Freitag17. Oktober 2025

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10,96 Prozent im Jahr 2024Darum führt Esch die landesweite Arbeitslosenstatistik an 

10,96 Prozent im Jahr 2024 / Darum führt Esch die landesweite Arbeitslosenstatistik an 
Gut besucht: die ADEM-Zweigstelle in Esch-Belval Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Kluft zwischen den Gemeinden bei der Arbeitslosenquote in Luxemburg ist gewaltig. Auf dem Spitzenplatz zu finden ist Esch, wo fast elf Prozent der potenziellen Beschäftigten auf der Suche nach einem Job sind. Bürgermeister Christian Weis erklärt, warum das so ist.

Laut Statec-Zahlen zum Jahr 2024 schneidet die Gemeinde Esch bei den Arbeitslosenzahlen im Landesvergleich am schlechtesten ab. Die Quote der Menschen ohne Arbeit liegt hier bei fast elf Prozent, was fast doppelt so viel ist wie der Durchschnitt in Luxemburg (das Tageblatt berichtete). Esch ist damit aktuell die einzige Kommune des Landes, in der mehr als ein Einwohner von zehn auf Arbeitssuche ist (1.963).

 Grafik: Tageblatt/Louis Elsen

„Esch ist eine Stadt der Migration“, erklärt Bürgermeister Christian Weis (CSV) im Gespräch mit dem Tageblatt, „dabei meine ich nicht nur Esch als Anlaufstelle für Menschen aus dem Ausland. Menschen kommen hierher, die woanders einen Rückschlag hatten. Von Esch aus haben sie die Möglichkeit, wieder etwas aufzubauen.“ Das Zentrum der Stadt ist dicht besiedelt, wohnen kann man hier im landesweiten Vergleich für weniger Geld. „Im Brill-Viertel zum Beispiel kommt es statistisch gesehen alle sieben Jahre zum Wechsel. D.h. die Menschen wohnen hier im Schnitt sieben Jahre und ziehen dann weiter“, sagt Christian Weis weiter. Nämlich dann, wenn sie wieder Fuß gefasst haben und die Mittel dazu haben.    

Es ist demnach kein Wunder, dass die Arbeitslosenquote vor allem im Zentrum besonders hoch ist. Dort, wo der Wechsel ebenfalls hoch ist. Statistiken dazu sind im Sozialalmanach 2 und 3 der Stadt Esch zu finden, wobei die Zahlen sich auf die Jahre 2021 und 2022 beziehen. Zu lesen ist da zum Beispiel, dass 93,8% der Bewohner des Brill-Viertels in der Privatwirtschaft arbeiten (Durchschnitt Esch: 88,2%), im Dellhéicht sind es lediglich 73,5%. Dort leben besonders viele Beamte und Selbstständige.  

Bürgermeister Christian Weis
Bürgermeister Christian Weis Foto: Editpress/Alain Rischard

Was wenig überrascht, spiegeln die Statistiken doch auch die soziale Realität in der Stadt wider. Mit vielen Menschen, die ein geringes Ausbildungsniveau besitzen. Das ist auch der Grund, weshalb Esch ganz besonders stark von den unterschiedlichen Krisen getroffen wird. Nach der Finanzkrise von 2008 stieg die Arbeitslosenquote laut Statec hier deutlich stärker an als anderswo in Luxemburg. Nach 2015 ging die Quote dann aber auch wieder schneller zurück. Von den Folgen der Corona-Krise wurde Esch ebenfalls stärker getroffen als der Landesdurchschnitt. Und mit der aktuellen wirtschaftlichen Stagnation, die vor allem auf den Bausektor zurückzuführen ist, hat sich die Lage in der zweitgrößten Stadt des Landes nun wieder deutlich verschlechtert.

Die Zahlen des Sozialalmanachs zeigen derweil, dass 5.872 Frauen und Männer der aktiven Bevölkerung Eschs die luxemburgische Staatsangehörigkeit haben, 5.530 die portugiesische (Jahr 2022). Während der Anteil der aktiven Bevölkerung, die Arbeitslosengeld bekommt, bei den Portugiesen 6,3% beträgt, sind es bei den Luxemburgern lediglich 3,1%. 

Viele Arbeitsplätze

2021 gab es in Esch rund 28.000 Arbeitsplätze, was bei der damaligen Einwohnerzahl von 36.000 überdurchschnittlich viele waren. Geht es nach Bürgermeister Weis, soll das auch so bleiben. Esch wird in den nächsten Jahren mit den neuen Stadtvierteln Rout Lëns und Metzeschmelz rasant wachsen. „Wichtig ist, dass in allen neuen Vierteln Arbeit weitergedacht wird“, sagt Christian Weis. „Wir sind nicht in der Logik, dass die Menschen hier nur wohnen sollen und dann in Luxemburg-Stadt arbeiten gehen.“ Während Rout Lëns hauptsächlich als Wohnviertel konzipiert ist, sollen auf der Metzeschmelz laut Masterplan zwischen 10 und 18% der Fläche für Büros und zwischen 4 und 5% für Handwerk und kleine Firmen genutzt werden. Und am Horizont kündigt sich mit dem „Crassier Terres Rouges“ ein weiteres Großprojekt an, bei dem die Produktion eine wichtige Rolle spielen soll. „Für die Stadt Esch ist es wichtig, Flächen zu finden, auf denen auch Produktion möglich ist“, sagt Weis.

Außergewöhnlich viele Arbeitsplätze im Bau gibt es im Vergleich zum Landesdurchschnitt in Esch, nämlich 41,7%
Außergewöhnlich viele Arbeitsplätze im Bau gibt es im Vergleich zum Landesdurchschnitt in Esch, nämlich 41,7% Grafik: Stadt Esch/LISER

Das ist Zukunftsmusik, mit dem Ist-Zustand, der höchsten Arbeitslosenquote des Landes, muss Esch erst einmal leben. Wobei das in den letzten Jahrzehnten auch nicht anders war. Die Gemeinde will mit dem weitermachen, was man schon seit Jahren tut. Nämlich unterstützend zur Seite stehen und mitarbeiten. Das gilt für Beschäftigungsinitiativen genauso wie für Projekte. Und da ist ja noch der 1997 ins Leben gerufene CIGL („Centre d’initiative et de gestion local“). „Eine echte Erfolgsgeschichte“, wie Christian Weis unterstreicht. Dass der jetzige Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) in einem früheren Leben Bürgermeister von Esch war, sieht Weis nicht unbedingt als großen Vorteil. „Ich denke, die Zusammenarbeit mit dem Ministerium ist in allen Gemeinde gleich und für die Arbeitslosen ist die ADEM zuständig. Ich bin trotzdem froh, dass wir verschiedene Arbeitsmaßnahmen hier haben, die vom Ministerium finanziert werden“.  

Die Bezieher von Arbeitslosengeld nach Stadtviertel. In Luxemburg gibt es in der Regel maximal 12 Monate Arbeitslosengeld. Die in der Grafik aufgeführten Prozentzahlen sind demnach nicht mit der Arbeitslosenquote zu verwechseln. 
Die Bezieher von Arbeitslosengeld nach Stadtviertel. In Luxemburg gibt es in der Regel maximal 12 Monate Arbeitslosengeld. Die in der Grafik aufgeführten Prozentzahlen sind demnach nicht mit der Arbeitslosenquote zu verwechseln.  Grafik: Stadt Esch/LISER
Reinertz Barriera Manfred
10. Juli 2025 - 18.54

Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen muss man einfach Arbeitsmöglichkeiten schaffen, aber wie??? das ist die Frage.... , seit dem Ende der Stahlindustrie gibt es wenig Möglichkeiten Arbeit zu haben in Esch und Umgebung.....auch wenn die Leute wollen........