Freitag31. Oktober 2025

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Sieg für den DatenschutzDänische EU-Ratspräsidentschaft verzichtet auf anlasslose Chatkontrollen 

Sieg für den Datenschutz / Dänische EU-Ratspräsidentschaft verzichtet auf anlasslose Chatkontrollen 
Das Logo des Messenger-Dienstes Signal auf einem Smartphone. Signal verfügt über eine wirksame Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Foto: Zacharie Scheurer/dpa

Die umstrittene anlasslose Chatkontrolle zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern ist bis auf Weiteres vom Tisch.

Nach jahrelanger intensiver Diskussion beschloss die dänische EU-Ratspräsidentschaft am Donnerstag, das grundsätzliche Ausspähen privater Chatnachrichten aus den Gesetzesplänen zum Vorgehen gegen Kinderpornografie zu streichen. Insbesondere Deutschland hatte sich gegen eine allgemeine Chatkontrolle gewendet, zuletzt hatte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) eine Zustimmung ihrer Regierung zu der Maßnahme ausgeschlossen.

Der dänische Justizminister Peter Hummelgaard begründete den Verzicht seines Lands auf die Maßnahme im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP damit, dass auf EU-Ebene andernfalls keine Einigung auf neue Regeln zum Vorgehen gegen Kinderpornografie möglich gewesen wäre. Die derzeitigen Regeln laufen bereits im April kommenden Jahres aus.

„Es bestand die ernsthafte Gefahr, dass wir für längere Zeit ohne das Instrument, über das wir heute verfügen, dastehen würden“, sagte Hummelgaard und fügte an: „Das konnten wir uns nicht leisten.“

Besser als ein Rückschritt

Der Kompromiss, auf den sich die EU-Staaten nun verständigen sollen, ähnelt den derzeitig gültigen Regeln: Demnach dürfen Online-Plattformen weiterhin Systeme zur Erkennung kinderpornografischer Inhalte verwenden – allerdings nur auf freiwilliger Basis und nicht etwa auf richterliche Anordnung.

Der dänische Justizminister Hummelgaard bedauerte, dass die neuen EU-Regeln nun „nicht die Offensive gegen sexuellen Missbrauch von Kindern sein werden, die wir brauchen“. Der nun gefundene Kompromiss sei aber „immer noch besser als ein echter Rückschritt“.

Die EU-Kommission hatte im Mai 2022 vorgeschlagen, Internet-Plattformen gesetzlich zum massenhaften Ausspähen privater Chatnachrichten zu verpflichten, um Bilder von Kindesmissbrauch aufzuspüren. Bisher melden Online-Dienste wie Facebook, Instagram oder Whatsapp anstößige Funde auf freiwilliger Basis nach Brüssel.

Ein Bericht der britischen Internet Watch Foundation ergab, dass 62 Prozent des im vergangenen Jahr international identifizierten Materials über sexuellen Kindesmissbrauch auf Servern innerhalb der EU lagen.

Datenschützer sahen hinter den Gesetzesplänen jedoch einen Generalverdacht gegen Bürger. Auch EU-Datenschutzbehörden kritisierten das Vorhaben.