Nach Trumps Treffen mit Putin in Alaska sowie mit Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern in Washington scheint ein Ende des Krieges in der Ukraine zum ersten Mal möglich. Grund zur Freude? Nicht ausschließlich: Im Raum steht nämlich ein Frieden, wie ihn Moskau sich vorstellt. Die Europäer werten ihre Reise ins Weiße Haus trotzdem als Erfolg – der alte Kontinent gibt sich inzwischen mit wenig zufrieden.
Die bittere Erkenntnis aus der Donald-Diplomatie der vergangenen Tage lautet: Trump hat das Narrativ Putins längst übernommen, der Kriegsverbrecher aus Moskau dürfte seinen Willen bekommen. Wer groß und stark ist, kann sich alles erlauben. Die Welt wird mit den Folgen leben müssen.
Alle Drohgebärden und Forderungen Trumps gegenüber Russland, von den 100-Prozent-Zöllen gegen seine Unterstützer wie Indien bis zum sofortigen Waffenstillstand, überstanden nicht einmal die zehnminütige Autofahrt mit Putin in Alaska. Der eine will den Friedensnobelpreis, der andere den Donbass – da haben sich wohl zwei gefunden.
Was zu den Europäern führt, die mit einer zuvor nicht gekannten Konstellation umgehen müssen: Ihr mächtigster Verbündeter hat offenbar die Seiten gewechselt – aber Europa und die Ukraine brauchen die USA trotzdem weiter: Was also tun? Die Antwort, die sich die Europäer gegeben haben: Dann spielen wir das Spiel halt mit.
Am Montag entstand dabei ein der Realität leicht entrücktes Schauspiel, als Trump bei der Pressekonferenz im Livestream reihum von seinen Gästen die von ihm erwartete Huldigung bekam.
Die Europäer schmierten Trump einer nach dem anderen Honig um den Mund – und erinnerten ihn gleichsam eindringlich daran, was er ihnen offenbar nur Minuten zuvor zugesichert hatte. Es wirkte wie der Versuch, irgendetwas in den Kopf dieses Präsidenten hineinzubekommen, das vielleicht sogar hängenbleibt, aber ohne diesen Kopf wegen Überanstrengung zum Glühen und den Träger des Kopfes zum Ausrasten zu bringen. Trump lobte derweil vor allem sich selbst und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für den Zoll-Deal zwischen der Europäischen Union und den USA, den Europa als Schmach aufnahm. Trump weiß das natürlich – und bohrte vergnügt in der Wunde.
Der Grat zwischen geschicktem Auftreten und Erniedrigung auf der Weltbühne ist schmal. Erinnert sei an den „Daddy“, wie NATO-Chef Mark Rutte Trump unlängst nannte. Tatsächlich wirkte Trump am großen Tisch wie der weise und milde Vater, der seinen Kindern einem nach dem anderen gütig das Wort erteilt und ihnen den Frieden schenken will. Die Europäer ließen, nachdem sie versprochen hatten, Unsummen in US-Militärgerät zu stecken, alles über sich ergehen – und waren sichtlich erleichtert, dem gut gelaunten „Daddy“ gegenüberzusitzen und nicht dem auf Krawall Gebürsteten.
Damit war ein Teil der europäischen Mission erfüllt: Bloß nicht erneut eine diplomatische Massenkarambolage geschehen lassen wie bei Selenskyjs erstem Besuch im Weißen Haus, als Trump und sein Vize Vance den ukrainischen Präsidenten vor den Augen der Welt regelrecht fertigmachten.
Jetzt gab es also Freundlichkeiten in fragwürdiger schauspielerischer Darbietung. Das Ergebnis ist aber kaum besser. Wenn nicht alles täuscht, wird Putin ein Kriegsende nach seinem Gusto bekommen. Wie ein eventuelles Dreiertreffen zwischen Trump, Putin und Selenskyj ausgehen mag, steht, während der Krieg in der Ukraine mit unverminderter Härte weitergeht, auch noch in den Sternen. Auf Europa wartet derweil die Rechnung. Sie wird aus Amerika reinflattern. Danke, Daddy.
De Maart

@ Dunord Hagar
Wer auf eine solche Aussage mit Argumentum ad hominem reagiert, hat den tieferen psychologischen Sinn hinter der Aussage nicht begriffen. Diese Ignoranz wird dann getoppt mit einem absurden „Aufruf“, der eine gewisse Verachtung des Gesprächspartners durchblitzen lässt. Nicht schön.
Nun scheint es prinzipiell leichter zu fallen, andere persönlich herablassend anzugehen, wenn man sich selber hinter einem „Pseudonym“ verbirgt.
Zur weiterfuehrenden Literatur ueber Putin koennte man auch Putins Netz von Catherine Belton , das sich wie ein Triller liest empfehlen und le Livre Noir de Vladimir Putin von Stephane Courtois und Galia Ackerman .
@porcedda daniel m
"Daher: Wer in Europa klug ist, unterstützt die Ukraine mit jeder Kugel, die verfügbar ist (und das schreibe ich als eingefleischter Pazifist)"
Wer sich so aus dem Fenster lehnt und eine derartige Vorlage hinlegt, brauch sich um ein Argumentum ad hominem nicht zu wundern.
@ Altwies Yves
Danke. Leider kann ich nicht reiten …
Spaß beiseite. „Das Zitat hatte Wegner während seines Aufenthaltes im Osmanischen Reich entdeckt. Für Uli Klan, Vorsitzender der nach Wegner benannten Literaturgesellschaft, ein weltweit gültiger Satz, der die Bedrohung aller Menschen bezeichnet, die in totalitären Systemen unbequeme Wahrheiten aussprechen.“
Insofern ergibt dieses Zitat im erweiterten Zusammenhang mit Russland durchaus Sinn.
@ Dunord Hagar
Bis wohin meine Geschichtskenntnisse reichen, ist hier unerheblich. Relevanter ist, dass ich 24 Jahre lang in der Ukraine lebte und dort auch „russische“ Politik miterleben konnte (teilweise musste).
Jegliche geschichtlichen Vergleiche sind Makulatur, also sinnbefreit, und daher reiner Zeitverlust. Sinnvoller und zielführender ist die Auseinandersetzung mit dem putinschen Russland. Und selbstverständlich mit Putin selber. Hilfreich hierzu sind Ausführungen angesehener Historiker und Politologen, die auf den Themenkomplex Russland und Putin, aber ebenfalls UDSSR spezialisiert sind. Zum Beispiel Osteuropa-Historiker Karl Schlögel, Heinrich August Winkler, und insbesondere der Historiker Timothy Snyder … um nur mal ein paar wenige zu nennen. Und gerne darf man auch Garri Kasparov, ehemaliger Schachweltmeister, zu diesem Thema lesen.
Auf den letzten Satz Ihrer Wortmeldung gehe ich nicht weiter ein. Er belegt bloß, dass Ihnen Argumentum ad hominem leichter fällt als Argumentum ad rem oder Argumentum ad iudicium.
@porcedda daniel m/
"Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd... "
@porcedda daniel m
Anscheinend reichen ihre Geschichtskenntnisse nicht weiter als 2014. Was in der EU fehlt? Schon Obama hat seinerzeit probiert einen europäischen Staatslenker zu finden um mit ihm zu sprechen "I want to call the President of the Europaen Union, but I find no name nor number!"
Zurück zu ihren Geschichtskenntnissen. Es gab "Staatslenker", die den Mut hatten, sowohl Stalin als auch Roosevelt furchtlos entgegenzutreten und die Konfrontation suchten... das Resultat ist hinreichend bekannt.
Wenn sie so klug sind wie sie meinen, dann lade ich sie ein sich eine AK-47 zu beschaffen und in den Donbass zu gehen. Furchtlose Leute wie sie werden dort gebraucht!
Es ist erstaunlich, dass viele das Wesentliche verdrängt zu haben scheinen: Russland führt einen illegalen da völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine. Russland hat den Angriffskrieg einseitig im Februar 2022 angezettelt, ohne jegliche Bedrohung seitens der Ukraine.
Seit 2014 führt Russland bereits Krieg gegen die Ukraine, wurde jedoch vor allem im Westen nicht explizit als solcher betrachtet. Es wurde von der EU ein diplomatischer Fehler nach dem anderen gemacht, geleitet und verblendet von auf fossilen Energieträgern konzentrierte Wirtschaftsinteressen.
Warum dauert nun der Russlandkrieg in der Ukraine weiter an? Weil die EU nicht gleich zu Beginn mit allen Mitteln die Ukraine unterstützt hatte. Es wurde gezögert, abgewägt und abgelehnt. Man wollte Russland halt nicht provozieren. Welch absurde und fatale Politik.
Und nun sieht es aus, dass der Angreiferstaat, der hunderttausende Menschen getötet hat, zehntausende ukrainische Kinder entführt hat, frauen zu tausenden vergewaltigt hat, Städte zerbombt hat, zivile existentielle Infrastruktur zerstört hat … für seine Gräueltaten noch belohnt werden wird. Dies, weil auf der einen Seite ein amerikanischer Präsident aus welchen Gründen auch immer Russland ausgeliefert ist. Und auf der anderen Seite lernresistente EU-Diplomanten weiterhin nach ihrem einstudierten Diplomatiehandbuch vorgehen. Diese Art von Diplomatie hat völlig versagt, weil vom KGB geschulten Putin immer wieder aufs Neue ausgehebelt.
Was in der EU fehlt: Einige Staatslenker, die den Mut haben, sowohl Putin als auch Trump furchtlos entgegenzutreten und die Konfrontation suchen. Trump ist feig, Putin versteht nur Stärke. Beide würden auf der Weltbühne bloßgestellt werden können. Und müssten einknicken.
Europa sollte froh sein, dass die Ukraine weiterkämpft. Denn würde sie kapitulieren, könnte das nächste Opfer des russischen Expansionsdrangs ein NATO-Mitglied sein. Das wäre dann das Horrorszenario, weil mit Artikel 5 die Zusatzklausel Mobilisierung der Nuklearstreitkräfte eintreten würde.
Daher: Wer in Europa klug ist, unterstützt die Ukraine mit jeder Kugel, die verfügbar ist. (und das schreibe ich als eingefleischter Pazifist)
Frieden? Welcher Frieden denn? Putin bekräftigt unentwegt seine Ziele, die genau dieselben sind, die er als Angriffsgrund nannte. Das Auslöschen der Ukraine als unabhängiger Staat. Er rückt keinen Deut davon ab.
Die einzig mögliche Konsequenz für einen echten und dauerhaften Frieden? Krieg bis zum bevorstehenden Sieg der Ukraine, bis Putin selbst um eine Waffenruhe bettelt.
Weshalb sind diese Politiker denn bei Trump anmarschiert, der grosse Megaloman wird ihnen jetzt den Frieden servieren so wie er Putin in den Kragen passt, und die Ukraine wird eine bittere Medizin schlucken müssen...
Was haben die EU daddies und mummies denn geleistet?
Der ukraine genug waffen zu liefern um den krieg endlos in die laenge zu ziehen...und mehr haben sie ja auch heute noch nicht zu bieten.
Wo liegt denn fuer Herr Back die Alternative ? Eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld ? Es ist bestimmt bitter , aber was die Ukraine jetzt bekommt haette sie auch schon vor 2 Jahren haben koennen . Die " guten " Freunde Jo Biden und Boris Johnson die Russland schon als den Verlierer sahen draengten damals die Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu suchen .-Wuerde Trump uebers Wasser gehen , dann waere die erste Reaktion der Trump Hasser -Der Mann kann nicht schwimmen .
Ech schummen mech vun eso'u Weichei'er Politiker vertrueden ze sinn !
Em den Dech setzen se driipsech do wei' wann eng Katz hinnen den Fesch geklaut huet.