Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

„Da gab es überhaupt keine Visionen“

„Da gab es überhaupt keine Visionen“

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Seit den letzten Gemeindewahlen sind die Grünen in Hesperingen die stärkste Oppositionspartei. Zwei Sitze hatte man dazugewonnen und wurde hinter DP und CSV, die beide einen Sitz verloren hatten, zur drittstärksten Partei.

Noch am Wahlabend wurde das Koalitionsabkommen zwischen CSV und DP klargemacht. „Wir hatten zumindest erwartet, dass man mit uns reden würde. Ob man jetzt in eine Mehrheit reingekommen wäre, weiß man nicht. Aber sie haben nicht mal mit uns gesprochen. Das hat uns schon ein bisschen verärgert“, so Spitzenkandidat Roland Tex. So nahm man wieder auf der Oppositionsbank Platz. Die Bilanz, die man aus dieser Sicht zieht, ist geteilt. Positiv erwähnt Tex „die vorsichtige Budgetpolitik, manchmal vielleicht zu vorsichtig, aber man kann der Mehrheit nicht vorwerfen, dass sie nicht gut gehaushaltet hätte.“ Hesperingen sei finanziell immer noch recht gut gestellt. Was die Auffangeinrichtungen angeht, so sei es zwar gut, dass jetzt Schul- und Betreuungstrukturen ausgebaut werden, aber da habe der Weitblick gefehlt. „Da wurde relativ spät reagiert“, so Tex.

Logo" class="infobox_img" />Oppositionsrat Roland Tex („déi gréng“)

Kritikpunkt Wohnungsbau

Heftige Kritik übt er aber an der Wohnungsbaupolitik: „Da gab es überhaupt keine Visionen, es ist überhaupt nichts passiert. Die ganze Entwicklung der Gemeinde wurde den Promotoren überlassen.“ Das Ergebnis: „Et muss ee schonn zimlech aiséiert sinn, fir iwwerhaapt heihinner wunnen ze kommen.“ Die alten Häuser, die jetzt zu bezahlbarem Wohnraum umgebaut werden, reichen in seinen Augen nicht aus. „Eine Gemeinde braucht eine gesunde soziale Mischung.“ Die Instrumente, die der „pacte logement“ den Gemeinden an die Hand gebe, würden nicht genutzt. Er nennt Vorkaufsrecht bei Bauland oder gar Steuern auf brachliegendes Bauland, wohlwissend, „dass es nicht immer populär ist, so was durchzubringen“. Was das Verkehrsproblem angeht – unter dem viele Gemeinden leiden –, so könne man laut Tex punktuell einiges machen. Aber die angedachte Umgehungsstraße ist ihm suspekt. „Wir sind der Meinung, dass jede Straße mehr Verkehr bringt. Wir sind aber nicht kategorisch dagegen. Allerdings müssen im Vorfeld Studien gemacht werden, um zu sehen, ob es bringt, was es verspricht. Es kann auch kontraproduktiv sein.“

Hinzu kommt der „Ban de Gasperich“. „Das ist ein Riesenknoten, der dort auf uns zukommt. Ich weiß nicht, wie wir das als Gemeinde alleine lösen können“, hofft er auf Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Hesperingen selber hat da eher eine geringe bis gar keine Handhabe. Auch die Umstrukturierung der Gewerbezone auf Howald, so wird befürchtet, dürfte das Verkehrsaufkommen steigern. „Das müssen wir aus dem Hesperinger Zentrum rausbekommen“, so Tex.

Diskussionsbedarf gibt es in Hesperingen eine Menge, aber die Meinungsverschiedenheiten werden sachlich und fair ausgetragen. „Auch wenn wir nicht einer Meinung sind, so haben wir doch das Gefühl, dass eine ganze Reihe von Sachen übernommen wurden. Die aber als Pläne der Mehrheit verkauft werden“, lacht er.

Wo will Hesperingen hin?

Wenn der Bürgermeister von energetischer Sanierung spricht, dann wird wohl eingeräumt, dass das tatsächlich passiert, „aber man muss wissen, dass das gemacht werden muss“, so Tex. Ebenso die Investitionen in die Kläranlage, die gut und wichtig gewesen seien, wobei aber „90 Prozent davon vom Staat getragen wurden. All das vergessen sie leicht, zu erwähnen“, so Tex in Richtung der Mehrheit im Rathaus.

Was Hesperingen aber fehle, sei ein „Centre culturel“. „Davon wird schon lange geredet“, so Tex. Auch eine Multifunktionshalle sei nötig. „Wir sind so gewachsen, dass unsere Sporthallen überlastet sind.“ Ein Prachtbau soll es nicht werden, aber funktionell und nicht zu teuer. Die Grünen fordern aber schon lange eine groß angelegte Zukunftsdebatte zur Frage „Wo will Hesperingen hin?“. „Daran, dass wir wachsen werden, kommen wir nicht vorbei. Aber wie und in welchem Maße, muss diskutiert werden und da muss man die Bevölkerung einbinden.“ Und dann gibt es noch die „traditionellen“ grünen Themen. Eine bessere Abfallwirtschaft und ein Energie- und Umweltberater stünden Hesperingen gut zu Gesicht. Sollten die Grünen ähnlich gut abschneiden wie letztes Mal, wären sie bereit, Verantwortung zu übernehmen. Die Hoffnung, dass diesmal mit ihnen geredet wird, hat Tex schon. „Mit dem neuen Bürgermeister bzw. dem neuen Schöffenrat hat ein anderer politischer Stil Einzug gehalten.“