Nach einer umfunktionierten ehemaligen Garage, einer schmucken Notar-Residenz und einer ausgedienten Industrie-Halle nun eine dem Abriss geweihte frühere Werkstätte der Gemeinde Bettemburg am Ausgang der Ortschaft in Richtung Abweiler gelegen: In der Tat, das Fuelbox-Team findet immer wieder einen Ort, um eine Kollektivausstellung zu organisieren, Räumlichkeiten, die eigentlich für Ausstellungen wenig geeignet sind, von Künstlerhand jedoch in eine annehmbare zeitlich befristete Plattform für Exponate und Installationen diverser Art umgewandelt werden. Bis zum 10. August sind auf Nummer 100, rue d’Abweiler in Bettemburg Werke von über 50 Kreativen zu sehen.
Infos
„Fuelbox X“, noch bis zum 10. August 2025, freitags bis sonntags von 14 bis 19 Uhr; 100, rue d’Abweiler, Bettemburg
Ähnlich dem Cueva-Kollektiv in Esch-Alzette organisiert das Team um Initiatorin Yvette Rischette regelmäßig eine lockere Kollektivausstellung. Stellten anfangs 20 Teilnehmer aus, so wurden es immer mehr und für die zehnte Jubiläumsauflage wurden über 50 Künstler/Künstlerinnen mobilisiert. Die Teilnehmerzahl passt sich zwangsläufig auch den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten an. Mit den Ateliers in Bettemburg bietet sich heute ein hoher und großer Raum und eine Vielzahl an kleineren Zimmern auf das Erdgeschoss und den ersten Stock verteilt an. Die Fassade des Gebäudes schmücken Street-Art-Malereien unterschiedlicher Aussagekraft (Raphael Gindt, Marc Pierrard, Daniel Lloyd) und ein Künstler bietet zudem große, in den Himmel ragende sowie liegende Skulpturen aus gemischten Materialien an.
Diverse Techniken vertreten
Wie in den Vorjahren wechseln sich Malereien, Skulpturen, Keramiken oder Stoff- und Wollwerke ab. Mal sind es Installationen, wie jene der Reiny Rizzi oder von Thierry Harpes, dann wieder kleine und mittelgroße Bilder, von Yvette Rischette oder Lili Krack, im Dialog mit riesigen Portraits, etwa von Dani Neumann und Raphael Tanios, oder Bild- und Grafikinstallationen wie die von Florence Everling. Weiße Keramik-Figuren von Nicole Huberty geformt oder skurrile Ton-Gebilde von Menny Olinger geschaffen, der diesmal auch mit feinen in Kobaltblau bemalten Wandpuzzles überrascht. Delikate Filz-Arbeiten von Carine Mertes sorgen neben vielen Kunstwerken und „in situ“-Kreationen recht unterschiedlicher Prägung für Aufmerksamkeit.

Philippe Kesseler, TW3DDY oder Raymond Colombo setzen durch mal geometrischer ausgelegte Werke, mal durch dezente oder umgekehrt kräftige Farbgestaltung ganz persönliche Akzente. Tamara Zorn taucht ihre Bilder in Blau. Valentino Camarda, Silke Aurora oder Gilles Surkijn fordern den Betrachter durch eindrucksvolle Kompositionen heraus, vor allem Letzterer lässt durch frech in monochrome Farbfelder gesetzte Objekte, andrerseits teils unwirtlicher Architektur-Ansichten viel Platz für Interpretationen.
Mal von Assy Jans mit seinen eigenartigen Metallfragmenten geschweißten Skulpturen und den Stahlskulpturen von Jhang Meis abgesehen, zeigt Anne Marie Grimler, wie dank geschickter Bearbeitung und Form-Gestaltung aus Marmor und Stein geschmeidige Tisch-Skulpturen entstehen. Bleibt Marco Weiten seiner Vorliebe für bunte Tiermalerei und erfrischende Motive treu, so wechselt Rol Steimes einmal mehr von einer gediegenen kunstvollen freien Beschäftigung mit „Menschen oder urbanen Strukturen“ hin zu einer Darstellung von „Todeskoepfen“ in diversen Formaten, mal breit und großflächig auf Holzpalette, dann wieder auf Papier und auf vor Ort gefundenen Glaselementen, kurzum für ihn nutzbar als anderes „ästhetisches Motiv und als kreatives Ventil“. Théid Johanns, der kürzlich mit eindrucksvollen Gemälden und Installationen im H2O in Oberkorn auftrumpfte, ist zu mittleren Formaten zurückgekehrt, bleibt jedoch sowohl einer fein ausgetüftelten strengen Kompositionsweise sowie seiner Art der fast versiegelten Oberflächen treu.
Wie eingangs erwähnt, sind bei dieser Jubiläumsausgabe einige Fotografen dabei. Michel Heisbourg zeigt Reiseeindrücke und die für ihn typischen Ansichten von ausgedienten Anlagen oder geschickt in Szene gesetzte Gebilde, mit Details und oft spannenden Strukturen. Henri Goergen präsentiert ästhetisch fein sortierte Portraits und Panorama-Aufnahmen mit Fokus auf Eisenbahn-Motive. Von Philippe Dauphin sind es Lichtbilder mit wechselnden Themen, wobei er bemüht ist, eine äußerst gepflegte Fotografie anzubieten.
Viele Positionen im Dialog
Alle Teilnehmer zu erwähnen, wäre müßig, thematisch betrachtet wagen sich einzelne Künstler auch in politische Sphären. Die Aktualität der Bomben auf Gaza und die Ukraine (von Raphael Tanios) bleibt da nicht unberührt, auch wenn die Sicht auf die Dinge nicht immer ausreichend unterfüttert scheint. Fake News machen auch vor sich informierenden Kulturträgern nicht halt.

Journalisten gegenüber pochen Verantwortliche wie Yvette Rischette oder Rol Steimes gerne darauf, dass es beim Konzept der Fuelbox-Ausstellungen vordergründig um die „Demokratisierung der Kunst“ gehe, dies um es potenziellen Interessenten leichter zu machen, sich diese Ausstellung anzusehen, da sie vielleicht eher Ängste haben, eine Galerie oder ein Museum zu besuchen. In der Tat, die Fuelbox-Schau ist kein Museum, keine Galerie, vielmehr ist es eine freie Expo, die in Räumlichkeiten abgewickelt wird, die von den Künstlern selber erst einmal in einen ansehnlichen Zustand versetzt werden müssen. Alle tun das ihren jeweiligen Bedürfnissen zufolge in den zugewiesenen Räumen.
Es gibt darüber hinaus keinen Katalog, keinen Ausstellungsplan, kurzum, die Besucher suchen sich ihren Weg durch das oftmals eher etwas wirr präsentierte Angebot. Nicht zu leugnen aber ist die Tatsache, dass die Auswahl gleich mehrere Genres und eine beachtliche Zahl an Künstlern/Künstlerinnen umfasst. So betrachtet, soll man sich Zeit lassen. Seitens der Kreativen ist das Bestreben, aus traditionellen Ausstellungsstrukturen auszubrechen, nicht neu, auch ein temporärer Zusammenschluss zu einer Kollektivausstellung bietet mehr Freiheiten, als sich einer Experten-Jury oder einem Vereinskomitee zu stellen. Anders gesagt: Die Formel „Fuelbox“ spricht beide Seiten an, die Künstler/Künstlerinnen und das mögliche Publikum. Bei freiem Eintritt gibt es jedoch die Möglichkeit, kleine, gestiftete Kunstwerke zu Gunsten der Vereinigung „île aux clowns“ zu erwerben.
De Maart
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