, wie man besonders viele „fallende Sterne“ zu sehen bekommt.

Eine Sternschnuppe zu sehen, bedeutet ja, einen Wunsch freizuhaben. Wer allerdings ein paar mehr Wünsche hat, sollte vielleicht in den kommenden Nächten öfters mal nach oben gucken: Mit etwas Glück erblickt man ein paar Dutzende der „fallenden Sterne“ während des Perseidenmaximums.

Wobei es sich bei dem, was da – scheinbar – aus dem Sternbild des Perseus geflogen kommt, natürlich nur um winzige Partikel handelt, die in rund 80 bis 100 Kilometer Höhe in der Erdatmosphäre verglühen. „Die Erde tritt bei ihrem Umlauf um die Sonne einmal im Jahr in die Bahn eines Kometen ein, der auf seiner Bahn einen Schwarm von Staubkörnern hinterlassen hat“, erklärt es Nicolas Feierstein, der lange Jahre den Verein Astronomes Amateurs de Luxembourg (AAL) geleitet hat, der 1971 in Düdelingen begründet wurde.

Vortrag

Der Amateur-Astronom Feierstein hat viele Jahre lang seine Begeisterung für das Sternenschauen auch in Form von Vorträgen in Schulklassen getragen.

Am 6. Oktober hält er ab 20 Uhr einen Vortrag für alle Interessierten zu den „Farben in des Universums“. Ort sind die Kulturmühlen in Beckerich. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 691-19 89 74

So ein Komet, erklärt der 83-jährige Ehrenpräsident des Vereins, sei ja im Prinzip ein „schmutziger Schneeball“, der zwei Schweife hat: Einer besteht aus Plasma, das aus Richtung (und aufgrund) der Sonne in den Weltraum geblasen wird. Der zweite Schweif aber besteht aus solideren Teilchen, die der Komet verliert und die aufgrund der Gegebenheiten im Weltraum auf seiner Bahn längere Zeit als Wolke stehen bleiben. 

Im Falle der Perseiden stammt die „Trümmerspur“ vom Kometen 109P/Swift-Tuttle, der etwa alle 133 Jahre die Erdbahn kreuzt – zuletzt war das 1992 der Fall, das nächste Mal wird er für 2126 erwartet. (Zumindest bei diesem Termin sollte übrigens keine Gefahr bestehen, dass es zur Kollision mit der Erde kommt.)

Boliden, Reibung, Ionisation

Wenn die Teilchen aus dem Kometenschweif mit rund 60 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre fallen – oder, je nach Betrachtungsweise, die Erde durch die Teilchen hindurchrast –, können sie als Meteore aufleuchten – etwa in Form von kürzeren Sternschnuppen oder als Feuerkugeln oder Boliden, die entstehen, wenn größere Bröckchen (im unteren Millimeterbereich) verglühen. Dabei stammt die Leuchtspur übrigens nicht vom Verglühen selbst, sondern von Luftmolekülen, die durch die Reibung am Staub aus dem All kurzzeitig ionisiert wurden.

„Die Perseiden schaut man sich mit dem bloßen Auge an“, rät Feierstein: Natürlich kann man mit der Kamera auch Bilder davon machen – am besten aber mit Weitwinkel und einigen Sekunden Belichtungszeit: Ferngläser oder gar Teleskope sind eher nachteilig, da ihre Blickwinkel viel zu eng sind für die flinken Himmelserscheinungen.

Tipp: Astronomie-App

Eine Astronomie-App, die der Online-Redaktion des Tageblatt besonders gut gefällt, ist „SkyView“. Diese gibt es sowohl für Android-Geräte (hier im Play-Store) als auch für iPhones und Apple-Tablets (hier im App-Store).

Die „kommen zwar größtenteils aus der Richtung des Sternbilds Perseus, ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sie praktisch überall am Himmel auftreten können“, sagt Feierstein. Er rät, sich einen Platz mit Rundumblick zu suchen, der vor allem aber in grober Richtung des östlichen Horizonts freie Sicht bietet: „Wenn man von Osten mit dem Blick etwa eine Handbreit nach Norden rutscht, findet man das Sternbild des Perseus.“ Die Kompass-App, die so ziemlich jedes Smartphone bereithält, kann hier hilfreich sein – umso mehr aber natürlich eine Astronomie-App, die direkt das Auffinden der Konstellation ermöglicht.

„Lichtverschmutzung mildert sich“

Außerdem sollte man natürlich Abstand halten von künstlichen Lichtquellen, die die Schwärze des Nachthimmels stören. Feierstein freut sich, dass das allgemein wachsende Bewusstsein um das Problem der Lichtverschmutzung auch in Luxemburg Früchte trage: „Man sieht da wirklich langsam eine Verbesserung, etwa durch die Anstrengungen verschiedener Gemeinden, die dafür sorgen, dass Leuchten nicht mehr einfach in den Himmel gerichtet sind“.

Wer mit einer Kamera (am Stativ oder flach hingelegt) mit möglichst weitwinkligem Objektiv und einigen Sekunden Belichtungszeit den Sternenhimmel „ablichtet“, der fängt mit etwas Glück, wie hier, eine Sternschnuppe ein – oder vielleicht sogar einen „Boliden“ …
Wer mit einer Kamera (am Stativ oder flach hingelegt) mit möglichst weitwinkligem Objektiv und einigen Sekunden Belichtungszeit den Sternenhimmel „ablichtet“, der fängt mit etwas Glück, wie hier, eine Sternschnuppe ein – oder vielleicht sogar einen „Boliden“ … Foto: Pixabay

Ein persönlicher Lieblingsplatz für Feierstein ist die Donatuskapelle (Link bei Google-Maps) zwischen Beidweiler und Eschweiler: Dort hatte der Astronomie-Verein auch rund 20 Jahre lang ein öffentliches Perseiden-Schauen veranstaltet. Zu Feiersteins großem Bedauern sei es dann aber zu organisatorischen Problemen durch den großen Besucherandrang gekommen, die der Verein mit seinen Mitteln nicht lösen konnte.

Generell sei aber jede Erhebung gut geeignet – und natürlich stört auch nicht jedes bisschen Umgebungslicht gleich total, schließlich erreichen die Perseiden durchaus eine ordentliche Helligkeit: „Wenn man die Sterne sehen kann, kann man auch die Perseiden sehen“, sagt Feierstein. „Man muss natürlich warten, bis es richtig dunkel ist. Am besten ist es ab 22 Uhr bis in den frühen Morgen hinein!“

Natürlicher Störenfried

Wie „reichhaltig“ die Perseiden ausfallen, kann nicht wirklich vorausgesagt werden. „Das ist ja keine homogene Wolke auf der ganzen Bahn“, erklärt Feierstein. Stattdessen gebe es einzelne, verschieden dichte Ansammlungen aus Staub, auf die die Erde trifft. „Als wir das erste Mal an der Kapelle standen, haben wir 400 Sternschnuppen pro Stunde gezählt – das reinste Freudenfeuer!“, erinnert sich der Hobby-Astronom – und muss dann ergänzen: „Danach haben wir das nie wieder so gesehen.“

Und auch, wenn das Problem der Lichtverschmutzung mittlerweile etwas kleiner geworden ist, wird in den nächsten Tagen ein ganz natürlicher Störenfried den schwarzen Samt des Nachthimmels eher unerwünscht aufrauen: Genau in der Nacht, in der die Perseiden dieses Jahr ihr Maximum erreichen, ist nämlich nicht nur Vollmond – sondern zugleich auch noch der vierte „Supermond“ des Jahres: Der Trabant kommt der Erde sehr nah und wirkt dadurch besonders groß und hell. Und natürlich wird er auch in den Nächten davor und danach mit einer gewissen Helligkeit „Streulicht“ in Augäpfel und Kameralinsen werfen.